Wenn Wasser verdunstet, setzt sich Kalk ab und hinterlässt Ränder und Flecken auf Flächen, Geschirr und Haushaltsgeräten. Kalk-Ränder sehen nicht nur hässlich aus, sondern binden auch Schmutz und Bakterien und werden so zu einem Hygiene-Problem. Am besten löst man Kalk durch den Einsatz von Säuren. Harald Brugger, Ökotoxikologe bei „die umweltberatung“ Wien: „Zum Lösen des Kalkes beim Reinigen können verschiedene organische Säuren, wie Essigsäure, Milchsäure oder Zitronensäure verwendet werden. Wir haben auch viele Reiniger auf Basis dieser sanften organischen Säuren positiv gelistet. Essig hilft ebenfalls, allerdings empfehlen wir aufgrund des neutralen Geruches lieber die Zitronensäure zum Entkalken, außerdem kann Essig bei empfindlichen Armaturen zu Grünspan-Bildung führen.“
In herkömmlichen Reinigungsmitteln verbergen sich leider oft Stoffe, die unsere Umwelt stark belasten. Ökoreiniger bestehen dagegen meist aus hautfreundlichen, biologisch abbaubaren natürlichen Lösemitteln und Extrakten. Das reichhaltige Sortiment an umweltfreundlichen Reinigungsmitteln zeigt, dass diese schon lange keine Nischenprodukte mehr sind.
Kalk-Tipps
Sparsam dosieren – Setzen Sie Reinigungsmittel sparsam ein. Nicht nur Tenside entfernen Schmutz, sondern auch Temperatur, Zeit und Mechanik. Eine neue Generation von Mikrofaser-Tüchern zum Beispiel, die nur mit Wasser reinigt, ist im Haushalt vielseitig einsetzbar, sehr effektiv und wiederverwendbar.
Saure und alkalische Reinigungsmittel nicht mischen. Es kann zu unerwünschten chemischen Reaktionen mit Verpuf- fung oder Gasbildung kommen. Das gilt vor allem für chlorhaltige Sanitärreiniger.
Fliesenfugen vor der Reinigungsprozedur mit Wasser benetzen – die sauren Kalk-Reiniger können ansonsten auch die Fugen angreifen. Auch Marmor kann durch saure Reiniger Schaden nehmen.
Ein altbewährtes Hausmittel hilft gut gegen Kalk: Die Zitronensäure. Füllen Sie Zitronensaft in eine Sprühflasche, geben Sie einen Spritzer Handseife oder Spülmittel dazu, schütteln und fertig ist der hausgemachte, biologische Kalk-Entferner. (Die Seife bricht die Oberflächenspannung und sorgt dafür, dass das Reinigungsmittel auf glatten Flächen haftet und nicht einfach abperlt.) Jetzt verkalkte Flächen und Armaturen einsprühen und das Ganze zehn bis fünfzehn Minuten einwirken lassen. Die Zitronen-Säure reagiert mit dem Kalk und löst ihn auf. Anschließend mit klarem Wasser nachspülen. Länger haltbar wird der Reiniger durch Zugabe von zwei Esslöffel Bio-Spiritus.
Was ist drin?
Wasch- und Reinigungsmittel brauchen waschaktive Substanzen – die Tenside. Synthetische Tenside werden aus Erdöl-Rohstoffen gewonnen, für Tenside natürlichen Ursprungs werden verschiedene pflanzliche oder tierische Fette verwendet. Beliebt sind dabei Palm- und Kokosöl.
Es gibt auf diesem Gebiet viele neue Entwicklungen, wie etwa die Herstellung von Tensiden aus heimischen Pflanzenölen, aber auch auf Basis von Mikroalgen, Holz, Getreidekleie und anderen organischen Materialien. Neueste Forschungen beschäftigen sich mit der Gewinnung von Tensiden aus Stroh, Getreidekleie, Holzabfällen oder Zuckerrübenresten.
Die Bestandteile eines Öko-Reinigers müssen schnell und vor allem vollständig biologisch abbaubar sein. Im günstigsten Fall zersetzen sie sich nach Gebrauch schon innerhalb eines kurzen Zeitraums zu Wasser, Kohlendioxid und Mineralien.
Halten die Marken was sie versprechen?
Der Verlag Öko-Test hat einige Unternehmen und Ihre Marken genauer unter die Lupe genommen. Herstellerfirma Henkel wirbt bei seinem Reinger „Terra Activ“ zum Beispiel „mit Bio-Aktivatoren“ und „Reiniger auf Basis von nachwachsenden Inhaltsstoffen“, 85 Prozent der Inhaltsstoffe beruhen tatsächlich auf nachwachsenden Rohstoffen. Für das eingesetzte Palmkernöl, ein wichtiger Grundstoff für Tenside, hat Henkel Zertifikate erworben. So soll sichergestellt werden, dass die gleiche Menge nachhaltig produziertes Öl auf den Markt kommt, die Henkel für Terra Activ verbraucht. „Fit Grüne Kraft“ trägt das europäische Ecolabel, die Euroblume. Einige besonders kritische Stoffe wie Moschus-Verbindungen sind hier verboten. Die Giftigkeit für Wasserorganismen wird anhand der genauen Rezeptur berechnet, alle Inhaltsstoffe gehen mit unterschiedlichen Werten in die Berechnung ein. Mit biologisch angebauten pflanzlichen Rohstoffen hat das Zeichen aber nichts zu tun, Erdölchemie ist erlaubt. Auch Formaldehyd/-abspalter oder halogenorganische Verbindungen können als Konservierungsstoffe eingesetzt werden.
„AlmaWin Haushaltsreiniger Öko Konzentrat“ ist mit Eco Garantie gelabelt. Hier sind nur wenige milde Konservierungsstoffe erlaubt, Erdölchemie ist verboten. AlmaWin setzt ätherische Öle aus kontrolliert biologischem Anbau ein. Das AlmaWin Haushaltsreiniger Öko Konzentrat zeigt gegen Kalk-Rückstände laut Ökotest übrigens die vergleichbar beste Leistung. „Bio-Qualität seit 1986“ heißt es auf dem Frosch Orangen Universal Reiniger. Das heißt laut Hersteller: Die Tenside stammen aus pflanzlichem Ursprung, 77 Prozent der Inhaltsstoffe sind naturbasiert. Der Einsatz biologisch angebauter Grundstoffe sei nicht möglich, da die benötigten Stoffe nicht auf dem Markt angeboten würden. Stoffe aus Palmkernöl werden eingesetzt, allerdings laut Hersteller nur von Lieferanten, die Mitglied des „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ (RSPO) sind. Auf Formaldehyd, halogenorganische Verbindungen und PVC wird verzichtet.
Fazit: mit Öko gegen Kalk
Mit allen Öko-Reinigern können vernünftige Ergebnisse erzielt werden, in der Praxis spielen beim Putzen auch Muskelkraft und Mechanik eine große Rolle. Problematisch beim Thema „Bio“ oder „Öko-Reiniger“: Es gibt hier keine gesetzliche Definition für „Bio“. Jeder Hersteller versteht darunter etwas anderes. Verschiedene Gütesiegel geben Auskunft über den ökologischen Fußabdruck der Produkte, manche sogar über deren Effizienz. Schlussendlich muss der Konsument aber beim Kauf selbst die angegebenen Inhaltstoffe überprüfen, um ein Produkt zu bekommen, das auch hält, was das Etikett verspricht.
Im Gespräch mit Harald Brugger, Ökotoxikologe bei „die umweltberatung“ Wien
Funktionieren Öko-Kalk-Reiniger so gut wie herkömmliche Produkte?
Harald Brugger: Sie müssen genauso wie konventionelle Produkte funktionieren. Bei den seriösen Labels wie dem Österreichisches Umweltzeichen und dem EU-Ecolabel wird neben der Überprüfung von öko- und humantoxischer Wirkung auch der Reinigungs-Effekt überprüft.Auf was sollte man bezüglich der besten Reinigungswirkung bei ökologischen Reinigungsprodukten achten?
Harald Brugger: Für alle Reinigungsmittel, egal ob chemisch oder Bio gilt: Die angegebene Dosierung ist korrekt einzuhalten. Sauberer als sauber wird es nicht, auch nicht bei Überdosierung.Woran erkenne ich ein echtes Öko-Reinigungsmittel?
Brugger: Man erkennt diese Produkte an firmenunabhängigen Labels wie Österreichisches Umweltzeichen, EU Ecolabel, Nordic Swan oder Zertifizierung durch die Austria Bio Garantie. Sie finden unabhängig bewertete Produkte auch in der Datenbank ÖkoRein (www.umweltberatung.at/oekorein).Bestehen Ökoreiniger aus neuen Rezepturen, oder wird auf altes Wissen zurückgegriffen?
Brugger: Ökologische Reinigungsmittel sind hochspeziell zusammengesetzte Produkte. Da braucht es viel Know-how um die notwendige Reinigungswirkung zu erzielen und dennoch die Umwelt und Gesundheit zu schonen. Innovative Firmen sind immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, greifen aber bei der Entwicklung von neuen Produkten auch auf altes Wissen zurück. So finden sich auch natürliche alte Seifen-Stoffe wie z.B. Extrakte aus Seifenkraut wieder am Markt.
Im Gespräch mit Marion Reichart, Öko-Haushaltsmittel-Hersteller Uni Sapon
Was unterscheidet Ihr Produkt von anderen?
Marion Reichart: Grundsätzlich unterscheiden sich ökologische Wasch- und Reinigungsmittel von konventionellen Reinigern durch ihre Inhaltsstoffe und deren Umweltverträglichkeit. Das Besondere an unserem Sortiment ist die konsequente Vermeidung von Müll. So haben wir bereits seit mehr als 30 Jahren ein komplettes Null-Müll-Konzept. Unsere Wasch- und Reinigungsmittel, sind alle wiederbefüllbar.. Dadurch werden tonnenweise Plastikflaschen eingespart und auch die CO2-Emmission drastisch reduziert.Funktionieren Öko-Reinger genau so gut? Reichart: Sogar besser als konventionelle. Unser Sortiment basiert beispielsweise auf Rohstoffen, die teilweise schon seit Jahrtausenden weltweit zum Einsatz kommen, wie die Schmierseife. Diese haben die alten Sumerer bereits vor 3.000 Jahren eingesetzt und die Seife hat bis heute nichts an Effizienz eingebüßt. Speziell bei unserem Kalk-Löser bekommen wir regelmäßig Rückmeldungen, dass er selbst dort Erfolge zeigt, wo zuvor alle anderen Reiniger versagten.
Wie unterscheiden sich die Inhaltsstoffe von denen herkömmlicher Produkte?
Reichart: Ein wesentlicher Unterschied besteht in der raschen biologischen Abbaubarkeit der Rohstoffe. Wir verwenden ausschließlich pflanzliche und mineralische Inhaltsstoffe und verzichten komplett auf Petrochemie. Es kommen auch keine synthetischen Duft- oder Farbstoffe zum Einsatz, sondern nur Essenzen aus der Natur.Was ist drin, im Öko-Reiniger?
Reichart: Je nach Produkt findet sich dort die bereits genannte Schmierseife und weitere milde, pflanzliche Waschrohstoffe auf Pflanzenfettalkoholbasis (Zuckertenside). Den Kalk bekämpfen wir mit Fruchtsäuren in Lebensmittelqualität und als Abrasivstoffe in unseren pastösen Produkten finden sich mineralische Rohstoffe wie Marmormehl und Vulkangestein. Abgerundet werden die Reiniger mit naturreinen ätherischen Ölen als Duftkomponenten.Besitzt Ihr Produkt ein Gütesiegel?
Reichart: Als erster Reinigungsmittelhersteller Österreichs tragen wir das wohl weltweit strengste Gütesiegel, die Zertifizierung von ECOCERT.