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Waschmittel: green washing

Waschmttel

Anfang der 1950er Jahre wurden die ersten Waschmittel für Waschmaschinen produziert. Schon wenige Jahre später kam es durch den massiven Einsatz der darin enthaltenen, schwer abbaubaren Tenside zu Schaumbergen in Gewässern. Jeder von uns verbraucht etwa 7,8 Kilogramm Waschmittel jährlich. In etwa 200 Waschgängen waschen wir jedes Jahr 550 Kilogramm Wäsche. Die Umweltorganisation Global 2000 dazu: „In den 1970er Jahren wurden die Auswirkungen von Phosphaten deutlich. Das biologische Gleichgewicht von Seen wurde gestört und vereinzelt starben Tiere und Pflanzen an der hohen Tensidkonzentration.“ In den folgenden Jahrzehnten wurden zumindest Phosphate und bestimmte Tenside in Waschmitteln verboten.

Weißer als weiß

Herkömmliche Waschmittel enthalten als Hauptwaschbestandteil Tenside. Diese lösen den Schmutz aus den Textilfasern und verhindern, dass neuer Schmutz in die Fasern eindringt. Wasserenthärter hemmen Verkalkungen in der Waschmaschine und Kalkablagerungen auf den Textilien. Waschalkalien wiederum lassen die Fasern aufquellen, so lässt sich Schmutz leichter ablösen. Für die Entfernung von eiweiß- stärke- und fetthaltigen Flecken werden bestimmte Enzyme zugesetzt. Stellmittel verhindern, dass pulverförmige Waschmittel während der Lagerung aufquellen und dienen als Streckmittel. Bleichmittel und optische Aufheller entfernen Flecken und lassen „Weißes noch weißer“ erscheinen.

Nicht alles abbaubar

In konventionellen Waschmitteln sind immer noch Stoffe enthalten, die der Umwelt nachhaltig schaden können. Dies können beispielsweise biologisch schwer abbaubare optische Aufheller oder ethoxilierte Tenside sein, die in kleinen Mengen mutagene und kanzerogene Substanzen freisetzen.
Daneben sind oft synthetische Düfte, Farbstoffe und Konservierungsmittel enthalten, die entweder gar nicht oder nur sehr schwer biologisch abbaubar sind. In der Regel befinden sich in herkömmlichen Waschmitteln gentechnisch veränderte Enzyme, deren Wirkungen auf Mensch und Umwelt völlig unbekannt sind und zudem Allergien auslösen können.
Chemische Zusätze, die nur schwer abbaubar sind, gelangen vom Abwasser ins Grundwasser und von dort ins Trinkwasser und letztlich in unsere Lebensmittel. So wirken beispielsweise Nonylphenole, freigesetzt aus den Tensiden konventioneller Reiniger als hormonelle schwer abbaubare Dauergifte. Gar nicht harmlos sind auch die synthetischen, nicht abbaubaren Nitro-Moschusduftstoffe, die als Duftfixierer dienen und sich im Fettgewebe von Mensch und Tier anlagern können.

Die Öko-Alternative

Ökologische Waschmittel basieren auf pflanzlichen Ausgangsstoffen und enthalten keine optischen Aufheller, Farbstoffe, Schaumverstärker oder Phosphate. Ökologische Produkte sind besonders hautfreundlich und vor allem für Allergiker gut geeignet. Die Bezeichnung „sensitiv“ am Produkt kann ein Hinweis darauf sein, dass das Waschmittel duftstofffrei bzw. konservierungsmittelfrei ist. Der Verzicht auf petrochemische Stoffe hat laut Testergebnissen von Ökotest und der Stiftung Warentest keine negativen Auswirkungen auf die Waschkraft.

„Baukastensysteme“

Viele Öko-Hersteller bieten sogenannte „Baukastensysteme“ an. Dabei können die einzelnen Hauptbestandteile des Waschmittels je nach Verschmutzungsgrad, Wäsche und Wasserhärte kombiniert werden. Das Basiswaschmittel besteht aus Seifenflocken, die den groben Schmutz lösen. Weitere Bausteine wie Wasserenthärter werden bei hartem Wasser eingesetzt. Für weiße Wäsche gibt es einen extra Bleichbaustein auf Sauerstoffbasis. Hier profitiert die Umwelt, da bei richtiger Anwendung weniger chemische Substanzen eingesetzt werden.
Das Unternehmen Sonett ist einer dieser Anbieter. Sonett erzeugt nur Waschmittel, die zu hundert Prozent abbaubar sind. „Wir setzen neben der Seife ausschließlich auf Zuckertenside und Kokosfettalkoholsulfat für die Reinigung. Neben der Seife sind dies die am leichtesten abbaubaren und hautfreundlichsten rein pflanzlichen Waschstoffe. Insbesondere durch das Waschen im Baukastensystem, bei dem das Grundwaschmittel, Enthärter und Bleichmittel separat dosiert werden, können Rohstoffe eingespart werden und es kann mit einfachen Mittel sehr effizient gewaschen werden. Sollte eine Wäsche mal etwas stärker verschmutzt sein, wird diese mit Gallseife oder Fleckenspray vorbehandelt oder es wird Bleichkomplex hinzugegeben, der aus Soda und Natriumpercarbonat auf Sauerstoffbasis besteht,“ so Sonett Geschäftsführer Gerhard Heid.

Total natürlich

Waschnüsse, also die Schalen der indischen oder nepalesischen Waschnuss erleben seit einigen Jahren einen richtigen Boom auf dem europäischen Markt. Die getrockneten Schalen werden in Stoffbeuteln verpackt und in die Waschtrommel gegeben. Die Schalen enthalten den Stoff Saponin, der ähnlich wie Seife wirkt. Waschnüsse können mehrmals verwendet werden. Bei der Frage nach dem Ergebnis scheiden sich die Geister.
Ähnlich geteilt ist die Meinung beim Waschen mit Kastanien, Efeu und selbst zusammengemischten Pulvern aus Kernseife und Waschsoda. Eventuell sind dabei auch die Erwartungen der Konsumenten höchst unterschiedlich. Wer den gewohnten (chemischen) Frischeduft erwartet wird enttäuscht werden und auch die Handhabung ist natürlich aufwändiger als beim Benutzen eines Fertigproduktes.

Richtig waschen

Wichtig ist aber nicht nur die Auswahl des richtigen Waschmittels, sondern auch die korrekte Dosierung. Harald Brugger (www.umweltberatung.at): „Die Dosierung muss an den Verschmutzungsgrad und Wasserhärte angepasst sein. Überdosierung ist nicht sinnvoll, denn sauberer als sauber wird es nicht.“ Wichtig ist neben der Dosierung auch noch die Waschmaschine gut auszulasten und die Temperaturen entsprechend zu wählen.

  • Es gibt verschiedene Möglichkeiten um den Waschmitteleinsatz zu senken und die Umwelt zu schonen.

  • Geringere Waschtemperatur: Das größte Einsparpotential ist das Senken der Waschtemperatur von 90°C auf 60°C oder 40°C. Für normal verschmutzte Wäsche genügt eine Waschtemperatur von 40 °C.

  • Waschmaschine voll ausnutzen: Nach einer Studie der Arbeiterkammer Wien füllen die ÖsterreicherInnen im Schnitt die Waschmaschine nur bis zu drei Viertel an. Richtig befüllt ist die Trommel, wenn zwischen Wäsche und Trommelrand noch eine Handbreit hoch hineinpasst.

  • Teures Trocknen: Wäschetrockner sind wahre Energiefresser und machen mehr als ein Zehntel des Stromverbrauches eines Haushaltes aus. Am besten und sparsamsten trocknet Kleidung an der frischen Luft.

  • Die Dosis machts: Richtig dosieren ist nur möglich, wenn Sie den Härtegrad Ihres Wassers wissen. (Wasserwerk oder Gemeinde geben Auskunft. ) Beim Dosieren Dosierhilfen verwenden – nie nach Gefühl dosieren. Füllen Sie die Messbecher nur bis zur entsprechenden Markierung – nie randvoll. Waschmittel, die es heute am Markt gibt, enthalten weniger Füllstoffe als vor einigen Jahren. Daher ist oft jene Menge, die Sie früher gewohnt waren, für moderne Waschmittel zu viel.

  • Flusensieb reinigen: Flusensieb und Waschmittelschublade herausnehmen und regelmäßig unter fließendem Wasser reinigen.

 

Im Gespräch mit Umweltmediziner Prof. DI Dr. Hans Peter Hutter.

Welche Inhaltsstoffe in herkömmlichen Waschmitteln finden Sie bedenklich?
Hans Peter Hutter: Die Verwendung von Duftstoffen und Parfümölen sind generell zu hinterfragen, sie können Allergien auslösen. Es gibt tausende von Duftstoffen, die wenigsten sind ausführlich untersucht worden. Nicht sinnvoll aus ärztlicher Sicht ist auch der Einsatz von Desinfektionsmittel und Bioziden. Erstens sind diese fraglich in der Wirkung, da sowieso nicht alle Mikroorganismen abgetötet werden, zusätzlich werden aber so auch noch Resistenzen gezüchtet, die gewisse Krankheitserreger noch widerstandsfähiger machen.

Wie soll der Konsument das für ihn passende Wasch-Produkt wählen?
Gesunder Menschenverstand ist hier gefragt. Muss etwas wirklich weißer als weiß sein? Und nach den unterschiedlichsten Substanzen duften? Das Grundproblem ist ja, je komplexer ein Waschmittel, desto mehr Stoffe beinhalten sie, die möglicherweise problematisch sind. Ökowaschmittel sind nicht nur umweltfreundlich sondern auch insgesamt durchdachter und vor allem auch hautfreundlicher.

Was halten Sie von alternativen Waschmitteln wie etwa der Waschnuss?
Finde ich gut. Die Reinigungswirkung passt, all diese natürlichen Stoffe haben keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Das wichtigste wäre ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie man nicht nur durch den Einsatz von alternativen Waschmitteln, sondern auch mit der richtigen Dosierung und Handhabung der Waschmaschine die Umwelt entlasten kann.

Foto/Video: Shutterstock.

Geschrieben von Ursula Wastl

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