Was haben Schisandarabeere, Rosenwurz, Taigawurz und Panax Ginseng gemeinsam? Sie alle zählen zur Gruppe der Adaptogene. Unter diesem Namen fasste Ende der 40er-Jahre ein gewisser Dr. Nikolai Lazarev Pflanzen zusammen, die die Anpassungs- bzw. Widerstandskraft des menschlichen Organismus gegenüber Stress erhöhen. In zahlreichen Experimenten in der Sowietunion an Arbeitern und Soldaten konnten sowohl stressbedingte Symptome wie Schlafstörungen, psychische und physische Erschöpfung gemildert, als auch deren Auftreten unter erhöhter Belastung vermieden werden. Und das ohne Gewöhnungseffekte oder Nebenwirkungen.
Ein Versprechen zu gut um wahr zu sein: Pflanzen, die den Körper gegen jede Art von Stress wappnen, stärken und dabei weder aufputschen noch Abhängigkeit erzeugen. Adaptogene.
Arnold Schwarzenegger als prototypischen “Überrussen” in “Red Heat” vor Augen, war die Autorin bereit für einen Versuch mit den Wunderkräutern. Ganz wollte ich mich dabei nicht auf qualitativ fragwürdige russische Studien verlassen. Zwei TCM-Ärzte wurden um ihre Expertise gebeten und zeichneten ein anderes Bild. „Ein ganz fundamentales Prinzip der TCM besagt, dass es niemals ein Kraut oder Nahrungsmittel gibt, welches für alle Menschen gesund ist“, so Dr. Christopher Po Minar.
Und ging sogar noch weiter: „Definitiv würde ich die Einnahme der von Ihnen erwähnten Adaptogene ohne ärztliche Begleitung als äußerst kritisch einstufen und definitiv nicht empfehlen.” Dr. Shi Chun Wen, ebenfalls TCM Ärztin aus Wien bestätigte das. Lediglich den Rosenwurz stufte sie als mehr oder weniger unbedenklich ein, da “Yin und Yang-neutral”.
Selbstversuch Rosenwurz vs. Maca
„Ein Löffelchen Maca morgens in die Mandelmilch und man läuft gleich dem trommelnden Häschen aus der Werbung – übrigens in jeder Hinsicht.“
Das erleichterte die Wahl. Im nächsten Reformhaus bot man mir auf Nachfrage, Rosenwurz in Kapselform an. „Wir empfehlen ihn wenn Leute über Müdigkeit und Energielosigkeit klagen” ließ mich die Verkäuferin wissen. „Und 9 von 10 Kunden kauften es wieder”. Das klang vielversprechend.
Ebenso Studien welche einen appetitzügelnden Effekt bei Ratten mit Binge Eating Disorder feststellten. Diesen wollte ich bei einer bevorstehenden USA-Reise nutzen. Doch leider – Fehlanzeige. Lediglich beim Essen war ich unermüdlich.
Maca (Bild) dagegen erwies sich als Hit. Die Knolle aus den peruanischen Anden zählt ihrer Wirkung nach ebenfalls zu den Adaptogenen. Zu Recht, wie ich finde. Ein Löffelchen davon in die morgendliche Mandelmilch und ich laufe wie der Hase aus der Batterie-Werbung. Selbst unter Schlafmangel und hoher körperlicher Belastung, bleibt immer noch Energie um den libidofördernden Effekt zu nutzen!
Adaptogene
Maca (Lepidium Meyenii, Bild): Das Kressegewächs kommt nur in den peruanischen Anden vor, wo es zur Steigerung der Vitalität und Fertilität eingesetzt wird. Die Knolle wird getrocknet und gemahlen eingenommen, und zeichnet sich durch gute Verträglichkeit ohne Gewöhnungseffekte aus. Auch dürfte die libidofördernde Wirkung nicht durch eine Veränderung des Hormonhaushalts entstehen.
Panax Ginseng (koreanischer Ginseng) verdankt seine Wirkkraft Ginsenosiden als auch Polysacchariden. Es bestehen Hinweise auf immunförderliche Qualitäten. Weiters wirkt roter Ginseng positiv bei erektiler Dysfunktion, jedoch ungünstig bei Hypertonie.
Rhodiola rosea (Rosenwurz): Wirksam bei Müdigkeit und Erschöpfung. Dies scheint in Zusammenhang mit einer erhöhten Serotoninauschüttung und Reduktion von Corticosteroiden zu stehen. Im Versuch mit Fruchtfliegen zeigte sich ein lebensverlängernder Effekt um bis zu 20 Prozent.
Eleutherococcus senticosus (Borstige Taigawurzel): In Sibirien fand die Pflanze traditionell Einsatz um die körperliche Ausdauer zu erhöhen, sowie das Immunsystem zu stärken. In sowietischen Studien, zeigte sich eine gesteigerte Funktionalität unter starkem Stress, auch unter Schlafmangel.
Schisandra chinensis (Schisandrabeeren): Werden zur Förderung der Immunabwehr, aber auch zur Tonisierung und Vitalisierung verwendet. Dank seiner Fähigkeit Stress zu reduzieren, auch als Schlafmittel. Lingnane stellen hier die Hauptwirkstoffgruppe dar.
Faszien, eine alte Bekanntschaft!
In meiner Jugend war ja Bindegewebe primär ein Frauenthema. Frauenzeitschriften überstiegen sich in Empfehlungen dem “Celluliteschreck” mit martialischen Mitteln zu Leibe zu rücken: Mit Bürstenkuren, Zupfmassagen, Kaltwassergüssen und ähnlichen Quälereien.
Mittlerweile haben wir alle Faszien und das nicht nur an den Schenkeln. Jüngsten Forschungen nach tut das Fasernetz, welches den Körper durchzieht, wesentlich mehr als
gedacht. Unsere Mobilität hängt vermutlich zu einem Großteil von der Qualität der faszialen Strukturen ab. Denn bei Bewegungsmangel, einseitiger Belastung oder nach Verletzung können diese verkleben und verhärten, und damit zu Fehlhaltung und Schmerzen führen. Eine Theorie die ich sofort auf meinen Rundrücken und dazugehörige Verspannungen anwenden konnte.
Faszientherapie
Faszien (nach lat. fascia, das Band) durchziehen den Körper wie ein Netz und umhüllen Muskeln, Knochen und Organe. Es handelt sich hierbei um Faserbündel, welche aus Kollagen, Elastin und Flüssigkeit bestehen. Jüngst konnten Immunzellen, Nervenzellen und auch eine Verbindung zum Vegetativen Nervensystem nachgewiesen werden. In der Medizin lange bloß als Verpackung gesehen, wies der Begründer der Osteopathie A.T. Still
bereits 1899 auf deren bedeutende Rolle für den Organismus hin.
Im Laufe des vorigen Jahrhunderts entwickelten sich aus klinischer Beobachtung verschiedene osteopathische Techniken, wie etwa das Rolfing nach Ida Rolf, oder das Fasziendistorsionsmodell von Stephen Typaldos. Trotzdem begann erst in den letzten Jahrzehnten die systematische Erforschung des Fasziengewebes und damit eine Reevaluierung der Bedeutung; vor allem hinsichtlich seiner Rolle bei Bewegungsabläufen.
Dem ging die Entdeckung voran, dass das Känguru seine Sprungkraft zu 90 Prozent seinen Faszien verdankt. Die Diskussion der Lumbalfaszie als möglichen Auslöser von nicht bandscheibenbedingten Rückenschmerzen, sorgte für großes mediales Echo.
Besser selber machen lassen
Sowohl in Fitnessblogs als auch meinem Wohnzimmer stolperte ich des Öfteren über eine schwarze Rolle. Der Mann des Hauses turnte schon länger darauf herum, und pries den verspannungslösenden Effekt, als bekäme er Geld von der Herstellerfirma. Aber irgendwie war mir das Ganze suspekt. Mit diversen Plastiktools (deren Vielfalt der männlichen Sammelleidenschaft sehr entgegenkommt), einfach dort herum zu drücken, wo es weh tut, erschien mir zu banal. Freundliche Aufforderungen es ihm gleich zu tun, lehnte ich entschieden ab. Eine ausgewachsene Fehlhaltung wie meine, war schließlich nicht mit verspannten Waden nach dem Laufen zu vergleichen.
Eine Expertin musste her. Diese fand ich in einer Wiener Physiopraxis. Zwei Mal begab ich mich schon in die Hände einer faszienkundigen Physiotherapeutin. Hatte sie mich beim ersten Mal noch geschont, und mich einer sanften myofaszialen Massage unterzogen, so ging es beim zweiten Durchlauf deutlich härter zu. Übrigens sehr zu meiner Freude. Denn erst wenn es richtig weh tut, wirkt es auch, so meine Logik. Die Bearbeitung einiger Triggerpunkte und Faszien unter dem Schlüsselbein, ließen mich innerlich vor Schmerz jodeln und ein wenig triumphieren. „So muss es sein”, dachte ich. Kein komisches Herumgerolle. Professionell herbeigeführter, therapeutischer Schmerz.
Wenig später befand ich mich allerdings gegen einen Türstock gelehnt, mit einem Ball dazwischen. Zusätzlich hatte ich einen Vortrag über die Vorzüge der Selbstbehandlung erhalten. „Das ist eine wirklich effektive, einfache Methode und sie können eigentlich nichts falsch machen”, schwärmte sie und empfahl „zwei Minuten pro Stelle, oder etwas länger bis die Spannung nachlässt.”
Seither übe ich zusätzlich mit dem Ball, und das hilft eigentlich wirklich gut. Vielleicht schaue ich mir auch mal genauer an, wie der Mann das mit der Rolle macht.
Kryotherapie – Gefrorenes hält länger
Eine weitere Art sich rundum zu erneuern stellt die Kryotherapie dar. Dass Kühlung bei Schmerz wohltut, entdeckten vermutlich schon die ersten Hominiden. Ein findiger Rheumatologe aus Japan, Toshiro Yamauchi, ging dann Ende der 1970er Jahre noch einige Schritte weiter. Ganz nach dem Motto „Viel hilft viel” setzte er seine Patienten bei bis zu -170 Grad für wenige Minuten der Kälte aus. Scheinbar mit Erfolg, denn Ganzkörperkryotherapie wird weltweit angeboten und längst nicht nur für Rheumaleidende.
Angeblich regenerieren Spitzensportler besonders gerne und gut dank Kryotherapie. Und auch für Beschwerden ganz anderer Art, wird diese empfohlen. Hauterkrankungen wie Psoriasis oder Lupus und lese und staune Depressionen und Angstzustände. Von ästhetischen Wundern wie Fett- und Cellulitereduktion ganz zu schweigen. Im Internet werden bereits einige Kryosaunen für zu Hause angeboten, doch sollte auf ärztliche Supervision nicht verzichtet werden. Denn Kältebehandlung ist wirklich nichts für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Thromboseneigung.
Den Selbstversuch in Badebekleidung mit Haube, Handschuhen und Mundschutz fröstelnd bei gepflegten -100 Grad bleibt die Autorin als überzeugte Heißbaderin schuldig. Kälte kommt bei mir ausschließlich innerlich zur Anwendung. In Form von Gelato. Steigert das Wohlbefinden ganz ungemein.
Kryotherapie
Zusammengesetzt aus dem griechischen Wort für Kälte “kryos” und “therapie” Behandlung. Kryotherapie umfasst Kälte basierte Anwendungen welche von kryochirurgischen Eingriffen (z.B. lokale Zerstörung von Tumorgewebe mittels Kälte) bis hin zu Ganzkörperanwendungen in Kältekammern reichen, bei denen man max. 3 Minuten bis zu -110 C ausgesetzt wird. Dadurch soll das Schmerzempfinden herabgesetzt und entzündliche Prozesse gestoppt werden. Erste Behandlungserfolge mit Kältebädern erzielte bereits Pfarrer Kneipp im 19. Jahrhundert bei an Tuberkulose erkrankten. Als Erfinder der modernen Ganzkörperkryotherapie gilt der japanische Rheumatologe T. Yamauchi.
Einige kleine Untersuchungen belegen günstige Effekte bei rheumatischen Erkrankungen, Depressionen, aber auch bei Hauterkrankungen wie zum Beispiel Neurodermitis. Insgesamt muss die Studienlage jedoch als recht dünn bezeichnet werden. Das kosmetischen Verfahren der Kryolipolyse wird eingesetzt um Cellulite und Fetteinlagerungen zu reduzieren.
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