Seit 1987 gingen unter ÖVP-Landwirtschaftsministerium Agrarflächen so groß wie das Burgenland verloren – Greenpeace fordert von Bundesminister Totschnig verbindliches 2,5 Hektar-Ziel in Bodenstrategie
Anlässlich der kurzlichen österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) protestiert Greenpeace heute mit einem Betonmisch-LKW vor dem Landwirtschaftsministerium gegen die Blockadehaltung der ÖVP beim Bodenschutz. Seit mehr als 36 Jahren ist das von der ÖVP geführte Ministerium für die österreichische Ernährungssicherheit verantwortlich, tut aber nichts dafür, unsere kostbaren Böden vor der Betonlawine zu schützen. Ganz im Gegenteil: Seit 1987 gingen in Österreich Agrarflächen so groß wie das Burgenland verloren. Bei der ÖROK soll nun über die österreichische Bodenstrategie abgestimmt werden, für deren Erstellung Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig verantwortlich ist. Der aktuelle Entwurf gleicht jedoch einem politischen Totalversagen, denn er beinhaltet kein klares Reduktionsziel. Greenpeace fordert die Überarbeitung der Strategie, um das Regierungsziel von maximal 2,5 Hektar Bodenverbrauch pro Tag bis spätestens 2030 verbindlich umzusetzen.
“Eine Betonlawine überrollt Österreich und bedroht unsere Lebensgrundlage Boden. Landwirtschaftsminister Totschnig schreibt mit seiner schwachen Bodenstrategie die politischen Versäumnisse der ÖVP der letzten 36 Jahre fort. Das ist fahrlässig und gefährdet die Zukunft der heimischen Nahrungsmittelversorgung” warnt Olivia Herzog, Biodiversitätsexpertin bei Greenpeace in Österreich. Die neuesten Zahlen zeigen, dass in Österreich 2022 fast 48 Quadratkilometer kostbare Böden verbaut, versiegelt und beansprucht wurden. Damit steigt der Bodenverbrauch im Vergleich zum Vorjahr und entspricht einem Verlust von 13 Hektar oder 18 Fußballfeldern täglich – Forststraßen mit eingerechnet.
Die großen Verlierer der Bodenverschwendung sind landwirtschaftliche Flächen. Seit das Landwirtschaftsministerium in ÖVP-Hand ist – also seit 1987 – gingen in Österreich 330.000 Hektar Äcker, Wiesen, Weiden und Weingärten verloren. Das entspricht einer Fläche, die fast so groß ist wie das Burgenland. Auf der Fläche könnten Lebensmittel produziert und damit 1,5 Millionen Menschen ernährt werden. Die Lage spitzt sich aufgrund der Klimaerhitzung noch weiter zu: Die klimabedingte Abnahme der Bodenfruchtbarkeit und der Erträge erhöht den Druck auf die heimische Nahrungsmittelproduktion. “Bundesminister Totschnig hat bei der Erarbeitung einer zukunftsweisenden Bodenstrategie versagt und betreibt weiter Beton- statt nachhaltiger Agrarpolitik. Greenpeace fordert den Landwirtschaftsminister jetzt auf, sicherzustellen, dass die Bodenstrategie ein verbindliches Reduktionsziel enthält. Denn eine Strategie ohne Ziel ist wie ein Fass ohne Boden – nutzlos,” so Herzog.
Bei der ÖROK soll morgen über die Bodenstrategie abgestimmt werden. Neben dem fehlenden Reduktionsziel kommen effektive Maßnahmen viel zu spät. Es braucht rasch eine wirksame, flächendeckende Leerstandsabgabe, die sicherstellt, dass ungenutzte Gebäude wiederverwendet werden. Zusätzlich muss die Anpassung steuerlicher Instrumente (wie etwa Kommunal- und Grundsteuer) jetzt im Finanzausgleich umgesetzt werden, um finanzielle Anreize zur Bodenverschwendung zu stoppen.
“Die aktuelle Fassung der Bodenstrategie gleicht einem politischen Totalversagen. Wird sie beschlossen, ist das ein Freibrief für die Fortschreibung der rot-weiß-roten Betonpolitik. Das darf nicht passieren. Regierung und Landeshauptleute müssen jetzt handeln und die unzureichende Strategie verhindern. Sonst sehen wir schwarz für den Schutz unserer kostbaren heimischen Böden,” appelliert Herzog an die politischen Entscheidungsträger:innen aus Bund und Ländern.
Das Factsheet zum Thema finden Sie hier: https://act.gp/3Numrwm
Foto/Video: Matthew Hamilton auf Unsplash.