„Vor allem die Batterie erweist sich als neuralgischer Punkt, wenn es um die Ökobilanz des Elektroautos geht“, konstatiert Bernd Brauer, Head of Automotive Financial Services von Consors Finanz. Bei ihrer Herstellung und beim Recycling wird eine große Menge an Kohlendioxid erzeugt. Zudem werden seltene Rohstoffe eingesetzt, deren Förderbedingungen sowohl aus ökologischen als auch aus sozialen Gründen umstritten sind.
Die Befragten des Automobilbarometer International sind sich dessen bewusst. So stellt für 88 Prozent die Herstellung von Batterien und deren Verwertung ein ernstes Umweltproblem dar. 82 Prozent empfinden das auch für die Verwendung seltener Materialien. Damit befindet sich das E-Auto in diesem Punkt in der Einschätzung der Konsumenten auf gleicher Ebene wie Autos mit Verbrennungsmotor. Denn ebenfalls 87 Prozent sehen in der Nutzung fossiler Brennstoffe (Erdöl oder Gas) ein Problem für die Ökobilanz.
In Österreich wurde politisch zuletzt der Wasserstoff zum Kraftstoff der Zukunft ausgerufen. „Es gibt nicht die eierlegende Wollmilchsau bei der Energiewende. Wasserstoff in seiner Doppelrolle als Energieträger und Energiespeicher ist jedoch nahe dran und wird eine tragende Rolle im Energiesystem der Zukunft spielen“, sagt dazu Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, einer Institution der Bundesministerien für Nachhaltigkeit und Tourismus sowie für Verkehr, Innovation und Technologie, die über Fördergelder Innovationen fördern soll.
Die Krux mit dem Wasserstoff
Johannes Wahlmüller von der Umwelt-NGO Global 2000 sieht das anders: „Wasserstoff ist für uns eine wichtige Zukunftstechnologie, allerdings in der Industrie und auf lange Sicht. In den nächsten zehn Jahren wird Wasserstoff keine nennenswerten Beiträge zur CO2-Reduktion liefern. Im Individualverkehr hat Wasserstoff schon deshalb nichts verloren, weil bei der Herstellung zuviel Energie verloren geht. Würden wir die Klimaziele Österreichs im Verkehr mit Wasserstoffautos erreichen wollen, würde der Stromverbrauch um 30 Prozent in die Höhe schnellen. Das geht sich mit den Potenzialen, die wir haben, nicht aus.“
Was soll man also aktuell oder in den nächsten Jahren für ein Auto kaufen – aus ökologischer Sicht? Wahlmüller: „Am besten ist es auf öffentlichen Verkehr und Radverkehr zu setzen. Bei Autos haben Elektrofahrzeuge die beste Ökobilanz, wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt.“
Rein wirtschaftliche Interessen?
Also doch das Elektroauto! Wie kommt es aber, dass zumindest die letzte österreichische Regierung im Wasserstoff den Stein der Weisen gefunden haben will? Ist die politische Bevorzugung von Wasserstoff auf strategische Überlegungen der OMV und der Industrie zurückzuführen? Sprich: Wird da ein Zukunftsmarkt für die Zeit nach dem Öl geschaffen – ohne tatsächliches Öko-Interesse? „Das können wir kaum beurteilen. Fakt ist, dass Wasserstoff derzeit von der OMV aus Erdgas hergestellt wird. Das hat aus unserer Sicht keine Zukunft. Klimaschutz sollte den Wünschen einzelner Industrien nicht untergeordnet werden“, kann uns Wahlmüller diese Frage leider nicht beantworten. Trotzdem, es stellt sich doch immer die Frage: Wem nutzt etwas?
Und außerdem, eine rasche Lösung ist Wasserstoff aktuell keineswegs, bestätigt Wahlmüller: „Es gibt auch kaum Fahrzeugmodelle am Markt. Die Fahrzeugindustrie setzt insgesamt auf das Elektrofahrzeug. Derzeit sind zwei Modelle für Wasserstoffautos erhältlich. Sie sind ab 70.000 Euro erhältlich. Es wird also in den nächsten Jahren bei einzelnen Fahrzeugen bleiben.“
Aber: Sollte die Energieversorgung der Zukunft nicht auf breiten Füßen stehen, d.h. nicht ausschließlich alles auf erneuerbaren Strom gesetzt werden? Wahlmüller: „Damit wir bis 2040 klimaneutral werden können, müssen wir komplett auf erneuerbare Energie umstellen. Das geht aber nur, wenn wir die Energieverschwendung stoppen und auf einen breiten Mix aus erneuerbaren Energieträgern setzen. Wenn wir Technologien falsch einsetzen, dann verschwenden wir dabei soviel erneuerbare Energie, dass sie an anderen Stellen fehlt. Es braucht also immer eine Gesamtschau. Deshalb sind wir gegen den breiten Einsatz von Wasserstoffautos.“