Was ist Minimalismus?
Ein klassischer Sonntag Nachmittag: Ausmisten ist angesagt. Dabei merkt man schnell, dass der Haufen an Dingen, die man loswerden möchte, irgendwie doch immer recht klein ausfällt. Bei der verstaubten Büchersammlung behauptet man gerne: „Ach ja! Das lese ich noch!“, oder bei der 12. Jacke hat man sich halt gedacht: „Die könnte ich doch mal anziehen, wenn ich mal auf einer Bad-Taste Motto Party eingeladen bin“. Das man aber noch nie auf einer Bad-Taste Party eingeladen war, oder das Genre der Bücher gar nicht mag, spielt dabei natürlich keine Rolle.
Es gibt ja 1000 Gründe, warum man das T-Shirt, das man schon seit Jahren hinten im Kleiderschrank vergammeln lässt, behalten sollte: „Aber das viel zu enge T-Shirt war doch ein Geschenk von/ Souvenir aus / Andenken an…“ sagt man sich dann während man das Kleidungsstück zurück in die finstere Ecke des Kleiderschranks legt.
Dieser Teufelskreis ist aber kein Wunder, denn wir alle tappen immer und immer wieder in die Marketing Fallen rein. Wir werden konstant mit Werbung überflutet: am Bahnhof, in beinahe jedem Schaufenster oder auf der Verpackung vieler Produkte selbst – heutzutage bekommt sogar jeder, der nicht alle Tricks am Handy oder Laptop kennt seine persönliche, angepasste Werbung. Und jedes mal hat man dieses kleine Zwicken im Magen: das brauch ich!
Dieses ewige Dilemma zu beseitigen ist der Kern des Minimalismus: weniger ist mehr. Das gilt für Klamotten, Möbel, Produkte, Dekoration und alles, was man in seinem Leben mit sich rumschleppt und eigentlich nicht braucht/mag. Es gibt Leute, die reduzieren ihre Klamotten zum Beispiel auf 30 Kleidungsstücke, die sie wirklich gerne tragen und andere, die endlich mal alle fehl-Geschenke gnadenlos ausmisten – Minimalismus kann jeder für sich selbst definieren. Es gibt dabei nur eine Regel: Was man nicht benutzt oder einen glücklich macht, kommt weg!
Da kommen wir schon zur ersten Frage: was macht mich eigentlich glücklich? Nein, die 45 Kaffeetassen im Küchenschrank sicher nicht – es sei denn, man macht ein Mal die Woche Kaffeeverkostungen für die netten Nachbarn im eigenen Zuhause. Die Hose, die einen aussehen lässt wie eine frisch gepresste Mettwurst, die Hoffnung aber nicht stirbt, sie doch irgendwann mal tragen zu können? Auch nicht. Die 40,000 Kabel in der Schraddel-Schublade (ja, die habt Ihr alle!), die man über die Jahre angesammelt hat und nicht wagt auseinander zu wurschteln, da sonst eine Existenzkrise droht? Nope, die erst recht nicht. Und trotzdem besitzen wir alle Unmengen dieser Dinge und merken gar nicht, wie unnötig sie in Wirklichkeit sind.
Also: was darf denn nun bleiben? Man stellt sich vielleicht besorgt die Frage: „Muss ich jetzt auf meine 10 Lieblings-Schuhe verzichten?“ Nein! Wenn die Schuhe einen glücklich machen auch wenn man sie nur ein Mal im Jahr an hat, oder man sie tatsächlich oft trägt – auf keinen Fall! „Und was ist mit den Fotos, die man im Haus aufgehängt hat, die einem immer wieder beim vorbei gehen zum lachen/lächeln/nachdenken bringen?“ Klar dürfen die bleiben! Wenn man mal in Ruhe sein Zeug anschaut und wirklich überlegt, was einem gefällt und was nicht und dabei dann auch noch Schuldgefühle und Gedankensalate abgelegen kann, ist man schon ein angehender Minimalist – und es ist tatsächlich nicht schwer!
Wie fange ich mit Minimalismus an?
1.Lass Dir Zeit.
2.Beobachte einen Monat lang die Inhalte Deiner Schränke und was Du in den letzten 30 Tagen wirklich benutzt hast.
3.Es geht ans ausmisten: mache einen „JA!“ Haufen mit Dingen, die Du auf jeden Fall behalten möchtest, einen „Nein“ Haufen mit Sachen, die Du ehrlich nicht brauchst/magst und einen „vielleicht“ Haufen, wo Du Dir noch nicht sicher bist, ob Du das Stück behältst oder nicht.
4.Wohin mit den Sachen? Recyceln, Second Hand Läden, verschenken, an Organisationen spenden, verkaufen (Kleiderkreisel, Ebay) – Hauptsache man macht etwas draus und wirft nicht Dinge weg, über die sich jemand freuen würde, wie beispielsweise ein Kaffeetassen-Fanatiker über 45 Kaffeetassen.
5. Wenn Du das nächste mal Einkaufen gehst, überlege zwei Mal bevor du etwas kaufst, das nicht lebensnotwendig ist und stelle Dir die Frage: Brauche ich das wirklich? Habe ich das schon?
Welche Vorteile bietet Minimalismus?
+ Weniger zum aufräumen/waschen/einsammeln
+ Bessere Laune : man besitzt weniger Dinge, die einen eigentlich nerven und man fühlt sich befreit!
+ Gutes Gefühl : durch verkaufen/verschenken/spenden/recyceln der Sachen.
+ Geld sparen: man denkt zwei mal nach bevor man sich den 47. Pullover im Ausverkauf holt.
+ Organisation: kein Stress mehr vor dem Urlaub, da man weniger zu packen hat und der Haushalt übersichtlicher wird.
+ Umweltfreundlich: weniger Konsum, mehr Recycling.
+ Gute Qualität: statt 50 Socken und Unterhosen, die nach drei Waschgängen kaputt gehen, kauft man sich eben in Zukunft ein Mal zwar teurere, aber dafür langanhaltendere, schönere und fairere Socken und Unterhosen. Wenn man das mal auf lange Zeit ausrechnet, kommt man nämlich vom Preis auf das Selbe raus.
Also, beim nächsten freien gammel-Sonntag schaut man sich mal ganz in Ruhe sein „Zeug“ an und mistet aus. Sobald man ein Mal angefangen hat, läuft es auch von ganz alleine, da man die erste Hemmung überwunden hat. Hauptsache, man lässt sich Zeit! Also – viel Spaß beim hemmungslosen Ausmisten!
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