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Kunstfleisch bald massentauglich

Der milliardenschwere Börsengang von „Beyond Meat“ war nur der Anfang. Laut einer Studie der internationalen Unternehmensberatung A.T. Kearney werden im Jahr 2040 bis zu 60 Prozent der Fleischprodukte nicht mehr von Tieren stammen. Für die Agrar- und Lebensmittelbranche bedeutet diese Entwicklung massive Veränderungen ihrer Produktionsbedingungen.

Kultiviertes Fleisch, also Kunstfleisch, ohne Tierleid ist aber nicht nur ein Lichtblick für Tierschützer. Da die Anzahl der Menschen von 7.6 auf zehn Milliarden (2050) anwachsen wird, bietet Kunstfleisch die Chance, die Ernährung der Weltbevölkerung dauerhaft und nachhaltig sicherzustellen.

Schätzungen gehen derzeit von einem Viehbestand von etwa 1,4 Milliarden Rindern, einer Milliarde Schweinen, 20 Milliarden Stück Geflügel und 1,9 Milliarden Schafen, Lämmern und Ziegen aus. Die Feldfruchtproduktion, die direkt für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, macht dabei aber nur 37 Prozent aus. Anders ausgedrückt: Wir verfüttern die meisten Ernteerträge an Tiere, um Fleisch zu produzieren, das letztendlich vom Menschen konsumiert wird.

Seit der ersten Verkostung eines gezüchteten Burger im Jahr 2013 hat sich viel getan. Laut Angaben des niederländischen Lebensmitteltechnologieunternehmens Mosa Meat sei es inzwischen gelungen, Fleisch in großen Bioreaktoren mit 10.000 Litern Fassungsvermögen zu züchten. Trotzdem liegt der Preis für ein Kilo Kunstfleisch noch bei mehreren Tausend Dollar. Doch der könnte in den nächsten Jahren deutlich sinken, wenn Verfahren für die Massenproduktion ausgereift sind. „Bei einem Preis von 40 Dollar pro Kilo Kunststeak könnte Laborfleisch massentauglich werden“, meint Carsten Gerhardt von A.T. Kearney. Diese Schwelle könnte bereits 2030 erreicht sein.

Kunstfleisch vs. Tierfleisch

Die Gründe auf Tierfleisch zu verzichten sind mannigfaltig, allen voran natürlich Klima- wie Tierschutz. Ganz aktuell ist aber auch ein bundesweiter Test von Greenpeace: Die Umweltschutzorganisation hat handelsübliches Schweinefleisch auf Keime testen lassen, die gegen Antibiotika resistent sind. Das Ergebnis: Jedes dritte Stück Schweinefleisch ist mit resistenten Erregern belastet.
Die Ursache dafür liegt in der Massentierhaltung. Gerade Schweinen werden übermäßig viele Antibiotika verabreicht. So „härten” sich die Keime gegen die Medikamente ab und werden zur gesundheitlichen Bedrohung für uns Menschen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt seit Jahren vor einem drohenden ‘Post-Antibiotika-Zeitalter’, wenn der übermäßige Einsatz von Antibiotika sowohl in der Tierhaltung als auch beim Menschen nicht drastisch reduziert wird. Allein in der EU sterben jährlich schon jetzt rund 33.000 Menschen an antibiotikaresistenten Keimen. Greenpeace fordert vom Gesundheitsministerium daher einen ambitionierten und verbindlichen Plan für die Reduktion von Antibiotika in der Nutztierhaltung.

Initiativen:
www.dieoption.at/ebi
www.wwf.at/de/billigfleisch-stoppen

Foto/Video: Shutterstock.

ZUM BEITRAG AUF OPTION ÖSTERREICH

Geschrieben von Helmut Melzer

Als langjähriger Journalist habe ich mir die Frage gestellt, was denn aus journalistischer Sicht tatsächlich Sinn machen würde. Meine Antwort darauf siehst Du hier: Option. Auf idealistische Weise Alternativen aufzeigen – für positive Entwicklungen unserer Gesellschaft.
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