Um rund zehn Millionen Dollar wurde in Michigan in den USA eine Kleinstadt errichtet, wohnen wird dort allerdings niemand: „Mcity“ ist die Heimatstadt der übernächsten Generation von Autos, die alle eines gemeinsam haben: Sie kommen alle ohne Fahrer aus.
Die Gemeinde der autonomen Elektroautos ist aber weit mehr als das übliche Testgelände: Erprobt werden hier in Kooperation zahlreicher US-Konzerne das Zusammenspiel von unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern und Situationen, aber auch neue Kommunikationstechnologie und Innovationen.
Zumindest die deutsche Automobilindustrie denkt aber nicht daran die Elektroautos den Amis zu überlassen – und will in naher Zukunft als Erster fahrerlos fahren. „V-Charge“ nennt sich die automatische Parkplatzsuche von VW: Künftig muss ein Lenker nur noch direkt vor dem Eingang aussteigen und eine App aktivieren. Das Fahrzeug sucht sich dann nicht nur selbstständig einen freien Parkplatz, sondern lädt bei vorhandener Ladeinfrastruktur auch noch induktiv – sprich kabellos – auf. Ist der Akku voll, sucht sich das Auto einen konventionellen Stellplatz.
Auto-Auto: Rechtliche Ampel auf Grün
„V-Charge“ funktioniert bereits heute, ebenso wie etwa das Google-Auto in der Testphase bereits generell ohne Lenkrad und ohne Gas- und Bremspedal auskommt. Und auch die rechtliche Basis für das Auto-Auto ist gelegt: Bisher stand der Artikel 8 der Wiener Konvention für den Straßenverkehr der neuen Technik entgegen. Diese wurde nun geändert: Systeme zum automatisierten Fahren sind nun zulässig, wenn sie jederzeit vom Fahrer gestoppt werden können.
Wie müssen Autos aussehen?
Generell ist der Startschuss zu unzählige Innovationen gefallen, der sogar am Aussehen eines Fahrzeuges rüttelt. Durch den Wegfall von konventionellen Motoren und Getriebe entstehen ungeahnte Möglichkeiten, wie Autos aufgebaut werden können. Das US-amerikanische Unternehmen Local Motors etwa hat die für bisherige Autos nötigen rund 10.000 Einzelteile mit dem „Strati“ kurzerhand auf 50 Teile reduziert. 2014 wurde Karosserie und Rahmen in einem 3D-Drucker hergestellt. Nach 44 Stunden mussten nur noch Elektromotor, Blinker und andere wenige Komponenten eingefügt werden.
Ein faltbares Auto wurde von einem Grazer an der Technischen Universität Wien entwickelt: Dabei handelt sich es vom Prinzip her um ein Dreirad das bis zu drei Personen Platz bietet. Bei Bedarf kann die Länge von drei Meter um ein Drittel reduziert werden, indem der hintere Doppelreifen unter den Fahrgastraum geschoben wird.
Akku-Forschung entscheidet
Fleißig getüftelt wird auch am entschiedensten Teil des Elektromobils, dem Akku. Kleiner und leichter muss er werden, dafür weitere Strecken ermöglichen. Aktuelle Elektroautos schaffen bereits über 250 Kilometer ohne neue Ladung – noch zu wenig um eine marktfähige Alternative darzustellen, Weltweit ist daher ein Konkurrenzkampf der Akku-Entwicklung ausgebrochen. Um die Leistungsdichte zu erhöhen, wird sowohl bei der Anoden- als auch bei der Kathodenseite sowie bei Elektrolyten angesetzt. Auf Kathodenseite wurde 2014 beispielsweise die Forschung an Lithium-Schwefel-Batterien vorangetrieben, die verhältnismäßig preiswert herzustellen sind und bis zu zehnmal mehr Energie speichern als übliche Lithium-Ionen-Akkus. Eine weitere Technik, die intensiv erforscht wird, ist die Lithium-Luft-Technologie, die bis zu fünfmal mehr Energiespeichert als heutige Lithium-Akkus.
Wesentlich dabei ist aber auch eine kurze Ladezeit – falls sich nicht das Konzept des ständigen Leih-Akku-Wechelns durchsetzt. Renaults Zoe etwa verspricht bereits eine Schnellladung auf 80 Prozent der Ladekapazität in nur einer Stunde.
Doch wie die „getankte“ Energie bezahlen? Auch hierbei rauchen bereits die Köpfe. In Kooperation mit dem Klima- und Energiefonds wird gerade beim SMILE-Projekt ein Prototyp getestet, der ein integratives, multimodales Informations-, Buchungs-, und Zahlungssystem bereitstellt und individuelle Elektroauto-Dienstleistungen mit jenen des öffentlichen Verkehrs verknüpft. Geboten soll also ein Info- und Zahlsystem für alle Arten des Individualverkehrs.
Faktor Konsument
Entscheidend für den Werdegang eines neuen ökologischen Individualverkehrs ist freilich die Akzeptanz der künftigen Nutzer. Das Frauenhofer Institut hat deshalb zu Elektroautos eine Befragung durchgeführt. Das Ergebnis: Gegen ein Elektroauto spricht momentan, dass die Anschaffungskosten zu hoch sind (66 Prozent), dass der Staat den Vertrieb erst subventionieren muss (63 Prozent) und dass Elektroautos erst genauso leistungsstark wie herkömmliche Fahrzeuge sein müssen (60 Prozent). 46 Prozent denken überhaupt (noch), dass Elektroautos die aktuellen Fahrzeuge nicht ersetzten können. Eventuell hat das folgenden Grund: 61 Prozent geben an, relativ wenig über die Elektromobilität zu wissen.
Elektroautos
Erst vor wenigen Jahren sind die Elektromotoren gestartet um die Welt nachhaltig zu verändert. Und eines steht bereits fest: Der Umstieg zum Elektroauto kommt nicht über Nacht, zumindest nicht in der Alpenrepublik. Ende 2014 waren in Österreich 4.7 Millionen Fahrzeuge der Klasse M1 zugelassen, 3.386 Fahrzeuge (0,07 Prozent Gesamtanteil) fuhren rein batterieelektrisch – immerhin eine Steigerung zu 2013 um 63,6 Prozent. Derzeit sind zudem rund 1.700 Ladepunkte von unterschiedlichen Anbietern in Österreich für eine öffentliche Nutzung verfügbar.
Dass es auch anders geht zeigt Europas Spitzenreiter Norwegen mit über 18.000 neu zugelassenen Elektroautos im Jahr 2014 (+130 Prozent). Der Grund für den regen Zuspruch: E-Auto-KäuferInnen sparen sich die Mehrwertsteuer von 25 Prozent, Zulassungsgebühren, Import- und Zollabgaben sowie Sondersteuer. Darüber hinaus zahlen sie keine Maut, dürfen an öffentlichen Zapfsäulen kostenlos tanken und bekommen bei der Steuererklärung höhere Kilometerpauschalen zugestanden, zudem dürfen E-Autos Busspuren nutzen und kostenlos parken. Klingt verlocken? Mit der Steuerreform 2015 sollen auch in Österreich Anreize kommen.
Bis 2020 will Österreich einen Elektromobilitätsanteil am PKW-Gesamtfahrzeugbestand von fünf Prozent erreichen.Kommentare zum Elektroauto
„Wir sehen Elektroautos als Chance, die Umweltbelastung aus dem Verkehrssektor und die Abhängigkeit von Energieimporten stark zu senken. Außerdem können die Batterien eine Rolle als Speicher im Stromnetz spielen. Daher hoffen wir, dass die Elektromobilität sich durchsetzt, und die derzeitige Entwicklungen bieten da durchaus Grund für Optimismus. Setzen die E-Autos sich tatsächlich durch, dann braucht es auf Dauer ein gewisses Maß an Lenkung. Denn die derzeit stattfindende Kostensenkung birgt auch eine Gefahr in sich: es kann durchaus passieren, dass das Fahren mit einem E-Auto unterm Strich so viel billiger wird als das Fahren mit einem herkömmlichen Auto, dass das Verkehrsaufkommen sogar zunimmt. Es soll aber nicht passieren, dass Elektroautos vor allem als Zweitauto in der Stadt genutzt werden, oder als billiges Pendlerauto der Bahn Konkurrenz machen, denn aus Gesamt-Systemsicht wäre das nicht ideal. Gerade in der Stadt gibt es genug Alternativen, die in Vergleich zum Auto platzsparend sind – damit die öffentlichen Flächen in den Städten wieder zum Lebensraum werden, statt als Verkehrsflächen zu dienen. Denn auch Elektroautos brauchen Platz, zum Fahren, und 90 Prozent der Zeit zum Parken. Idealerweise sollten Elektroautos dort fahren, wo sich öffentliche Verkehrsmittel aufgrund niedriger Fahrgastzahlen nicht rentieren – am Land. Man wird daher auf Dauer auch über Steuerungsmaßnahmen nachdenken müssen: nicht zuletzt auch, um die sinkende Einnahmen aus der Mineralölsteuer und damit den Kostenbeitrag für den Straßenerhalt zu kompensieren. Aber so weit ist es noch nicht. Das erste was es jetzt braucht ist eine Senkung der Batteriekosten und Vergrößerung der Reichweite, und eine Antwort auf die Frage, wie die Autos optimal in das Stromnetz integriert werden können.“
Jurrien Westerhof, Erneuerbare Energie Österreich„Die Verfügbarkeit von E-Ladestellen gilt als Schlüssel für eine raschere Verbreitung der Elektromobilität. Mit einer Ausbauinitiative und einer Vernetzung der Ladestellen-Infrastruktur gibt Wien Energie im Rahmen der Wiener Stadtwerke einen entscheidenden Impuls in Richtung einer ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Nutzung der Elektromobilität. In der Wiener Modellregion kann man aktuell an rund 350 Ladepunkten elektrisch tanken. Bis Ende des Jahres werden es 400 Stromauftank-Möglichkeiten sein.“
Thomas Irschik, Wien Energie„Der Individualverkehr befindet sich mitten im tiefgreifendsten Wandel seit Jahrzehnten, eine essentielle Rolle spielt dabei die Elektromobilität. E-Fahrzeuge fahren leise und emissionsfrei, sind treibende Kraft für die Senkung der Treibhausgasemissionen und tragen so wesentlich zum Klimaschutz bei. International wird viel in den Ausbau dieser Zukunftstechnologie und deren Integration in das bestehende System investiert – ein Weg, den auch Österreich engagiert und mutig geht.“
Ingmar Höbarth, Klima- und Energefonds„Der PKW-Verkehr ist einer der Haupttreiber für den Klimawandel, der größte Verbraucher fossiler Treibstoffe und damit auch einer der größten Energieverbrauchssektoren. In mehreren Programmen hat sich das Land Niederösterreich das Ziel gesetzt, den Individualverkehr zu reduzieren beziehungsweise effizienter zu gestalten. Zum Erreichen dieser Ziele braucht es zum einen die Förderung multimodaler Mobilität, also die Verknüpfung von Individualverkehr und Umweltverbund und zum anderen einen verstärkten Trend zum Teilen von Infrastrukturen, Verkehrsmitteln und Fahrten. Dabei spielt die Elektromobilität eine wichtige Rolle.“
Herbert Greisberger, Energie- und Umweltagentur NÖ