Wenn Peter Salzmann zur Arbeit geht, dann darf er seinen Fallschirm keinesfalls vergessen. Sein Arbeitsplatz sind tausend Meter hohe Felswände in den Dolomiten oder exponierte Berggipfel in China. Der Alltag des Stuntman, Basejumper und Fluglehrer könnte außergewöhnlicher nicht sein. Jeder Sprung, jeder Job ist eine neue Herausforderung.
„Beim Erleben geht es vor allem darum, sich selbst zu spüren, intensiv zu erfahren und das Gefühl zu haben, seinen Weg selbst zu bestimmen.“
Jochen Schweizer
Begonnen hat für den 30-Jährigen alles mit dem Fallschirmspringen. Doch bald wollte er mehr. „Nach zirka 200 Sprüngen fühlte ich mich bereit für den ersten Basejump“, schildert er. Und fünf Jahre Sprungerfahrung später schlüpfte er in den Wingsuit, der Königsdisziplin des Basejumps. Dieser Anzug verwandelt den Springer zum Vogel, verleiht ihm mehr Auftrieb und bessere Steuerungsmöglichkeiten im freien Fall. Profis wie Salzmann nehmen damit Felswände mit nur 120 Meter Vertikale in Angriff. Je niedriger der „Rockdrop“, desto gefährlicher der Sprung. Gemeint ist die Höhe vom Absprung bis zum Punkt, an dem sich der Felsen von der vertikalen Wand in die Schräge neigt. Dort steuert man dank Wingsuit den Hang entlang.
Schwierigen Sprüngen gehen viele Tage an Planung voran. Der Springer muss neben den Felsformationen, Wetter, Wind, Höhe und Thermik analysieren. Genau das macht für Salzmann den Reiz aus: „Extreme Konzentration genau bis zum Moment des Absprungs aufbauen. Dann auf den Felsen stellen und alles im Kopf nochmals durchgehen. Wenig später stehst du unten und hast dieses unvergleichliche Grinsen im Gesicht.“ Angst hat der Stuntman keine mehr, denn mittlerweile gehen 650 Basejumps in zehn verschiedenen Ländern auf Salzmanns Konto. Doch der Respekt vor der Höhe schwindet nie.
Basejumpen im Pamir
Basejumpen ist alles andere als ein Breitensport, doch gibt es vereinzelt Reiseveranstalter, die solche Trips organisieren. Einer davon ist Stanislaw Jusupow, der gerade in Deutschland seine Agentur „Alaya Reisen“ für Abenteuerreisen in Tadschikistan aufbaut. Jusupow bietet Mountainbiken, Klettern, Rafting und Paragleiten und Basejumping im Gebirge Pamir an. „Dieses Gegend ist noch weitestgehend unberührt und elf 5.000 Meter hohe Gipfel stehen in unmittelbarer Nähe zueinander“, sagt der ursprünglich aus Tadschikistan stammende Unternehmer. Wände mit 1.500 Metern Höhe warten dort auf die erfahrenen Basejumper. Für Anfänger ist solche eine Reise freilich nicht geeignet. Pro Tag stehen zwei bis drei Sprünge am Programm – je nach dem wie gut man in Form ist, denn die Springer bezwingen die Gipfel mit Muskelkraft. Der Preis für eine zweiwöchige Reise liegt bei rund 3.000 Euro exklusive Anreise nach Tadschikistan.
Adrinalinrausch – Wer Extremes leistet, lernt bald das körpereigene Stresshormon Adrinalin kennen: Adrenalin schafft die Voraussetzungen für die rasche Bereitstellung von Energiereserven, die in gefährlichen Situationen das Überleben sichern sollen (Kampf oder Flucht). Diese Effekte werden auf subzellularer Ebene durch Aktivierung der G-Protein-gekoppelten Adrenorezeptoren vermittelt. Einmal ins Blut ausgeschüttet, vermittelt Adrenalin eine Herzfrequenzsteigerung, einen Blutdruckanstieg und eine Bronchiolenerweiterung. Das Hormon bewirkt zudem eine schnelle Energiebereitstellung durch Fettabbau (Lipolyse) sowie die Freisetzung und Biosynthese von Glucose. Es reguliert die Durchblutung (Zentralisierung) und die Magen-Darm-Tätigkeit (Hemmung). Im Zentralnervensystem kommt Adrenalin als Neurotransmitter in adrenergen Neuronen vor. Seine Effekte vermittelt Adrenalin über eine Aktivierung von G-Protein-gekoppelten Rezeptoren, den Adrenozeptoren.
Skifahren mit Gleitschirm
Stuntman Peter Salzmann springt nicht nur von Felswänden, sondern arbeitet auch als Paragleitlehrer. „Dieser Sport ist der einfachste und schnellste Weg, um selbständig fliegen zu können,“ sagt er. Die Ausbildung bis dorthin besteht aus einer Woche Kompaktkurs, gefolgt von einigen Übungsflügen. Anschließend absolviert man den fünftägigen Kurs zum weltweit gültigen Pilotenschein. In Summe macht das knapp 1.000 Euro und dauert rund ein halbes Jahr.
Geübte können sich im Speedflying, Paragleiten mit angeschnallten Skiern, versuchen. Dabei fliegt man mit kleinem Schirm in hoher Geschwindigkeit knapp entlang des Hanges und setzt dazwischen zu ein paar Schwüngen im Schnee an.
Urvater der Extremsport-Geschenke
Jochen Schweizer gilt mit seiner gleichnamigen Agentur als Pionier des buchbaren Abenteuers. Ob der klassische Tandem-Fallschirmsprung oder Bungee-Sprung zum Junggesellenabschied, eine Spritztour mit dem Formel 1-Wagen oder Canyoning für die ganze Familie – der Stuntman aus Deutschland versteht es, seit mehr als 20 Jahren Extremsport für die breite Masse zugänglich zu machen. Dabei beobachtet Schweizer steigende Nachfrage.
Aber warum suchen Menschen vermehrt nach dem „Kick“? „Beim Erleben geht es vor allem darum, sich selbst zu spüren, intensiv zu erfahren und das Gefühl zu haben, seinen Weg selbst zu bestimmen“, begründet es Schweizer.
Allerdings erinnern beim Extremsport Unfälle an die ständig präsente Gefahr. 2003 forderte bei einem Jochen Schweizer Event ein gerissenes Bungee-Seil ein Todesoper. Daraufhin änderte man die Konstruktion des Seils und an vielen Standorten wird wieder gesprungen, wie etwa am Wiener Donauturm.
In die Stratosphäre per Kampfjet
Ein Blick in Schweizers Action-Portfolio offenbart Außergewöhnliches: Ein Stratosphärenflug in einem sowjetischen Kampfjet um 21.000 Euro. Die MiG-29 bringt den Passagier vom Flughafen nahe Moskau mit fast doppelter Schallgeschwindigkeit auf 20.000 Meter, wo die Krümmung der Erdkugel sichtbar wird. Während des Flugs wirken Kräfte bis zum Siebenfachen des Körpergewichts (7G). Für den kleinen Geldbeutel gibt es die Parabelflug-Variante im Segelflugzeug um 140 Euro in Deutschland.
Schweizers Credo: „Neue Erlebnisse, egal welcher Art, verändern und erweitern den Horizont, sie bieten uns die Möglichkeit über uns hinauszuwachsen. Gegenstände verlieren an Wert, aber Erlebnisse und die Erinnerung daran sind unvergänglich.“
Springen wie die Elite
Eigentlich ist es nur Spezialeinheiten wie Fernspähern oder Kampfschwimmern vorbehalten. Die Rede ist von der Königsdisziplin des Fallschirmsprungs, kurz HALO genannt. Es steht für „High Altitude – Low Opening“, zu Deutsch: Große Absprunghöhe (bis 9.000 Meter) und Öffnung des Fallschirms bei niedriger Höhe (zirka 1.500 Meter). Hintergedanke dieses militärischen Sprungverfahrens ist, dass sich das Flugzeug der Fliegerabwehr entzieht und somit über feindlichem Gebiet fliegen kann, ohne gleich abgeschossen zu werden.
Feindlichen Kugeln müssen HALO-Springer nahe Memphis in den USA nicht ausweichen. Doch diese Art des Springens ist auch in friedlichen Zeiten ein Nervenkitzel. Die US-amerikanische Abenteuer-Agentur „Incredible Adventures“ bietet den Absprung aus der Reiseflughöhe von Passagierflugzeugen für jedermann. Fallschirmsprungerfahrung ist dafür keine notwendig. Zwei Minuten freien Fall genießt man beim Sprung mit einem routinierten Tandemmaster. In der Absprunghöhe herrschen Temperaturen um die minus 35 Grad, künstliche Sauerstoffversorgung versteht sich von selbst.
„Die meisten unserer Kunden sind Adrenalin-Junkies. Sie kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten, um ein einzigartiges Abenteuer zu erleben. HALO ist einer der größten Attraktionen bei uns“, berichtet Incredible Adventures-CEO Gregory Claxton, dem es übrigens beim Anruf des Autors kurzzeitig die Sprache verschlagen hat. Die Website „dieoption.at“ liest sich für einen Englischsprachigen doch sehr morbid, vor allem im Kontext von HALO-Sprüngen. Für Fallschirm-Enthusiasten bietet seine Agentur Skydiving mit Blick auf den Mount Everest (24.000 Euro für eine Elf-Tages-Reise mit mehreren Sprüngen plus Trekking im Himalaya).
Claxton hat aber noch mehr Action in seinem Repertoire: Zweitätiges Antiterror-Training, bei dem man unter anderem aus dem fahrenden Auto schießt, lernt, wie man aus einem Hinterhalt entkommt und potenziellen Bösewichten richtig die Handschellen anlegt. (3.300 Euro). Weiters: Panzerfahren (1.200 Euro) und als Gustostückerl Unterwassertraining mit einem Raumanzug im russischen Ausbildungszentrum für Kosmonauten (18.000 Euro). Eine U-Boot-Fahrt in Honduras bis auf 900 Meter Tiefe kommt auf 5.300 Euro.
Tauchen ohne Limit
Auch wenn sich der Attersee im Salzkammergut idyllisch in die Landschaft schmiegt, so geht es unter der Wasseroberfläche mitunter zünftig zu. Er ist mit 170 Metern Tiefe nämlich das Paradies für Taucher, die ganz weit hinunter wollen – dort wo es finster und kalt ist sowie hoher Druck herrscht.
Neben Apnoe-Tauchern sind es die Vertreter des „Technischen Tauchens“, kurz „Tec-Diving“. Dabei geht in erster Linie nicht um Tauchgänge, bei denen man besonders viel von der Unterwasserwelt beobachtet, sondern um das Tauchen selbst. Technische Taucher suchen die Herausforderung in besonders langen und tiefen Ausflügen ins nasse Element. Die Grenze zwischen „normalem“ und technischem Tauchen liegt bei 40 Metern. Denn ab etwa dieser Tiefe reagiert der menschliche Organismus auf den Stickstoff in der Pressluft mit einem Gefühl der Euphorie, auch als „Tiefenrausch“ bekannt. Daher kommen beim technischen Tauchen Helium-Gemische („Trimix“) zum Einsatz, um den Rausch einigermaßen in den Griff zu bekommen. Der Tauchtiefe sind somit kaum Grenzen gesetzt. Den Weltrekord mit 332 Metern hält ein ägyptischer Kampfschwimmer. Im Roten Meer ging es in zwölf Minuten hinab, der Aufstieg dauerte wegen der langen Dekompression 15 Stunden.
Der Weg zum Tec-Diver ist ein harter. Bevor man überhaupt die spezifische Ausbildung beginnen darf, muss man den mehrtätigen „Fundamental-Kurs“ absolvieren. Gregor Bockmüller, Geschäftsführer der Tauchschule „Under Pressure“ am Attersee, nimmt seine Taucher dabei hart ran. „Da schwitzt man sogar im kalten Attersee“, sagt der erfahrene Taucherlehrer. In einer Tiefe von rund zehn Metern müssen die Teilnehmer unzählige Notsituationen drillmäßig beherrschen, darunter etwa seinen Tauchbuddy an den eigenen Atemregler koppeln und ihn in Sicherheit bringen.
Wer es schafft, darf zu den Tech-Kursen „Trimix 1“ und „Trimix 2“. antreten. Zweiterer berechtigt zum Tieftauchen ohne Limit, vorausgesetzt man besteht. „Nur 20 von 60 Tauchern schaffen das“, weiß Bockmüller. Inhalt ist neben dem eigentlichen Tauchen die Planungen von langen Tauchgängen mit unterschiedlichen Atemgas-Gemischen. Kurspreise: Fundamental 340 Euro, Trimix 1.360 Euro, Trimix 2.990 Euro.
Für Tec-Diver gibt es eigene Tauchreisen, bei denen sich an Board der Tauchschiffe entsprechende Atemgas-Mischanlagen befinden. Bei solchen Safaris, etwa im nördlichen roten Meer, geht es an Tauchplätze, wo Wracks in 80 Metern Tiefe liegen (siehe Linkbox).
Überlebenstraining nur mit Messer
Wer ein Wochenende nicht in der warmen Stube verbringen möchte, der kann sich, lediglich mit einem Messer ausgerüstet, durch einsame Waldstriche in Österreich kämpfen. Survivaltrainer Reini Rossmann zeigt seinen Kunden dabei unter anderem, wie man einen Unterschlupf für die Nacht bastelt und sich warm hält. „99 Prozent der Teilnehmer scheitern schon am Feuermachen ohne Feuerzeug oder Streichhölzer. Für sie ist das eine überraschende und prägende Erfahrung, die den Respekt vor der Natur stärkt“, so Rossmann. Zum Essen gibt es alles das, was die Natur hergibt, etwa Kräuter und Insekten. Preis: 400 Euro.
Reisetipps
Abenteuerreisen im Tadschikistan:
www.alaya-reisen.de
Paragleit-Pilotenschein bei Peter Salzmann in Salzburg:
www.petersalzmann.at
Abenteuer für Alt und Jung:
www.jochen-schweizer.de
Action-Fabrik in den USA:
www.incredible-adventures.com
Technisches Tauchen am Attersee: www.u-p.at
Tec-Diving Safaris:
www.tekstremediving.com
Überlebenstraining mit
Reini Rossmann:
www.ueberlebenskunst.at