Wie nachhaltig unsere Banken wirklich sind

Aus der Finanzbranche sind große Bekenntnisse zum Klimaschutz zu hören und auch immer mehr grüne Finanzprodukte werden beworben. Global 2000 hat erstmals Banken auf ihre tatsächliche Nachhaltigkeit getestet.

„Grüne Konten können mitunter einen falschen Eindruck erwecken und trotz vorhandenem Regelwerk auch nur für Marketing-Zwecke so bezeichnet werden“, so Lisa Grasl, Expertin für Sustainable Finance bei Global 2000. Der Banken-Check soll eine Orientierung für umweltbewusste Konsument*innen schaffen, die nicht wollen, dass mit ihrem Geld umweltschädliche Unternehmungen gefördert werden. Nicht die Bewertung einzelner Produkte, sondern das Bankgeschäft an sich stand im Mittelpunkt dieser Recherche. Dazu wurden elf Banken mit jeweils 100 Detailfragen konfrontiert.

Wie nachhaltig unsere Banken wirklich sind
Wie nachhaltig unsere Banken wirklich sind

Nachhaltige Banken: Ernüchternde Ergebnisse

Die Analyse ist ernüchternd: „Banken werben zwar mit dem Thema Umwelt um das Vertrauen von klimabewussten Konsument*innen, aber mit der tatsächlichen Umstellung ihres Kerngeschäfts in Richtung Nachhaltigkeit warten sie auf gesetzliche Verpflichtungen.“ so Grasl, „Das neu entdeckte Bewusstsein des Finanzsektors für grüne Themen ist zwar sehr begrüßenswert und ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber es darf nicht in Green Washing münden.“

In der Befragung konnte nur die Umweltbank Raiffeisenbank Gunskirchen Finanzierungen von Unternehmen im Bereich der Fossilen Energien ausschließen. Alle teilnehmenden Banken werben zwar mit Nachhaltigkeit; großteils finanzieren sie aber trotzdem nach wie vor umweltschädliche Bereiche wie die fossile Energiebranche.

Und das ist nicht der einzige problematische Bereich, in dem Banken weiter Geschäfte machen und gleichzeitig am boomenden Markt für grüne Finanzprodukte verdienen. Kooperationsgeschäfte in der Waffenindustrie, der Gentechnik oder dem Glücksspiel sind weiterhin gewinnbringend. Und: Aktuelle Ratings klassifizieren mitunter etwa Ölunternehmen als „nachhaltig“. Dies lässt vermuten, es gäbe noch schlimmere Branchenvertreter*innen. Das führt jene in die Irre, denen Ranking-Ergebnisse zur Orientierung dienen.

Foto/Video: Option.

Geschrieben von Helmut Melzer

Als langjähriger Journalist habe ich mir die Frage gestellt, was denn aus journalistischer Sicht tatsächlich Sinn machen würde. Meine Antwort darauf siehst Du hier: Option. Auf idealistische Weise Alternativen aufzeigen – für positive Entwicklungen unserer Gesellschaft.
www.option.news/ueber-option-faq/

1 Kommentar

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  1. Lieber voreingenommen als sich pflanzen lassen? Bin ich dabei.
    Nur, voreingenommen zu sein und Un- bzw. Halbwahrheiten weiterzugeben, ist aber auch nicht fair und konstruktiv.
    Manchmal habe ich das Gefühl, dass schlichtweg Themen für sich genutzt werden, um den Eindruck eines „Create a better future“ – Anliegens zu vermitteln.
    Meine Unterstellung: Der Vorwurf des „Green Washings“ dient hier dem Zweck, sich einfach ein „Create a better Future“ Mäntelchen umzuhängen.

    Kurzer Einblick (ich arbeite in einer Bank) –
    – Die Bank, in der ich arbeite – forciert mit massivem Kosten/Personalaufwand die Nachhaltigkeitsaktivitäten
    – Ich gebe zu, dies erfolgt nicht nur aus uneigennützigen Gründen (sind ja auch nicht gemeinnützig), sondern durchaus auch aus wirtschaftlichen Gründen. Werden doch Firmen/Banken mit einem ESG Rating versehen und werden in weiterer Folge günstigere Refinanzierungen in Anspruch genommen.
    – Diese Ratingeinstufungen werden von Ratingagenturen erstellt. Ich gehe nun davon aus, dass in weltverschwörerischer + voreingenommener Manier diese Agenturen als gekauft eingeschätzt werden.
    Well, hier lohnt es wohl tiefergründig zu recherchieren. Feel free: Bei der Ratingagentur der Bank, in der ich arbeite, handelt es sich um ISS-Ratingagentur. Google: „ESG-Rating: So arbeitet die Agentur ISS ESG (finance-magazin.de)“
    Well, dieser Artikel könnte natürlich auch gekauft sein/Fake News sein.
    Der Nachhaltigkeitsbericht wird zudem seitens KPMG (eine etwas größere Unternehmensprüfungskanzlei mit 30 Mrd. USD Umsatz) geprüft. (klar, auch diese KPMG könnte gekauft sein)

    Zum konkreten Vorwurf: Green Washing iVgl des WJ 2021 zu WJ 2020: Es ist einfach unmöglich eine Nachhaltigkeit aus dem Ei zu pellen. Es ist nicht möglich von heute auf morgen sämtliche Kundenbeziehungen zu beenden, weil das Unternehmen nicht ins Konzept passt. (Erwähnte Branchen wie Waffenindustrie, Glücksspiel wurden jedoch sowieso immer schon ausgeschlossen).
    – Die Bank setzt – in meinem Fall – die Strategie bis 2025 um– und setzt dies supermühsam konsequent wie folgt durch:
    – alle MitarbiterInnen werden in wahnsinnig zeit- und kostenintensiven Modulen/E-Learning und Tests auf das Thema ESG/Nachhaltigkeit sensibilisiert und geschult.
    (Kosten rd. EUR 300,00 per Nase); Leitende Angestellte erhalten eine zusätzliche/profunde Ausbildung (Kosten im 4-stelligen Bereich per Nase)
    – CO2 Austoß per MitarbeiterIn wurde auf unter einer Tonne p.a. gesenkt (keine Ahnung was dies vergleichsweise wert ist bzw. müsste man prüfen, aber ich denke es ist nicht schlecht…)
    – 50% der Wohnbaufinanzierungen sollen bis 2025 nachweislich nachhaltig (energieeffizienter Wohnbau) sein. (Energieausweis ist erforderlich)
    – Verdoppelung der Veranlagung bis 2025 in nachhaltige Investments/Fonds (Unternehmen gem. ESG Kriterien)
    – Wir drucken seit 1 Jahr nur noch doppelseitig. Kontoauszuüge sind nur noch in digitaler Form möglich (und sind damit mit massiven Kundenbeschwerden konfrontiert)
    – Die Bank versucht bis 2025 klimaneutral zu sein
    Etc. etc..

    Wir sind auf einem sehr guten Weg und wir arbeiten weiterhin, unsere Nachhaltigkeitsperformance weiter zu steigern!
    Es darf daher auch einmal Positives erkannt und nicht nur in Wutoma-Manier kritisiert werden.
    Mein Vorurteil: Es ist hier nicht mit der nötigen Fairness recherchiert worden. (Mehr dazu siehe Artikel „Negativität der Medien“).
    Daher kann ich manche Organisationen leider nicht mehr ernst nehmen.
    Den Vorwurf der Instrumentalisierung gebe ich 1:1 wieder zurück.

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