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Der ökologische Urlaub

Im Urlaub sehnt sich so mancher nach unberührter Natur. Doch was tun, um den ökologischen Fußabdruck dabei möglichst gering zu halten und wie reist es sich umweltverträglich?

ökologischer urlaub

Erdbeeren aus Österreich statt aus Spanien, Fairtrade-Bekleidung statt Kinderarbeit und FSC-Holz statt illegalem Tropenholz. – Beim Einkaufen sind Kriterien wie bio, fair und regional für viele eine Selbstverständlichkeit. Geht es dann aber um die Auszeiten, die Träume von fernen Ländern und Naturschönheiten, dann werfen viele schon mal alle guten Vorsätze über einen Haufen. Da ist der ökologische Fußabdruck mit einer einzigen Reise schon mal ganz schnell zunichte gemacht. Schließlich kann man Neuseeland nicht so einfach ohne Flugzeug bereisen. Doch was, wenn es diesmal anders und ein richtig ökologischer Urlaub werden soll?

NACHHALTIGER TOURISMUS

Dass das Thema grundsätzlich in der Gesellschaft von Interesse ist, zeigt eine Studie aus unserem Nachbarland Deutschland. So ist laut der Reiseanalyse 2014 für 31 Prozent der Bevölkerung die ökologische Verträglichkeit von Urlaubsreisen wichtig und 38 Prozent möchten sozial verträglich reisen. Und selbst die Vereinten Nationen haben sich das Thema heuer auf die Fahnen geheftet und 2017 zum Internationalen Jahr für nachhaltigen Tourismus für Entwicklung auserkoren. Doch zwischen dem Wunsch und der tatsächlichen Umsetzung herrscht eine Diskrepanz, wie die Reiseanalyse zeigt. Auch hier werden als Hürden die fehlende Information über entsprechende Angebote genannt. Häufig fehlt es an der Vernetzung der notwendigen Bausteine. Wenn also etwa ein ökologisch ausgerichtetes Hotel gefunden wird, dieses aber keine oder nur eine erschwerte öffentliche Anreise ermöglicht.

Wie so oft liegt auch in diesem Falle das Gute vor unserer Haustüre. Österreich ist geradezu prädestiniert für einen ökologischen Urlaub: Zahlreiche Nationalparks, Seen und Berge warten nur darauf, von uns erkundet zu werden. Doch wie macht man möglichst ökologisch und umweltverträglich Urlaub und wie findet man passende Urlaubsangebote? Diese Frage lasse ich mir von einem Experten beantworten: Christian Baumgartner von response & ability. Er hat respect (Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung) gegründet, war jahrelang Generalsekretär der Naturfreunde Internationale und berät zahlreiche Beratungsgremien von NGOs, Wirtschaftsverbänden und EU- sowie UN-Organisationen im Bereich des nachhaltigen Tourismus. Doch so einfach ist die Frage nicht zu beantworten: „Es gibt leider immer noch keine gebündelte Information – etwa als Angebotsgruppe der Österreich Werbung. Das heißt, im Einzelfall muss man viele Informationen auf den unterschiedlichen Websites herauslesen bzw. erst einmal nachfragen“, sagt Baumgartner.

2013 hat Hofer Reisen schon einmal gemeinsam mit dem WWF versucht, dies zu ändern und Urlaubsangebote zu den Naturschönheiten Österreichs angeboten, wie etwa den March-Thaya-Auen. Aus Gründen der mäßigen Nachfrage wurde die Kooperation allerdings recht bald wieder eingestellt: „Zwar waren sowohl Hofer Reisen als auch der WWF davon ausgegangen, dass diese Reisen ein Nischenangebot darstellen und es nicht möglich sein würde, mit Mainstream-Reiseangeboten etwa zu Strandurlauben am Mittelmeer zu konkurrieren. Dennoch blieb die tatsächliche Buchungslage unter den Erwartungen von Hofer Reisen, sodass die Kooperation zu den ökologisch ausgerichteten WWF-Reisen seitens Hofer Reisen nicht verlängert wurde“, so WWF-Pressesprecherin Claudia Mohl.

Wichtig aus Umweltsicht: die Anreise

Die Anreise ist aus Umweltsicht besonders relevant: „Die ökologisch schwerwiegendsten Auswirkungen liegen im Klimawandel. Daher ist klimafreundliche Mobilität extrem wichtig: Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bahn, Bus, …) oder gleich Rad- oder Wanderurlaub machen. Im Zugrestaurant ist es allemal bequemer als im Stau“, sagt Baumgartner. Viele Unterkünfte bieten ohnehin Abholservices von den Bahnstationen an, teilweise auch mit Elektro-Fahrzeugen. Zum Teil findet man zertifizierte Reisen als Gesamtpackages von Reise-Veranstaltern, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind. Denkbar wäre auch eine Anreise mit einem Elektroauto. Anbieter wie Sixt oder Europcar haben e-Fahrzeuge im Angebot. Laut Umweltbundesamt verursachen Batterie-Elektrofahrzeuge im Vergleich zu konventionell betriebenen Diesel- bzw. Benzin-Autos je Fahrzeugkilometer zwischen 75 und 90 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen. Zum Vergleich: Bei Hybrid-Fahrzeugen sind es rund acht Prozent weniger Emissionen. Bei einer Stromversorgung aus erneuerbaren Energieträgern kann dieser Vorteil noch deutlicher ausfallen. Auch bei den Stickoxid- und Staub-Emissionen ergeben sich zum Teil deutlich geringere Emissionen.

Reisen ohne eigenes Auto

Auch für diejenigen, die bei der Reise ganz auf das eigene Auto verzichten möchten, ist mittlerweile gesorgt: „Auf sanfte Mobilität spezialisierte Destinationen haben sich zu den Alpine Pearls zusammengeschlossen“, so Baumgartner. Mitgliedsorte in Österreich sind Hinterstoder, Mallnitz, Neukirchen am Großvenediger, Werfenweng und Weissensee. Kriterien sind dabei die einfache An- und Abreise mit Bus und Bahn inklusive Shuttle vom Bahnhof, der Verleih von E-Fahrrädern und E-Autos, Wandertaxis und -busse, um Wanderwege und Skigebiete zu erreichen oder auch autofreie Zonen in allen Orten. Auch die Bergsteigerdörfer haben sich dem nachhaltigen Alpintourismus verschrieben und sprechen besonders Gäste an, die den Ort ohne eigenes Fahrzeug erreichen möchten.
Bei der Auswahl der Urlaubsregion rät Baumgartner zu „stimmigen Urlaubszielen, die Natur und Regionalität anbieten – etwa die österreichischen Nationalpark- oder Naturparkregionen.“ Neben den Bergsteigerdörfern zum Beispiel ländliche Gebiete wie der Bregenzerwald, das Lesachtal, das Große Walsertal oder das Waldviertel. „Es gibt viele Beispiele.“ Von Destinationen, die umweltbelastende Aktivitäten anbieten wie Squadfahren oder Heli-Skiing rät er ab.

Authentizität statt Fake-Kultur

Hinsichtlich der Unterkunft sind seine Tipps kleine Betrieben in einheimischem Besitz – wie etwa Urlaub am Bauernhof oder Pensionen. Aber auch Hotels, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Tourismusbetriebe ausgezeichnet sind oder die Biohotels Austria. Generell reiche ökologisch alleine nicht mehr aus: „Es geht um Nachhaltigkeit, also auch um gute Arbeitsbedingungen und Weiterbildungsmöglichkeiten für die MitarbeiterInnen“, so der Experte. Was die Urlaubsaktivitäten vor Ort angeht, so bieten sich neben Wander- oder Radtouren auch Naturführungen oder authentische Kulturveranstaltungen an. „Keine Fake-Kultur nur für die Touristen, sondern echte kulturelle Erlebnisse, authentische Architektur.“
Wer den nachhaltigen Urlaub noch weiter abrunden möchte, für den hat Baumgartner noch einen abschließenden Tipp parat: „Wenn es im Ort einen Bauernladen gibt: unbedingt dort einkaufen gehen – auch für die Selbstversorgung (etwa in einer Ferienwohnung), nicht nur für Souvenirs.“

ökologischer Urlaub
ökologischer Urlaub

TIPPS
Umweltzeichen-Reisen und -Hotels: Das Österreichische Umweltzeichen zertifizierte Reisen nach Punktesystem, wobei die verursachten CO2-Emissionen pro Aufenthaltstag berücksichtigt werden. Je nach Veranstalter werden z.B. auch Reisen im Passivhotel angeboten. Auch einzelne Hotels lassen sich durch das Umweltzeichen zertifizieren.
www.umweltzeichen-reisen.at

Bergsteigerdörfer: Nachhaltigen Alpintourismus haben sich die Bergsteigerdörfer auf die Fahnen geschreiben. Kleine Betriebe ermöglichen dabei umweltfreundliche Mobilität und Urlaub auch ohne Auto.
www.bergsteigerdoerfer.at

Bio-Hotels: Neben der Verwendung von Bio-Lebensmitteln und Naturkosmetik setzen die Bio-Hotels auf Nachhaltigkeitskriterien (wie etwa die Verwendung von Ökostrom oder die Verwendung von Recycling-Papier oder aus nachhaltiger Waldwirtschaft etc.)
www.biohotels.info

Alpine Pearls: Sanfte Mobilität, auch ohne eigenes Auto, bieten die Alpine Pearls. In Österreich sind die Regionen Hinterstoder, Mallnitz, Neukirchen am Großvenediger, Werfenweng und Weissensee mit dabei.
www.alpine-pearls.com

Wohnwagon: Das autarke Wohnen samt Bio-Toilette, Photovoltaik-Anlage, Grünkläranlage eignet sich auch für einen Urlaub zwischendurch. Im Hotelservice sind Übernachtung inklusive Frühstück enthalten. Aktuell sind Wohnwagons in Traismauer und Gutenstein aufgestellt , im Herbst wechseln die Standorte.
www.wohnwagon.at

Foto/Video: Shutterstock, Option.

Geschrieben von Sonja

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