Außergewöhnliche Reisen sind gefragt: Weiße Flecken auf der touristischen Landkarte gibt es praktisch keine mehr. Vor allem keine, die sehenswert sind, und auch noch halbwegs gut und sicher bereisbar wären. Trotzdem hält die Welt genug lohnenswerte und ungefährliche Ziele bereit, die weit abseits der gut ausgetrampelten Pfade liegen. Sie müssen dazu noch nicht einmal den Rucksack schultern und auf eigene Faust losziehen – eine Reihe an kleineren Veranstaltern organisieren außergewöhnliche Reisen, die Sie in versteckte Winkel und/oder zu ungewöhnlichen Aktivitäten bringen. Entscheidet man sich dafür, dem Massentourismus den Rücken zu kehren, sind einem unvergessliche Augenblicke sicher. Auch das Gewissen bleibt rein, denn bei vielen Reisen fällt – im Gegensatz zum Cluburlaub am Mittelmeer, wo hauptsächlich die großen Konzerne fetten Gewinn einstreifen – auch für die Einheimischen ihr fairer Teil ab: Lokale Agenturen und Unterkunftsgeber profitieren von uns Touristen, die mal kräftig gegen den Strom schwimmen möchten.
TIPPS: außergewöhnliche Reisen, once in a lifetime
Weltbewegend Erlebnisreisen ist das Reisebüro des Österreichischen Alpenvereins. Jährlich im August wird die Kanureise durch Mittelschweden organisiert, der Fokus des Angebots liegt freilich auf Wander-, Trekking- und Bergsteigerreisen im Sommer sowie Skitouren im Winter (www.weltbewegend.at).
Sehr viele spannende Destinationen hat der sympathische österreichische Studien- und Erlebnisreisenveranstalter Kneissl im Programm – die Bandbreite reicht vom winterlichen Island bis ins sommerliche Südgeorgien (www.kneissltouristik.at).
Der Spezialist für Radreisen durch Lateinamerika heißt Pedalito und ist Mitglied im Forum anders reisen (www.pedalito.de). Lisa Veverka vermittelt außergewöhnliche Reisen auf die abgelegene Kamtschatka-Halbinsel (www.kamchatka.cc).
Trekkingtouren auf den Mount Kenia gibt es mit feinem Rahmenprogramm bei Weltweitwandern zu buchen – der liebenswerte Grazer Ökoreiseveranstalter hat darüber hinaus noch viele andere Wander- und Bergsteigerreisen im Programm; egal wohin die Tour führt: Kontakte zur einheimischen Bevölkerung stehen immer auch im Vordergrund (www.weltweitwandern.at).
Auch bei ASI – der Alpinschule Innsbruck, stehen Wander-, Trekking- und Bergsteigerreisen im Fokus, weiters werden Radtouren und kulinarische Reisen wie „Indien – ein vegetarisches Erlebnis“ sowie Wintererlebnisse (z.B. auch Huskytouren) angeboten (www.asi-reisen.de).
Der deutsche Veranstalter ae-erlebnisreisen ist Mitglied des Forums anders reisen, die Reisephilosophie lautet „Begegnungen auf Augenhöhe“ – unter vielem Anderem gibt es hier die „Individuelle Mietwagentour zu den außergewöhnlichsten Unterkünften Neuseelands“ zu buchen (www.ae-erlebnisreisen.de).
Außergewöhnliche Reisen: Neue Sichtweisen
Um den Massen auszuweichen kann es genügen, die Perspektive zu wechseln: Raus aus den Schuhen, rein ins Wasser heißt es etwa bei der „Kanureise durch Mittelschweden“ des österreichischen Alpenvereins. Schweden mit seinen im Vergleich zu Mitteleuropa dünn besiedelten Landstrichen ist ja an sich schon ein Sehnsuchtsziel für alle, die der engen Städte müde sind. Doch anstatt Kilometer um Kilometer mit dem Auto abzuspulen, ist man gut beraten, an einer Stelle zu bleiben, und den skandinavischen Sommer in seiner ganzen Intensität zu genießen. In einem Land mit tausenden von Seen ist es nur logisch, dabei aufs Kanu umzusteigen. Bei der Kanureise vom ÖAV sind Naturerlebnis und Stille das Programm. Sieben Tage lang wird in einer kleinen Gruppe gepaddelt und gewandert, am Abend am Lagerfeuer gekocht.
Manchmal reicht es auch, anti-zyklisch zu reisen. Island im Sommer, gähn, wie gewöhnlich! Im Winter verschlägt es kaum Touristen hierher, dabei zeigt sich dann die Insel von ganz besonderer Schönheit: die Wasserfälle sind gefroren, die Nordlichter zaubern farbenprächtige Muster in den Himmel und über allem liegt das samtweiche Licht des skandinavischen Winters. Bei den beiden Island-Winterreisen von Kneissl Touristik führt man Sie noch dazu an weit entlegene Orte, wie das Flusstal der Jökulsá á Brú, dem man bis an die Ostfjorde folgt oder an den Eissee Jökulsárlón, bedeckt von mächtigen Eisbergen, umgeben von gewaltigen Gletscherzungen.
Außergewöhnliche Reisen: Cremefarbige Flecken
Mindestens genauso wild und ungezähmt, ja außerirdisch anmutend präsentieren sich die Landschaften Chiles und Argentiniens. Zwischen Wüsten mit Niederschlägen von wenigen Millimetern (wenn überhaupt) im Jahr und Berggipfeln jenseits der 6.000 Meter hat es eine schier unendliche, wenig besiedelte Weite, die bei der Hochlandreise von Pedalito hautnah mit dem E-Mountainbike erfahren wird. Langweilig wird es trotz Weite nie, denn die Region ist gespickt mit Naturphänomenen: Flamingokolonien, Kakteenmeere, rote Sandsteinformationen in der „Schlucht der Pfeile“, in allen Farben schillernde Geysirfontänen, türkise Lagunen am Fuße von Vulkanen oder verkrustete Salzsäulen sind nur einige der Highlights dieser bemerkenswerten Radreise.
Noch weiter „off-the-beaten-track“? Fahren Sie nach Kamtschatka. Lisa Veverka aus Perchtoldsdorf ist Spezialistin für dieses Traumziel. Sie kam erstmals im Zuge ihres Russisch-Studiums in den späten 1990ern, kurz nachdem man die Sperrzone aufgehoben hatte, hierher – und ist dran geblieben. Heute ist sie ihr eigenes kleines Reisebüro und vermittelt in Kooperation mit einem verlässlichen Partner vor Ort außergewöhnliche Reisen auf die abgelegene Halbinsel. Veverka: „Das müssen Sie sich mal vorstellen: die Vulkane dort sind bis zu 5.000 m hoch, aufgrund der dünnen Besiedelung ist die Natur wirklich unberührt – manche Regionen sind überhaupt nur mit dem Hubschrauber zu erreichen“. Das ist aber noch nicht einmal das Beste, denn insbesondere darf man hier auf Bärenbegegnungen hoffen. „Millionen von Lachsen kommen an den Kurilensee, um zu laichen“, erzählt Veverka, „Die Bären stehen völlig entspannt am Ufer, und schlagen sich die Bäuche voll“. Das alles erlebt man bei der großartigen „Best of Kamtchaka Tour“, die als internationale Kleingruppentour mit Englisch als Guidesprache durchgeführt wird.
Auch in Afrika darf man sich stellenweise wie ein Pionier fühlen. Von der Serengeti bis zum Krüger Nationalpark stehen unzählige Dschungelcamps und Lodges zur Wahl, die das Gefühl von Abenteuer in kleinstem Kreis perfekt zu inszenieren wissen. Da gibt es, vor allem bei großzügigem Urlaubsbudget, schlichtweg sensationelle Safaricamps – weil wir Ihnen hier aber wirklich Außergewöhnliches vorstellen möchten, haben wir einen ganz anderen Tipp parat, der das Übliche weit hinter sich lässt: Wir empfehlen eine berauschende Trekkingtour auf fast 5.000 Meter Seehöhe – und zwar auf den Mount Kenia.
Dieser höchste Berg Kenias ist zwar etwas niedriger als der Kilimanjaro, dafür aber deutlich weniger besucht und die Landschaften, die man beim Aufstieg durchwandert, scheinen von einem anderen Planeten: Gigantische Riesenfarne umhüllt von mystischem Nebel, Flechten, die den Stämmen der Bäume Almöhi-Bärte wachsen lassen, eigentümliche Strauch-Gebilde, die direkt aus der Urzeit zu wachsen scheinen – es würde einen, den Kopf ein wenig High von der effektiven Seehöhe, wenig wundern, einem leibhaftigen Dinosaurier zu begegnen. Erst knapp vor dem Gipfelsieg beginnt die Bergwelt dann wieder so auszusehen, wie wir sie aus den Alpen kennen.
Von Currys und Hobbits
Für den Urlaub-wie-noch-nie muss es aber nicht eine möglichst ausgefallene Destination sein – nehmen wir beispielsweise die Reise „Indien – ein vegetarisches Erlebnis“ aus dem Katalog von ASI. Das Programm kombiniert geschickt den Besuch der touristischen Highlights des Landes wie das Taj Mahal, die rosa Stadt Jaipur oder den berühmten Palast von Udaipur mit Aktivitäten, die abseits von Folklore-Shows zu Land und Leuten führen: zum einen wird recht viel gewandert, schließlich heißt der Veranstalter Alpinschule Innsbruck, zum anderen, wie der Titel verrät, steht die indische Küchenkunst im Fokus. Im Laufe der 17 Tage, die diese Reise dauert, werden lokale Märkte und kleine landwirtschaftliche Produzenten besucht, wird Hotelköchen und einheimischen Familien in die Töpfe geblickt und im Rahmen von Kurzkochkursen auch mal selbst das Abendessen zubereitet.
Als Abschluss unserer kleinen Übersicht an ausgefallenen Reiseideen haben wir noch etwas vom anderen Ende der Welt: Der deutsche Veranstalter ae-erlebnisreisen hat eine individuelle Mietwagentour durch Neuseeland zusammengestellt, wo sich die Reisenden von einer schrägen Unterkunft zur nächsten hangeln – dass Neuseeland selbst atemberaubend schön und aus Europa vergleichsweise wenig besucht ist, ist dabei nur das Sahnehäubchen. Genächtigt wird bei dieser 24tägigen Reise auf der Nord- und Südinsel etwa in einem rustikalen Earthhouse wie ein Hobbit, in einer Lodge mit Outdoor-Badewanne und Blick in die Natur, im einzigen Schloss Neuseelands, in einem abgeschiedenen Eisenbahnwagon oder in einem restaurierten Planwagen.
TIPPS: Mehr außergewöhnliche Reisen
Kaufen Sie sich einen guten Reiseführer (z. B. von lonely planet) und ziehen Sie los. Beispielsweise nach Brasilien, ein Land, wo englische Popmusik nahezu unbekannt ist, man frisch gepressten Açai-Saft trinkt und rosa Delphine schwimmen. Ganz individuell und trotzdem mit der Sicherheit eines Reiseveranstalters erleben Sie dieses unglaubliche Land bei der Reise „Brasilien – authentisch und aktiv“ (www.papayatours.de). Auf der anderen Seite Amerikas verspricht eine Zugsfahrt durch Alaska oder eine Tour mit der Harley Davidson durch die USA besondere Erlebnisse (www.amerikareisen.at).
Aber auch nahe Ziele bieten Unerwartetes – Sie können beispielsweise mit dem Planwagen durch die ungarische Pußta ziehen (www.zigeunerwagenurlaub.at), die wilde Gamsbrunft in den oberösterreichischen Kalkalpen miterleben (www.kalkalpen.at) oder in Niederösterreich im Baumhaus nächtigen (www.baumhaus-lodge.at, www.ochys.at).
Wander-, Naturerlebnis-, Begegnungs- und ganzheitliche Wellnessreisen, Kanu-, Rad- und Trekkingtouren, Citytrip, Badeurlaub in Ökoresorts, Forschungscamps, Kreativ-, Dorf- oder Meditationsaufenthalte – so breit ist das Spektrum, das die rund 130 Veranstalter bieten, die sich in Deutschland zum Forum anders reisen zusammengeschlossen haben. Das „anders“ im Namen bezieht sich auf „nachhaltig“, Geschäftsführerin Petra Thomas: „Alle über uns angebotenen Reisen werden umweltschonend und sozialverträglich durchgeführt und zeichnen sich durch besondere Qualität und hohen Erlebniswert aus“. Tatsächlich finden sich in dieser Nische sehr viele außergewöhnliche Reiseideen, die Palette reicht vom „Radtrip Saigon – Phnom Penh“ über „Begegnungen mit starken Frauen in Nicaragua“ bis hin zur „Kulinarischen Burgundreise“. www.forumandersreisen.de
Infos zu ökologischem Reisen und und Ökourlaub.