Veganismus: ethischer Imperativ mit Kollateralnutzen
Am 1. November ist Weltvegantag. Was dabei viele ignorieren oder verschweigen ist, worum es beim Veganismus geht: um Tierrechte, um tierrechtsethisch verantwortliches Handeln – und um nichts anderes.
Denn für alle anderen Kollateralnutzen von Veganismus ist dieser zwar hinreichend, aber nicht zwingend notwendig. So ist beispielsweise Unveganismus Hauptursache für den Klimawandel, wer jedoch lediglich ab und zu einen überfahrenen Igel isst, ansonsten aber „vegan“ lebt, verursacht ähnlich wenige CO2-Äquivalente wie ein Veganer.Umgekehrt ist allerdings, wer – von solchen Extrembeispielen abgesehen – nicht vegan lebt, jedoch gegen den Klimawandel demonstriert, Heuchler, denn er verursacht CO2-Äquivalente in enormem Ausmaß, obwohl dies leicht zu vermeiden wäre (anders als etwa Kohlekraftwerke, die niemand individuell reduzieren kann, denn auch „Ökostrom“ ist nur eine rechnerische Umverteilung und stammt anteilig aus Kohlekraft). Wie groß der Anteil an CO2-Äquivalenten durch Unveganismus am gesamten anthropogenen Treibhausgasausstoß ist, wird je nach Studie und abhängig davon, was im Detail berücksichtigt wird, unterschiedlich angegeben. Das World Watch Institute nennt 51% , also mehr als die Hälfte – und damit mehr, als Kohlekraftwerke, Flug- und Autoverkehr usw. zusammen. Denn es betrifft nicht nur den direkten Ausstoß von Kohlendioxid durch sogenannte Nutztiere, sondern auch Methan (CH4, ein Verdauungsprodukt vor allem von Wiederkäuern wie Rindern), ebenso Distickstoffmonoxid (N2O, „Lachgas“, ebenfalls ein Treibhausgas) aus Unmengen von Gülle, die auf die Felder ausgebracht werden uvm. All das könnte durch Veganismus ohne Zusatzaufwand vermieden werden.
Umgekehrt könnten riesige Flächen wiederaufgeforstet werden (und somit CO2 binden), die jetzt verschwendet werden, um Pflanzen anzubauen, mit denen „Nutztiere“ ernährt werden. Der beliebte Einwand gegen Veganismus, es müssten mehr Pflanzen angebaut werden, um die Menschen zu ernähren, ist lächerlich – es sollte offensichtlich sein, dass zur Ernährung von 8 Milliarden Menschen weit weniger Nahrungsmittel erforderlich sind als zur Ernährung von 8 Milliardem Menschen und zusätzlich Abermilliarden anderen Tieren, die zusammen die dreifache Biomasse ausmachen: Vier Fünftel des weltweiten Sojaanbaus und die Hälfte des Weltgetreideanbaus werden als „Futtermittel“ verschwendet. Die CO2-Äquivalente, die zusätzlich durch den Transport beispielsweise dieser Unmengen an Soja usw. oder auch die Energie aus Kohlekraftwerken, die in der Tierausbeutungsindustrie verschwendet werden (etwa die Dauerbeleuchtung in Legebatterien, um Sommer zu simulieren und somit die Legeleistung zu erhöhen) dürften in den üblichen Aufstellungen eben nicht der „Landwirtschaft“, sondern dem Transportwesen etc. zugeschlagen werden, was die Zahlen entsprechend verfälscht. Auch das könnte durch Veganismus ohne Zusatzaufwand vermieden werden.
Ein Großteil des angesprochenen Sojas stammt übrigens aus den (vernichteten) Regenwäldern, die brandgerodet wurden und werden, um Weideflächen zu schaffen, vor allem aber für Anbauflächen für Sojabohnen. Sojabohnen als „Futter“, wohlgemerkt, denn anders als antivegane Propaganda behauptet, wird nur ein winziger Bruchteil des Weltsojaanbaus für Tofu, Sojamilch usw. verwendet (unter 2%), Soja, das zudem eben nicht aus dem Amazonas stammt, sondern (hier) aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Auch das könnte durch Veganismus ohne Zusatzaufwand vermieden werden.
Die Umwandlung eines Großteils des Sojas und Getreides überwiegend in Gülle hat neben dem so entstehenden Treibhausgas einen weiteren umweltschädlichen Aspekt: Durch das Ausbringen der Gülle auf Ackerflächen wird das Grundwasser mit Nitrat verseucht (und zwar in einem solchen Ausmaß, dass Deutschland von der EU Strafmaßnahmen drohen). Auch das könnte durch Veganismus ohne Zusatzaufwand vermieden werden (der beliebte Einwand von antiveganer Seite, für den Anbau von Pflanzen würde Gülle zur Düngung benötigt, ist natürlich lächerlich; es müssten nur beispielsweise Weizensorten verwendet werden, die durch Symbiose mit Wurzelpilzen besser Nährstoffe aufnehmen usw., vegane Alternativen zur Düngung mit Exkrementen gibt es genügend bis hin zur Bindung von Luftstickstoff durch Knöllchenbakterien (Bradyrhizobium japonicum), wie sie seit langem im Sojaanbau eingesetzt werden.
Ebenfalls unabhängig vom Klimawandel verstärkt Unveganismus die Auswirkung von Tsunamis: Mangrovenwälder schützen Küstengebiete, werden jedoch vernichtet, um Garnelen zu züchten. Auch das könnte durch Veganismus ohne Zusatzaufwand vermieden werden.
Die sogenannte „Überfischung der Meere“, die zum Aussterben von Arten führt, könnte – offensichtlich – durch Veganismus ohne Zusatzaufwand vermieden werden.
Apropos: Das Problem des Plastiks in den Ozeanen wird zu 30 bis 50% verursacht durch Fischernetze. Ein Großteil des Plastiks in der Umwelt könnte also durch Veganismus ohne Zusatzaufwand vermieden werden (stattdessen werden Strohhalme und Wattestäbchen verboten, die lediglich einen winzigend Bruchteil ausmachen).
Welthunger könnte bei entsprechender Umverteilung der Nahrungsmittel, wenn nicht Abermilliarden Rinder, Schweine, Hühner usw. zusätzlich ernährt werden müssten, beendet werden.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass Veganismus auch den einen oder anderen Nachteil mit sich bringt: Nicht nur würden Metzger, Gerber, Henker, Kürschner, Sklavenhändler usw. erst einmal arbeitslos und müssten umschulen, Hobbymörder und Reiter sich ein anderes Steckenpferd suchen, Politiker mit faulen Tomaten statt Eiern beworfen und wichtige Kulturgüter wie Stierkampf und Dschungelcamp ersetzt werden. Unveganismus erhöht das Risiko für koronare Herzerkrankungen und Krebs signifikant („Fleisch“ ist inzwischen von der IARC, der Internationalen Krebsforschungsagentur der WHO, als potenziell kanzerogen eingestuft, gewisse Arten von „verarbeiteten“ Leichenprodukten wie „Schinken“, „Salami“, „Würstchen“ usw. sind dabei auf Stufe 1, also der höchsten, eingeordnet); multiresistente Keime entstehen durch Antibiotikaeinsatz in der Tierausbeutungsindustrie usw. Auch das könnte durch Veganismus ohne Zusatzaufwand vermieden werden, aber all das belastet natürlich (wir sprechen ja von den Nachteilen des Veganismus) die Rentenkassen.
Dennoch bleiben am Ende, abgesehen davon, dass Veganismus ohnehin ein ethischer Imperativ ist, nahezu ausschließlich Vorteile, Kollateralnutzen, die sich in einer veganen Gesellschaft überwiegend ohne (und im Fall von Wiederaufforstung oder Nahrungsmittelumverteilung immerhin mit) Zusatzaufwand von selbst ergeben.
Das Fazit ist: anständige Menschen werden vegan, sofort.
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„wer jedoch lediglich ab und zu einen überfahrenen Igel isst und ein Nachbarskind ermordet, ansonsten aber „vegan“ lebt, verursacht ähnlich wenige CO2-Äquivalente“
Bitte diese Formulierung ändern, das ist katastrophal!
Ich habe es jetzt noch dreimal gelesen, kann aber nicht erkennen, was an dieser Formulierung „katastrophal“ sein soll. Was stimmt denn damit nicht?