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Warum ich mich aktuell nicht mehr impfen lasse

Helmut Melzer

Wie ist es als Bürger ausgegrenzt zu werden? Seit 1. Februar darf ich das am eigenen Leib erfahren: Trotz zweimaliger Impfung und einem Antikörper-Wert von 355 BAU/ml gelte ich als ungeimpft. Die Folge: ein weitreichender Ausschluss aus dem gesellschaftlichen Leben.

Persönliche Risiko-Einschätzung statt Impfpflicht
Meine persönliche Risikoabschätzung angesichts von Omikron und schwindender Impfleistung sagt trotzdem Nein. Und damit bin ich schon lange nicht alleine. Viele andere Impflinge verzichten ebenfalls auf den 3. oder gar 4. Stich – ganz egal wie er benannt wird. Darüber können auch die behördlichen Impfstatistiken nicht hinwegtäuschen: Aktuell sind nur maue 51,7  Prozent dreifach geimpft (Stand 11.2.22). Meine Einschätzung: Eine vierte Impfvorschreibung machen auch die nicht mehr mit. Und diese ganz persönliche Entscheidung muss gestattet sein.

Inakzeptable ÖVP-Politik
Was mich zum nächsten Punkt bringt: Ich darf ein wenig dazu beitragen, dass diese Regierung scheitert. Selbst wenn der ÖVP-Ausschuss das nicht erledigt, die schon jetzt gescheiterte Impfpflicht garantiert. Abseits meiner Unzufriedenheit über zahllose Missständen, Fehlentscheidungen und Korruption, es ist die absurde Geisteshaltung der konservativen ÖVP-Kapitalisten, die sauer aufstoßen lässt. Bisheriger Tiefpunkt: ÖVP-Sobotkas (Nationalrats-Präsident!) Vorschlag Lügen im U-Ausschuss zu legitimieren.

Message control
Und auch in Sachen Corona hat sich unsere Politik deutlich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Alleine die Tatsache, dass Geimpfte trotz wissentlicher Ansteckungsgefahr weiter privilegiert sind, zeigt, dass die heimischen Corona-Entscheidungen politisch sind. Auch wesentliche Informationen, etwa über die von der EU zugelassenen Therapien, wurden von Politik und auch Medien zurückgehalten. Zahlen und Statistiken werden zweckmäßig interpretiert. Um jeden Preis wollen Impfstrategie und Gesicht gewahrt bleiben.

Nötigung & Ausgrenzung
Wesentlich bei meiner Entscheidung war aber auch das Bedürfnis die missliche Lage der Ungeimpften mitzuerleben. Etwas, das ich auch unserer Politik ans Herz lege. Empathie fehlt leider immer noch als zwingende Bedingung für ein politisches Amt. Tatsache: Der Verfassungsgerichtshof prüft die Rechtmäßigkeit.

Ein Leserbrief eines dreifach Geimpften in einem deutschen Regionalmediums zeigt es für mich auf: „Anhand der Datenlage bin auch ich geneigt, einer Impfpflicht wenig abgewinnen zu können und stelle die Frage: Was tun wir, wenn sich herausstellen sollte, dass die Impfgegner recht hatten und wie verantworten wir unseren bisherigen Umgang mit ihnen?“

Politik für eine bessere Zukunft gefordert
Wir leben erfreulicherweise in einer Gesellschaft, die Diversität wünscht und fördert. Die Nachhaltigkeit und die Rettung der Natur verlangt. Gerechtigkeit und Menschenrechte. Tierschutz. Globale Verantwortung. Mehr Mitsprache. Fest steht für mich: Die mittelalterliche Geisteshaltung der ÖVP bringt uns nicht in die Zukunft. Auch die Grünen und alle anderen Parteien müssen endlich scharf nachdenken, wo sie stehen. Denn heuer wird neu gewählt.

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Foto/Video: Option.

Geschrieben von Helmut Melzer

Als langjähriger Journalist habe ich mir die Frage gestellt, was denn aus journalistischer Sicht tatsächlich Sinn machen würde. Meine Antwort darauf siehst Du hier: Option. Auf idealistische Weise Alternativen aufzeigen – für positive Entwicklungen unserer Gesellschaft.
www.option.news/ueber-option-faq/

3 Kommentare

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  1. Ich schätze Diversität und bin jedenfalls Demokratin. In vielen deiner ‚Argumente‘ stimme ich zu. Was mir persönlich aber mittlerweile sauer aufstößt, sind allzu populistische Polemiken, die ich in deinem Kommentar vor allem im Absatz zur message control orte. Zweifelsfrei haben die Politiker:innen in Österreich versagt – sei es in Form von Verdacht auf Korruption, Zusehen oder Wegsehen. Statt emotionalen Schnellschüssen (ob von Politik oder Zivilgesellschaft) und hitzigen Diskussionen wünsche ich mir persönlich wieder mehr sachliche Debatten und konstruktive Lösungsvorschläge. ich denke, wir müssen alle einfach mal wieder durchatmen…..

  2. Also nicht jene, die versuchen sich selbst und damit auch ihre Mitmenschen und das Gesundheitssystem zu schützen, in dem sie sich impfen lassen, haben Empathie verdient. Nein, die die aus reinem Egoismus und oder Dummheit auf jede Solidarität pfeifen, Freiheit grölen und gleichzeitig mit Neonazis marschieren, denen muss man Empathie entgegenbringen.
    Und sich kein drittes Mal impfen zu lassen, weil man beleidigt ist, weil der Impfschutz nach einer gewissen Zeit nicht mehr gilt (irgendeine Regel muss es dazu ja geben) ist einfach nur unreif und kindisch. Tut mir leid, selten so einen dummen Kommentar gelesen.

  3. Jegliche politische Entscheidung ist nun mal – politisch.
    Experten können und sollen beratend tätig sein – aber die letztendliche Entscheidungen müssen die gewählten Politiker treffen. Und das aus gutem Grund: Wir alle kennen das Szenario – drei Experten – fünf Meinungen. Wie gewichte ich welche Ansicht? Diese Abschätzung ist Aufgabe der vom Volk gewählten.
    Ad Impfstoff: Ich finde es großartig dass die moderne Medizin uns Werkzeuge in die Hand gegeben hat um auch solchen Herausforderungen entgegenzutreten.
    Dass in der Anfangsphase die Möglichkeiten des Impfstoffs von Politik, Pharma und Medien masslos übertrieben und eigene Wünsche und Hoffnungen hineininterpretiert wurden, steht auf einem anderen Blatt.
    Dies ist sicher auch dem Bedürfnis nach einfachen Antworten auf komplexe Fragen geschuldet.
    Es klingt halt im Kampf um die nächste Schlagzeile griffiger: Impfe Dich und COVID ist für Dich vorbei! – als: wir empfehlen eine Impfung mit einem geprüften (aktuelle in der EU zugelassene Impfstoffe sind um ein vielfaches ausgiebiger geprüft als alle bisherigen Impfstoffe bei der Zulassung) Impfstoff, dann besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass Du trotz Infektion keinen schweren Verlauf haben wirst und auch gegen mögliche Mutationen zu einem gewissen Mass grundimmunisiert bist.

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