„Tenside sind Abfallprodukte der Petrochemie und machen die Haut schutzlos. Shampoos verursachen damit erst die Probleme auf Kopfhaut
und Haar.“
Iris & Ulf Untermaurer, Haarmonie Naturfrisör
Wie konnte die Menschheit nur Hunderttausende von Jahren ohne Shampoo auskommen? Eine Frage, die sich ähnlich inzwischen viele Menschen stellen – und aus vielerlei Gründen zu Alternativen herkömmlicher Produkte greifen. „Immer mehr Menschen leiden unter Unverträglichkeiten und Allergien. Unser Immunsystem ist überlastet. Aber auch Gesundheit allgemein und Umweltschutz werden immer wichtiger“, erklären Iris und Ulf Untermaurer – und sie müssen es auch wissen: Die Geschwister führen in zweiter Generation Europas ersten Naturfrisör „Haarmonie Naturfriseur“ – gegründet 1985, mit inzwischen vier Filialen in Wien und je einer in Niederösterreich und der Schweiz, sowie einen Großhandel für eigens hergestellter Naturkosmetik unter der Marke „Herbanima, elixir der natur“. Das Fazit aus jahrzehntelanger Erfahrung ist eine gesamtheitliche Betrachtung, so Iris Untermaurer: „Unverträglichkeiten und Allergien haben vielfach mit dem Darm zu tun. Das fängt schon mit denaturierter Nahrung an – wenn wie heute Käse oft kein Käse, Wurst keine Wurst mehr ist. Da darf man sich nicht wundern, wenn das Immunsystem nicht mehr klar kommt.“
Back to the roots
Die Naturfrisörin zeigt auch den eigentlichen Trend auf: Eigentlich geht es zurück zu den Wurzeln. Denn was Viele längst vergessen haben: Das Shampoo wurde erst Mitte des vergangenen Jahrhunderts „erfunden“. Davor ging es eher schlicht zu: Es wurde einmal pro Woche gebadet, Kopf und Haar mit gewöhnlicher Seife gewaschen, und vor allem viel gebürstet. Das klingt nach heutigem Stand befremdlich, denkt man aber darüber nach, erscheint die eigene aktuelle Körperpflege absurd: Wir waschen mit Tensiden körpereigenes Fett aus dem Haar, um kurz darauf fremdes Fett etwa Haarwachs, wieder hinein zu schmieren. Wir verwenden mit herkömmlichen Pflegeprodukten eine Vielzahl an Chemikalien sowie Ersatzstoffe für bedenklich erklärte Inhaltsstoffe, deren Wirkung auf Gesundheit und Körper teils noch gar nicht vollständig aufgeklärt ist. Und: Die meisten Konsumenten sind mit den herkömmlichen Körperpflegeprodukten aufgewachsen, das eigene Waschverhalten wurde nie wirklich hinterfragt. Werbung und Marketing suggeriert uns, das Shampoo ein Wundermittel ist. Dabei, so die Untermaurers: „Mit keinem Shampoo der Welt kann man die Haare schön waschen.“
„Die meisten Konsumenten sind mit den herkömmlichen Körperpflege-produkten aufgewachsen, das eigene Waschverhalten wurde nie wirklich hinterfragt.“
Weniger ist mehr
Die Naturfrisöre gehen aber noch weiter: Wir waschen uns viel zu oft. Eigentlich müsste ähnlich wie bei Tabakprodukten auf vielen Verpackungen der Hinweis stehen: Die tägliche Haarwäsche gefährdet Ihre Gesundheit! „Bei Männern ist die Haarausfall-Ursache Nr. 1 die tägliche Haarwäsche mit zu viel Shampoo, oder noch schlimmer mit Duschgel. Weniger ist mehr. Kaum getragene Wäsche wasche ich auch nicht im Vollprogramm, sondern im Sparprogramm“, klärt Iris Untermaurer auf. Und ihr Bruder Ulf: „Tenside zum Beispiel sind Abfallprodukte der Petrochemie und machen die Haut schutzlos. Shampoomissbrauch verursacht damit erst die Probleme auf Kopfhaut und Haar.“
Herkömmliches Shampoo besteht zu 20 bis 25 Prozent aus Tensiden, bis zu drei Prozent aus Wirkstoffen und dem Rest aus Wasser. Und die Petrochemie-Abfälle, die eigentlich teuer entsorgt werden müssten, würden nochmals teurer in den sogenannten Pflegeprodukten landen – und auf unseren Köpfen. Ulf Untermaurer: „Das Teuerste ist dabei die Verpackung. Wenn man sich die Inhaltsstoffe von Geschirrspülmittel und Shampoos ansieht: Sie sind fast identisch.“
Auch Naturkosmetik beinhaltet in den meisten Fällen Tenside, jedoch aus natürlicher oder biologischer Herkunft – etwa aus Zucker oder Kokosfett. Das ist ökologischer, die negative Wirkung bleibt aber gleich. Haarmonie Naturfrisör empfiehlt daher eine gezieltere Anwendung: Je nach letzter Haarwäsche Naturshampoos mit etwa zwölf Prozent Tensiden (alle 5-7 Tage), Waschgels mit nur acht Prozent (2-3 Tage) oder eben tensidfreie Produkte wie Mineralerde. Das schont übrigens auch die Umwelt und spart Geld.
Das können Naturfrisöre
Naturfrisöre verwenden ausschließlich erlesene Rohstoffe natürlichen Ursprungs die einen verantwortungsvollen Umgang mit Mensch, Tier und Umwelt und ein optimales kosmetisches Ergebnis garantieren, etwa Pflanzenfarben (nicht pflanzliche Farben!) u.a. auf Henna-Basis. NoGos sind auch Dauerwelle und Aufhellung. Ihr Naturfrisör sollte Sie vor allem beraten, etwa über die richtige Anwendung von Pflegeprodukten.
Haarfärben
Das Haarfärben ist auch auf gesunde Weise ohne Wasserstoffperoxid möglich. Zumeist zwölf Farbtöne auf Henna-Basis – von blond bis dunkelbraun – werden fertig oder individuell gemischt angeboten. Die Möglichkeiten sind jedoch begrenzt: Dunkle Haare können nicht aufgehellt werden, weisses bzw. graues Haar sehr wohl in allen Nuancen gefärbt werden. Anders als chemische Färbemittel, die ins Haar eindringen, und die Struktur beeinträchtigt, legen sich Pflanzenfarben nur um das Haar an und kräftigen dieses..Säure-Basen-Balance
Naturfrisöre verinnerlichen eine gesamtheitliche Betrachtung. Viele Haar- und Kopfhautprobleme entstehen durch Übersäuerung des Körpers. Zur Ausgewogenheit wird auch mit Nahrungsergänzungen gearbeitet.
Tipps vom Naturfrisör
Naturprodukte verwenden
Empfohlen werden Natur- und Biokosmetika mit verringertem Anteil an Tensiden und ohne andere gesundheitsschädigende Inhaltsstoffe. Weniger ist mehr: Die Menge an Pflegemittel sollte dem tatsächlichem Bedarf angepasst werden.
Seltener Haare waschen
Auch die Häufigkeit der Haarwäsche gilt es bedarfsgerecht zu wählen. Je nach Pflegeprodukt reicht oft eine Haarwäsche alle 2-3 oder gar 5-7 Tage aus.
Kopfhaut pflegen, nicht Haare
Die meisten Menschen waschen die Haare. Tenside haben aber laut Naturfrisören nichts in der Länge zu suchen, sondern sollen gezielt auf der Kopfhaut zur Anwendung kommen. Beim Abspülen rinnt das Shampoo über die Haarlängen, das reicht zur Reinigung völlig aus.
100 Bürstenstriche täglich
Kaiserin Sissi wusste es schon und soll ihr Haar eine Stunde pro Tag gebürstet haben. Auch Naturkörperpflege beginnt beim Bürsten. Laut Naturfrisör ist dies die effektivste und günstigste Art zu gesunder Kopfhaut und schönerem Haar zu kommen.
Umstellung auf Naturprodukte
Durch den Wechsel weg von chemischen Inhaltsstoffen muss sich das Haar erst umstellen. Vor allem Silikone, die sich um das Haar anlagern, benötigen mit unter einige Wochen um sich abzubauen. Daher ist das Haar anfangs ein wenig widerspenstig und braucht viel Liebe und Geduld.