Was ist Suffizienz?

Suffizienz ist ein wichtiger Eckpfeiler für die nachhaltige Entwicklung weltweit. Der Begriff „Suffizienz“ kommt vom lateinischen „sufficere“. Das bedeutet auf Deutsch „ausreichen“. Suffizienz in der Nachhaltigkeits-Debatte steht also nicht für Verzicht. Im Gegenteil: Im Zentrum von Suffizienz stehen der kluge Konsum und ein Vermeiden von Überfluss – ein Verbrauch mit Maß und Ziel, sozusagen. Mit dem Vorhandenem achtsam umgehen in dem Wissen, dass weniger oft mehr ist.

Wissenschaftler*innen beschäftigen sich dabei eingehend mit der Frage, wo Überfluss beginnt und wie ein suffizienter Lebensstil gefördert werden kann. Sie haben auch die Grundbedürfnisse für ein modernes Leben konkret definiert. Diese umfassen unter anderem zehn Quadratmeter Wohnraum und ein Handy für jeden, Heizung und Klimatisierung und 10.000 Kilometer Mobilität pro Jahr pro Person. Das würde zwar für bestimmte Bevölkerungsgruppen gewisse Einschränkungen mit sich bringen, für viele andere Menschen würde die Lebensqualität stark steigen.

„Wer nicht konsumiert, befindet sich am Rande der Gesellschaft, da er das Wachstum nicht fördert oder mit diesem nicht Schritthalten kann. Problematischer Weise prägt diese Vorstellung vom Konsum unsere Wahrnehmung der Realität, die scheinbar nicht zu durchbrechen ist. Genau an dieser Stelle setzt die Suffizienz-Strategie an“, zitiert das Lexikon der Nachhaltigkeit etwa die Autoren Fischer und Grießhammer. So geht es bei Suffizienz also um eine Veränderung unseres Verhaltens und unserer Einstellung. In Sachen Ressourcenschonung kann Suffizienz jedenfalls einen großen Beitrag leisten. Insgesamt rechnet J. Millward-Hopkins damit, dass der globale Energiebedarf um ein Drittel sinken würde, würden wir weltweit nach den Standards aus der Suffizienz-Forschung leben.

Suffizienz: Grenzen respektieren

Bei Suffizienz liegt der zentrale Ansatz im Respekt vor den ökologischen Grenzen unseres Planeten. Neben Suffizienz sind in der Nachhaltigkeits-Debatte auch Effizienz und Konsistenz wichtige Konzepte für die Zukunft. Während Effizienz durch technologische Innovationen erreicht wird, meint Konsistenz den Wechsel zum Beispiel von fossilen Energien zu erneuerbaren. Oder wie die Friedrich Ebert Stiftung definiert: „Die Konsistenz beschreibt die Verträglichkeit von anthropogenen Stoff- und Energieströmen mit den Strömen natürlicher Herkunft.“ Jedoch können ohne Suffizienz-Strategie sowohl Effizienz als auch Konsistenz ihre Wirkung verfehlen.

Ein Beispiel: Wenn ein Auto weniger verbraucht aber dafür öfters und weiter gefahren wird (etwa, weil die Spritkosten nicht so ins Gewicht fallen), ist das ein klassischer Rebound-Effekt. Das Auto ist zwar effizienter, doch über dessen Umweltverträglichkeit entscheidet letztlich unser Verhalten. Ersetzen wir gemäß der Konsistenzstrategie zum Beispiel Benziner durch E-Autos, schaffen aber doppelt so viele PKWs an, weil sie stark gefördert werden, steigt dem entsprechend der Verbrauch anderer wertvoller Rohstoffe oder es fallen neue Probleme, wie soziale Ausbeutung bei der Herstellung der Akkus, an. „Suffizienz ist ein notwendiger Baustein in einem ebenso notwendigen Ensemble unterschiedlicher Nachhaltigkeitsstrategien. Und es ist notwendig und möglich, sie mit Hilfe politischer Instrumente zu fördern“, lautet ein Statement des Österreichischen Ökologie Instituts. (KB)

Foto/Video: Shutterstock.

Geschrieben von Karin Bornett

Freie Journalistin und Bloggerin in der Option Community. Technikaffines Labradorfrauchen mit Leidenschaft für Dorfidylle und Faible für urbane Kultur.
www.karinbornett.at

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