Distrust Society gilt als Megatrend. Zukunftsforscher gehen davon aus, dass diese Entwicklung die Gesellschaft langfristig prägen wird. Der Begriff beschreibt das Misstrauen gegenüber Politik und Wirtschaft. Dieses Misstrauen der Gesellschaft wird sich laut Experten zu einer der größten Hürden der Wissensgesellschaft entwickeln.
Woher dieses Misstrauen kommt, ist recht einfach erklärt: Die Informationsquellen, die seit Erfindung des Internets stetig mehr werden, sind nicht nur in ihrer bloßen Anzahl nicht mehr zu überschauen, auch Anonymität und mangelnder Faktencheck machen Informationen immer undurchsichtiger.
Heute kann Jede*r Informationen verbreiten und zum Beispiel Missstände aufdecken. Doch Wahrheit und Falschmeldung sind nicht immer eindeutig identifizierbar. Oft widersprechen einander Informationen. Dies und das undurchsichtige Netz von Interessen hinter den Meldungen, machen immer mehr Menschen zu Skeptikern (oder Verschwörungstheoretiker), sind sich Trendforscher sicher.
distrust society: Vertrauen weicht Chaos
Das Trendforschungsunternehmen Trendone etwa, ortet damit einhergehend den wachsenden Wunsch, sich politischen und wirtschaftlichen Interessen zu entziehen. Dabei würde sich das Selbstschutzbedürfnis auch auf die digitale Identität übertragen. Denn die Menschen trauen Institutionen und Unternehmen auch im Umgang mit ihren Daten nicht. „Die mangelhafte Transparenz großer Institutionen im Umgang mit Kundendaten treibt den Gedanken des bewusst anonymen Lebens voran und macht das freie Internet zur ersten Front gegen die Überwachung“, schreibt Trendone.
Die Vertrauensbasis in zentrale Institutionen bröckelt also. Wir steuern laut Zukunftsforschern auf eine chaotische Gesellschaft zu, in der die Glaubwürdigkeit von Expert*innen zahlreichen Fehlinformationen gegenübersteht. Die Distrust Society ist ein internationales Phänomen, deren Grad der Ausprägung wohl noch nicht absehbar ist. Damit einher gehen aber auch durchaus positive Makro-Trends, wie Ethical Brands oder Total Transparency:
Die Makrotrends der Distrust Society
- Blockchain: Die Technologie ist besonders manipulationssicher und kommt damit der wachsenden Skepsis entgegen. „Das Vertrauen ist somit ein integraler Vorteil der Technologie und kann Intermediäre wie Banken oder staatliche Institutionen überflüssig machen“, so von Trendone.
- Digital Currencies: Staatliche und digitale Währungen treten in Konkurrenzkampf. Das wird den Handel und das Finanzwesen maßgeblich verändern, sind Trendforscher überzeugt.
- Ethical Brands: Produkte und Unternehmen mit sozialer Mission positionieren sich glaubwürdiger als ihre Konkurrenten. Marken werden zu moralischen Instanzen.
- Neo-Politics: Die Digitalisierung soll die Bürger*innenbeteiligung wieder erhöhen und die Politikverdrossenheit der Bevölkerung eindämmen.
- Post Privacy: Die bewusste Handhabung der eigenen Daten wird zum Lifestyle. Angebote, die die Datensouveränität bewahren, liegen im Trend.
- Total Transparency: Die größtmögliche Transparenz wird für Unternehmen zum Wettbewerbsvorteil und entwickelt sich vom Alleinstellungsmerkmal zum Standard.
- Trusted Content: Neue Werkzeuge der Verifizierung von Medieninhalten.