Plastik im Meer und Luftverschmutzung sind dringende Probleme, das ist klar. Was Vielen aber noch nicht bewusst ist, ist die Bedeutung von Bodengesundheit für den Menschen.
Der Boden ist ein kostbares Ökosystem, das im Idealfall viel Humus enthält und zahlreichen Lebewesen eine Heimat bietet. Rund fünf Prozent der im Boden enthaltenen organischen Masse sind Bodenorganismen: Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen sorgen hier dafür, dass das Ökosystem funktioniert. Sie stellen Nährstoffe zur Verfügung, verbessern die Wasserführung und Belüftung und bauen totes, organisches Material ab. Der Boden ist aber nicht nur für Pflanzen und Tiere, sondern auch für uns Menschen eine wichtige Lebensgrundlage. Mehr als 90 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion sind vom Boden abhängig. Von Luft, Liebe und Meerestieren allein, kann sich die Menschheit eben nicht ernähren. Auch als Trinkwasserspeicher ist ein gesunder Boden unersetzlich.
Wir zerstören was wir haben – auch die Bodengesundheit
Doch wir sind zurzeit auf gutem Wege, das wertvolle Gut zu zerstören. Der Wissenschaftsjournalist Florian Schwinn spricht etwa von einem „Vernichtungsfeldzug“ auf die Bodengesundheit und fordert eine „Humusoffensive“ in der Landwirtschaft. Denn die industrielle Landwirtschaft, der Einsatz von Chemikalien aber auch die Verbauung der Böden sind schuld daran, dass bereits 23 Prozent der Landfläche der Erde nicht mehr genutzt werden können und das Artensterben voranschreitet.
So hat etwa das EU-Forschungsprojekt Soilservice mit elf beteiligten europäischen Universitäts- und Forschungsinstituten, schon 2012 eindeutig festgestellt, dass eine intensive Landwirtschaft zu einem Verlust der biologischen Vielfalt im Boden führt, da sie Humusschwund, Verdichtung und Erosion fördert. Doch gerade in Zeiten der Klimakatastrophe ist Bodengesundheit ein Gebot der Stunde. Denn nur ein gesunder Boden kann Überschwemmungen und Vermurungen, die auf Grund des Klimawandels immer öfter auftreten, verkraften und entkräften. Der Boden muss also geschützt werden.
Beim Klimagipfel 2015 hat der französische Landwirtschaftsminister eine Initiative gestartet, die den Boden jährlich mit vier Promille Humus bereichern will und nimmt damit international eine Vorreiterrolle ein. Immerhin könnte laut Autoren des Buches „Die Humusrevolution“, Ute Scheub und Stefan Schwarzer, ein weltweiter Humusaufbau von nur einem Prozentpunkt 500 Gigatonnen CO2 aus der Atmosphäre holen, was den heutigen CO2-Gehalt der Luft auf ein weitgehend ungefährliches Maß brächte. Innerhalb von 50 Jahren wäre es angeblich möglich, die CO2-Emissionen auf vorindustrielles Niveau zu bringen – für mehr Bodengesundheit.