Es ist ein Altersphänomen: Für junge Menschen haben das eigene Auto und der Führerschein längst keine Priorität mehr. Carsharing ist daher eines der wesentlichsten Zukunftsthemen bei der Mobilität. „Wir sind am Beginn eines Umbruchs, auch wenn es in Österreich vielleicht länger dauern wird“, erklärt car2go-Geschäftsführer Alexander Hovorka im Option-Gespräch. 3,5 Mio. car2go-Nutzer an 25 Standorten in acht Ländern sprechen eine klare Sprache. „Aktuelle Studien zeigen auch, dass das der Ökologie hilft: In Berlin ersetzt ein Sharing-Auto 16 Fahrzeuge, in Wien immerhin drei Autos. Das ist immer eine Frage des Angebots“, so Hovorka. Letzteres trifft auch auf die eMobilität zu: In Wien errichtet Wien Energie die ersten 1001 Ladestationen. Hovorka: „In Amsterdam hatten sie beim Start 1.400 Stationen, heute sind es etwa 4.000.“
Zukunft „ride hailing“
Das klassische Carsharing wird wohl eine urbane Lösung bleiben, ein wirtschaftliches Konzept für den ländlichen Bereich gibt es aufgrund von zu geringem Bedarf nicht. Mit dem autonomen Fahren kann sich das radikal ändern, etwa mit autonomen Bussen, die vor allem Personalkosten einsparen und so eine Wirtschaftlichkeit zulassen. Stichwort: ride hailing. Das Konzept: Man muss gar nicht erst ein Sharing-Auto suchen, man ruft es wie ein Taxi. Oder ein Bus sammelt die Fahrgäste dort auf, wo sie gerade sind, über eine elektronisch optimierte Route. Kein Wunder, dass auch Uber in Sachen autonomes Fahren experimentiert: Das Sharing-Auto der Zukunft ist ein Taxi und hat keinen Fahrer.
Autonome Autos vs. Öffis
Das kann das gesamte Verkehrssystem, wie wir es kennen, komplett verändern. Die Frage der Zukunft lautet: Ist die öffentliche Hand noch an der Mobilität beteiligt? Über „ride hailing“ kann das gesamte Bundesgebiet abgedeckt werden, das Angebot wird wohl in privatwirtschaftlicher Hand bleiben. Erst kürzlich haben Daimler und BMW alle ihre mobilen Dienste in ein gemeinsames Unternehmen eingebracht. Das Rennen um die künftige Marktführerschaft des Gesamtverkehrs läuft bereits.
Denn es steht fest: Wer bequem und vor allem individuell reisen kann, wird sich kaum mehr in einen überfüllten Zug mit starren Abfahrtszeiten setzen wollen. Und: Jede Regierung wäre zu gerne die Kosten für Bahn & Co los. Die große Gefahr dabei: „Man muss hier vorsichtig sein, dass einige Gruppen nicht ausgeschlossen werden“, warnt der car2go-Chef. Gemeint: Ältere und sozial Schwächere könnte das neue Mobilitätssystem technisch wie finanziell überfordern.
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