Nur dreieinhalb Liter Diesel pro 100 Kilometer – nicht mehr soll ein Auto, das im Jahr 2020 zugelassen wird, noch verbrauchen. Die EU hat das im Jahr 2009 in einer Verordnung festgelegt mit dem Ziel, die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. Das setzt die Autohersteller zunehmend unter Druck. Die Zukunftsperspektive lautet: E-Mobilität. Wer nachhaltige Strategien verfolgt, treibt sie voran und sichert sich einen Platz im Zukunftsmarkt. Das Umweltbundesamt hat die Bedürfnisse der Nutzer analysiert, sie dem derzeitigen Entwicklungsstand gegenübergestellt und daraus ein Szenario abgeleitet. Günther Lichtblau leitet dort die Abteilung „Verkehr und Lärm“ und hält eine Prognose bereit: „Laut unseren Analysen, die wir vor fünf Jahren durchgeführt haben, wird die E-Mobilität im Jahr 2017 ihren Durchbruch erleben. Das wird sich auch aus heutiger Sicht ausgehen.“ Dafür sind drei Aspekte entscheidend. Die Ladeinfrastruktur, die Batterietechnologie und der Preis.
Der Preis als wichtigstes Argument
Die Bundesregierung möchte, dass bis zum Jahr 2020 auf Österreichs Straßen 200.000 Elektroautos unterwegs sind. Das wären zwar nur knapp fünf Prozent des Gesamtbestands, aber immerhin zwanzig Mal so viele wie heute. Um die E-Mobilität zu fördern, muss an der Preisschraube gedreht werden. Denn so viele Vorteile ein Elektroauto auch hat, ein Kunde wird es nur kaufen, wenn er es sich leisten kann. Bis jetzt erspart sich der E-Auto-Käufer die Normverbrauchsabgabe. Außerdem sind E-Autos für Unternehmer vorsteuerabzugsberechtigt und sachbezugsbefreit. Für gewerbliche Fahrzeuge gibt es außerdem eine Kaufprämie von bis zu 4000 Euro. Die soll bald auch bundesweit für private Fahrzeuge kommen, bis jetzt gibt es nämlich nur Landesförderungen, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. Spätestens dann sollte auch das Preisargument stimmen, wie Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt erklärt: „Wir sehen, dass Käufer durchaus bereit sind, etwas mehr für ein E-Fahrzeug auszugeben, weil es in der Erhaltung deutlich günstiger als ein Verbrenner ist. Derzeit ist es noch so: Wer mehr als 20.000 Kilometer pro Jahr fährt, steigt mit dem E-Auto bereits jetzt günstiger aus. Ein Wert, der sich sukzessive verringern wird, wenn die Nachfrage erst einmal einen kritischen Punkt übersteigt.“
Vorbild: Norwegen
In Norwegen passiert gerade, wovon Österreich noch träumt. Bereits 23 Prozent der neuzugelassenen Fahrzeuge im Jahr 2015 waren Elektroautos. In Österreich sind es zwei Prozent. „In Norwegen gibt es massive Steuervorteile“, so Günther Lichtblau, „E-Fahrzeuge sind dort vom Preis her unglaublich attraktiv geworden. Dort gibt es keinerlei Steuern mehr auf ein E-Auto. Außerdem dürfen E-Autobesitzer in der Stadt gratis parken und die Bus-Spur benützen. Auch in Österreich würden wir weitere Steuerbegünstigungen gutheißen, bei den Busspuröffnungen bin ich allerdings skeptisch. Denn was, wenn einmal so viele Fahrzeuge unterwegs sind, dass die Busspuren permanent verstopft sind? Dann muss man das rückgängig machen und das sorgt für Unmut.“ Das Verkehrsministerium arbeitet bereits an einem weiteren Maßnahmenplan. Die Politik ist sich grundsätzlich einig, dass die E-Mobilität das Zukunftskonzept ist, das es voranzutreiben gilt. Jürgen Talasz vom Verband der Elektromobilität in Österreich sieht in den Förderbestrebungen ein entscheidendes Ziel: „Wenn ich den Kaufpreisunterschied zwischen einem Benziner und einem E-Auto durch Förderungen egalisiere, dann bin ich als Kunde auch bereit, zu kaufen.“ Zentrales Argument gegen ein Elektrofahrzeug war für Kunden bisher auch die Reichweite. Doch auch hier hat sich viel getan. Die meisten Fahrzeuge schaffen derzeit zwischen 150 und 400 Kilometer. In der Premiumklasse bei Audi und Tesla fährt man bereits über 500 Kilometer mit einer Batterie-Ladung. Wichtiger als die Reichweite ist damit die Möglichkeit, seine Batterie an so vielen Plätzen wie möglich laden zu können.
In 30 Minuten zur vollen Batterie
Um die Ladeinfrastruktur und um die mittlerweile 2.282 Stromtankstellen im Land kümmern sich im Wesentlichen die neun Landesenergieversorger, der Elektroautohersteller Tesla sowie die Firma Smatrics, die seit dem Jahr 2013 an einem flächendeckenden Netz an Ladestationen für Elektroautos arbeitet und hier bereits weit fortgeschritten ist, wie Geschäftsführer Michael-Viktor Fischer erklärt: „Wir haben das ganze Land in Kreise mit einem Radius von 30 Kilometern unterteilt. In jedem dieser Kreise steht mittlerweile eine Ladestation, sprich, mindestens alle 60 Kilometer. Insgesamt sind es 400 solcher Ladepunkte. Rund die Hälfte davon sind Highspeed-Ladestationen, die eine E-Auto-Batterie in einer knappen halben Stunde vollladen können. Wir arbeiten bereits an der nächsten Generation, in den nächsten Jahren soll ein Auto in zehn Minuten vollgeladen werden können.“
Tanken soll in Zukunft anders funktionieren als heute. „Tanken nebenbei“ nennt Fischer diesen Paradigmenwechsel: „Ich lade überall dort, wo ich das Auto sowieso parke. Wir kooperieren hier bereits unter anderem mit Ikea, Apcoa, McDonalds, Merkur und einigen anderen. Im Durchschnitt fährt der Österreicher täglich 36 Kilometer mit dem Auto, die restliche Zeit steht es. Zeit genug, um es vollzuladen.“
Mit einer Karte überall tanken
Der Verband für Elektromobilität in Österreich (BEÖ) koordiniert die Entwicklung der Technologie, fördert gemeinsame Strategien und hat sich ein Ziel gesteckt, das für den Konsumenten am Ende entscheidend sein wird: die Entwicklung des E-Roamings, wie Vorstand Jürgen Halasz erklärt: „Ziel ist es, österreichweit mit einer Karte oder einer App sein Fahrzeug laden zu können, völlig unabhängig vom Stromanbieter, bei dem man seinen Vertrag hat. Erst so wird der gesamte Ladeprozess für den Endnutzer praktikabel, vergleichbar mit der Geldbehebung bei Bankomaten, unabhängig vom Geldinstitut. Die Herausforderung ist es, die Systeme untereinander zu vernetzen, das ist sehr kostspielig. Aber wir haben hier einen Förderzuschlag bekommen und schätzen, dass das interoperable Laden bis Mitte des nächsten Jahres fertig sein und in ganz Österreich funktionieren wird. Das fordern die Kunden und da können wir uns auch nicht mehr beliebig viel Zeit lassen.“
Die 200.000 E-Fahrzeuge in Österreich bis 2020 hält Jürgen Halasz für etwas vermessen, aber: „Das Umweltbundesamt rechnet mit 144.000 Fahrzeugen, das ist schaffbar. Aber jetzt müssen alle an einem Strang ziehen. Wenn einmal der kritische Punkt überschritten ist, dann wird das schlagartig gehen. Damit rechne ich bis spätestens 2025.“ Eine Vision, die viel verspricht. Davon müssen jetzt nur noch die AutofahrerInnen überzeugt werden.
Kosten & Förderung
Grundsätzlich gilt die Regel, dass rund 50 Prozent der Fahrzeugkosten die Batterie ausmacht. Und da mit Hochdruck an besseren Technologien und höheren Absätzen gearbeitet wird, ist davon auszugehen, dass die Preise weiter sinken werden. Derzeit kostet ein Elektroauto noch deutlich mehr als ein Verbrenner.
Kosten für die Batterieladung – Ein Rechenbeispiel: Nehmen wir an, ein Elektroauto benötigt für die Reichweite von 100 Kilometern 15 Kilowattstunden. Lädt man zuhause, gelten die herkömmlichen Strompreise, je nach Anbieter. Rechnen wir mit 18ct pro Kilowattstunde. Macht in Summe 2,70 Euro pro hundert Kilometer.
Förderung – Aktuell arbeitet die Bundesregierung an einem neuen Maßnahmenpaket zur Förderung der E-Mobilität. Derzeit entfällt die Normverbrauchsabgabe beim Kauf von Elektrofahrzeugen. Kaufprämien für private Nutzer gibt es seit 2017 bundesweit , bisher gibt es die nur in einzelnen Bundesländern. Für gewerbliche Nutzer ist die Kaufprämie bereits Standard. Unternehmer profitieren bei der Anschaffung von Elektroautos zur gewerblichen Nutzung außerdem von der Vorsteuerabzugsberechtigung und der Sachbezugsbefreiung. Einen vollständigen Überblick über die derzeit geltenden Förderungen je nach Bundesland bietet die Seite www.austrian-mobile-power.at.