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Tiernahrung: Katzen würden Mäuse kaufen

Tiernahrung

Immer mehr Haustiere leiden an Allergien, Unverträglichkeiten, Ekzemen und sogar Krebs. Mitverantwortlich dafür ist häufig die Ernährung. Konventionelle Tiernahrung ist in der Regel weder qualitativ überzeugend noch hinsichtlich der Zusammensetzung artgerecht. Der Fleischanteil liegt weit entfernt von der für Hunde und Katzen empfohlenen Menge. Von anderen minderwertigen Bestandteilen ganz zu schweigen.
Christian Niedermeier (Bioforpets) produziert hochwertige Bio-Tiernahrung. Seiner Erfahrung nach besteht ein Zusammenhang zwischen der Gabe von Billigfutter und spezifischen Erkrankungen: „Die Zahl der Katzenpatienten mit Diabetes oder Schilddrüsenüberfunktion ist in den letzten Jahren so massiv angestiegen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen schlechter Ernährung und Erkrankung festzustellen ist. Um Tiernahrung günstig produzieren zu können, packt die Industrie Unmengen an pflanzlichen Nebenerzeugnissen (Stängel, Halme, Blätter, Schalen, Trester etc.), Getreide, Zucker, Jod, künstliche Zusatzstoffe und künstliche Vitamine in die Nahrung. Dies alles führt zu einer Überzuckerung und Überversorgung der Tiere und diese leiden irgendwann an Diabetes oder Schilddrüsenüberfunktion.“
Aber was genau ist denn nun „artgerechte Tiernahrung“? Das Angebot ist unübersichtlich und die jeweiligen Kennzeichnungen auf den Verpackungen sind oft nicht eindeutig.

Auf das Kleingedruckte achten

„Hinter der Bezeichnung tierische ‚Nebenprodukte‘ kann sich alles mögliche verbergen. Teilweise steht sie für harmlose und sogar erwünschte Inhaltsstoffe wie Innereien, genauso können diese ‚Nebenprodukte‘ minderwertige Schlachtabfälle wie Geflügelfüße, Federn, Haut oder Drüsen sein. “
Silvia Urch, Tierärztin und Ernährungsexpertin, zu artgerecher Tiernahrung

Tierärztin und Ernährungsexpertin Silvia Urch: „Zum Beispiel finden sich Begriffe wie ‚tierische Nebenerzeugnisse‘ auf fast allen konventionellen Fertigfutterprodukten. Hinter dieser Bezeichnung kann sich alles Mögliche verbergen. Teilweise steht sie für harmlose und sogar erwünschte Inhaltsstoffe wie Innereien, genauso können diese ‚Nebenprodukte‘ minderwertige Schlachtabfälle wie Geflügelfüße, Federn, Haut oder Drüsen sein. Auch unter ‚pflanzlichen Nebenerzeugnissen‘ verstecken sich oft verzichtbare Inhaltsstoffe wie Erdnussschalen, Stroh und diverse Abfallprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung. Zucker hat in einer artgerechten Tiernahrung für Raubtiere übrigens gar nichts zu suchen, ebenso wenig wie große Mengen an Weizen, Mais oder Soja.“

Artgerechte Tiernahrung: Was soll drin sein?

Der Fleischanteil sollte den größten Teil der artgerechten Tiernahrung ausmachen – im Hundefutter ist ein Anteil von 60 bis 80 Prozent optimal, im Katzenfutter sogar bis über 90 Prozent. Wünschenswert ist eine möglichst genaue Deklaration der Fleischsorten, auch das Wort „Fleisch“ sollte enthalten sein. Der Begriff „Geflügel“ beispielsweise ist irreführend. Zum einen kann neben dem postulierten Huhn auch Ente, Pute oder Ähnliches enthalten sein, zum anderen fallen nicht nur Geflügelfleisch, sondern auch die schon erwähnten Nebenerzeugnisse unter diesen Begriff.

„Qualitativ hochwertige, artgerechte Tiernahrung wirkt sich positiv aufs Immunsystem, die Verdauung und die Zahngesundheit aus. Sogenannte Zivilisationskrankheiten, die in den letzten Jahrzehnten verstärkt auftreten wie Diabetes, Allergien und Krebs, werden bei artgerecht ernährten Hunden und Katzen seltener diagnostiziert.“ Silvia Urch über artgerechte Tiernahrung

„Artgerechte Tierernährung“ ist der Versuch, die Tiernahrung so gut wie möglich an die jeweilige Tierart anzupassen. Im Falle von Hund und Katze gilt es, bei der Fütterung ein Beutetier nachzuahmen. Somit sollte die Tiernahrung zu einem großen Teil aus tierischen Bestandteilen (Muskelfleisch, Knorpel, Knochen und Innereien) und zu einem kleineren Teil aus pflanzlichen Bestandteilen (Obst und Gemüse, eventuell Getreide/Pseudogetreide) bestehen.
Solcherart gestaltete Ernährung hilft Ihrem Tier auch dabei, gesund zu bleiben. Silvia Urch: „Qualitativ hochwertige, artgerechte Tiernahrung wirkt sich positiv aufs Immunsystem, die Verdauung und die Zahngesundheit aus. Sogenannte Zivilisationskrankheiten, die in den letzten Jahrzehnten verstärkt auftreten wie Diabetes, Allergien und Krebs, werden bei artgerecht ernährten Hunden und Katzen seltener diagnostiziert.“
Ganz roh?
Seit einigen Jahren wird BARF, die biologisch artgerechte Rohfütterung auf Basis von rohem Fleisch diskutiert. Diese Futtermethode orientiert sich an der Ernährung von Wölfen und Wild- bzw. Großkatzen, die als die Vorfahren von Hunden bzw. Katzen gelten. BARF ist eine Kurzform und steht im Englischen oft für „Bones and Raw Food“, im Deutschen meist frei übersetzt mit „Biologisch Artgerechte Rohe Tiernahrung“.
Der größte Vorteil ist dabei der, dass man ganz genau weiß, was man füttert, und die Rezeptur genau an die Bedürfnisse des Tieres anpassen kann. Allerdings kann man dabei auch viele Fehler machen: Dr. Christine Iben, Vet-Med Wien: „Wenn Leute zu barfen beginnen, verwenden sie anfänglich oft entweder zu wenig oder zu viele Mineralstoffe oder Spurenelemente. Daraus können bestimmte Erkrankungen des Skelettsystems resultieren. Beim Barfen sollte man sich schon sehr gut auskennen oder von Spezialisten beraten lassen.“

Wie stelle ich die Tiernahrung um?

Auch wenn Sie die besten Vorsätze haben, kann es sein, dass Ihr Tier qualitativ hochwertigere Tiernahrung nicht gleich annimmt. Bei Hunden gibt es da in der Regel weniger Probleme, Katzen können oftmals sehr wählerisch sein. Gerade bei Letzteren müssen die Besitzer kompromissbereit sein, weiß Christine Iben: „Eine Nahrungsumstellung braucht viel Geduld, man muss die Tiere langsam umgewöhnen. Am besten mischt man zuerst die neue Tiernahrung unter das alte und steigert langsam die Dosis des neuen. Eventuell kann man das Futter leicht anwärmen, auch das erhöht meist die Akzeptanz. Trotzdem kann es gerade bei Katzen passieren, dass sie das neue Futter nicht oder nicht zur Gänze annehmen.“
Wenn Sie sich für das Barfen entschieden haben, Ihr Haustier aber rohes Fleisch verweigert, kann es helfen, dieses anfangs leicht zu überbrühen oder anzubraten. Viele Hunde und Katzen mögen auch kein Gemüse – hier hilft es, dieses püriert unter faschiertes Fleisch zu mischen. Christian Niedermeier: „Manchmal muss man auch einfach nur durchhalten. Katze Momo zum Beispiel hat unsere Tiernahrung fünf Tage lang strikt verweigert, inzwischen ist sie eine unserer ältesten Kundinnen.“

Informieren Sie sich weiter über artgerechte Tiernahrung, die wesentlichen Inhaltsstoffe und die Diskussion „Nassfutter vs. Trockenfutter“.

Foto/Video: Hetzmannseder.

Geschrieben von Ursula Wastl

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