VW-Geschäftsmodell verletzt künftige Freiheits- und Eigentumsrechte
Berlin, Deutschland – Greenpeace Deutschland gab heute bekannt, dass es Volkswagen, den zweitgrößten Automobilhersteller der Welt, verklagt, weil es das Unternehmen nicht im Einklang mit dem in Paris vereinbarten 1,5 °C-Ziel dekarbonisiert hat. Basierend auf den jüngsten Berichten des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) und der Internationalen Energieagentur (IEA) forderte die unabhängige Umweltorganisation das Unternehmen auf, die Produktion klimaschädlicher Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor einzustellen und seinen CO2-Fußabdruck um 65 % zu reduzieren. spätestens 2030.
Indem die NGO Volkswagen für die Folgen seines klimaschädlichen Geschäftsmodells zur Verantwortung zieht, setzt Greenpeace Deutschland das wegweisende Karlsruher Verfassungsgerichtsurteil vom April 2021 durch, in dem die Richter entschieden, dass künftige Generationen ein Grundrecht auf Klimaschutz haben. An diese Anforderung sind auch große Unternehmen gebunden.
Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, sagte: „Während die Menschen unter den durch die Klimakrise ausgelösten Überschwemmungen und Dürren leiden, scheint die Autoindustrie trotz ihres enormen Beitrags zur Erderwärmung unberührt zu bleiben. Das Urteil des Verfassungsgerichtshofs stellt einen Auftrag dar, den Rechtsschutz unserer gemeinsamen Lebensgrundlagen schnell und effektiv durchzusetzen. Wir brauchen alle Hände an Deck, um unsere gemeinsame Zukunft zu schützen.“
Gegenüber Volkswagen behauptet Greenpeace Deutschland im Vorfeld der Klageerhebung, dass die aktuellen und geplanten Maßnahmen des Unternehmens gegen die Pariser Klimaziele verstoßen, die Klimakrise befeuern und damit gegen geltendes Recht verstoßen. Ungeachtet der Notwendigkeit, den Verbrennungsmotor schnell auslaufen zu lassen, um unter 1,5 °C bleiben zu können, verkauft Volkswagen weiterhin Millionen klimaschädlicher Diesel- und Benzinautos, Dies verursacht einen CO2-Fußabdruck, der fast den gesamten jährlichen Emissionen Australiens entspricht, und trägt laut einer Studie von Greenpeace Deutschland zur Zunahme extremer Wetterereignisse bei.
Die Kläger, darunter die Fridays-for-Future-Aktivistin Clara Mayer, machen zivilrechtliche Haftungsansprüche zum Schutz ihrer persönlichen Freiheiten, ihrer Gesundheit und ihrer Eigentumsrechte geltend, basierend auf dem niederländischen Gerichtsverfahren vom Mai 2021 gegen Shell, in dem entschieden wurde, dass große Unternehmen ihre eigene Klimaverantwortung haben und forderte Shell und alle ihre Tochtergesellschaften auf, mehr für den Klimaschutz zu tun.
Anmerkungen
Greenpeace Deutschland wird vertreten durch Dr. Roda Verheyen. Der Hamburger Rechtsanwalt war bereits Rechtsbeistand der neun Kläger im Klimaprozess gegen die Bundesregierung, der mit dem erfolgreichen Urteil des Bundesverfassungsgerichts im April 2021 endete und seither auch die Klage eines peruanischen Landwirts gegen RWE leitet 2015.
Greenpeace Deutschland präsentiert sich heute, 3. September 2021, gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) auf der Bundespressekonferenz in Berlin. Darüber hinaus hat die DUH heute Verfahren gegen die beiden anderen großen deutschen Automobilhersteller Mercedes-Benz und BMW eingeleitet, die eine Klimastrategie fordern, die den Zielen des Pariser Abkommens entspricht. Außerdem kündigte die DUH rechtliche Schritte gegen das Öl- und Erdgasunternehmen Wintershall Dea an.
Der Anzug kommt nur wenige Tage vor Beginn der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) auf den Markt, einer der größten Automessen der Welt, die am 7. September in München eröffnet wird. Greenpeace Deutschland organisiert als Teil einer großen NGO-Allianz einen großen Protestmarsch und eine Radtour gegen die Auto- und Verbrennungsmotoren-zentrierte Industrie.
Roda Verheyen, Anwältin für die Kläger: „Wer den Klimaschutz verzögert, schadet anderen und verhält sich damit rechtswidrig. Dies ist anhand des Urteils des Verfassungsgerichtshofs klar, und dies gilt auch und gerade für die deutsche Autoindustrie mit ihren gigantischen globalen CO .-Emissionen2 Fußabdruck. Das ist offensichtlich kein Spiel. Das Zivilrecht kann und muss uns helfen, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern, indem es Konzernen anordnet, die Emissionen einzustellen – andernfalls gefährden sie unser Leben und nehmen unseren Kindern und Enkeln das Recht auf eine sichere Zukunft.“
Clara Mayer, Klägerin gegen Volkswagen und Klimaschutzaktivistin, sagte: „Klimaschutz ist ein Grundrecht. Es ist nicht akzeptabel, dass ein Unternehmen uns so stark daran hindert, unsere Klimaziele zu erreichen. Im Moment macht Volkswagen riesige Gewinne mit der Produktion klimaschädlicher Autos, die wir in Form von Klimafolgen teuer bezahlen müssen. Die Grundrechte künftiger Generationen sind in Gefahr, da wir bereits die Auswirkungen der Klimakrise sehen. Das Betteln und Flehen hat ein Ende, es ist an der Zeit, Volkswagen rechtlich zur Verantwortung zu ziehen.“
Links
Den Claim Letter von Greenpeace in deutscher Sprache finden Sie unter https://bit.ly/3mV05Hn.
Weitere Informationen zum Anspruch unter https://www.greenpeace.de/themen/energiewende/mobilitaet/auf-klimaschutz-verklagt
Quelle
Fotos: Greenpeace
Was ist das für ein unmöglicher Beitrag? Man verklagt ja auch keine Bleistiftfabrik, nur weil mit Bleistiften Morde verübt wurden. Jeder hat es selber im Griff, welches Auto er kauft. Nur – was gibt es derzeit an klimafreundlichen Fahrzeugen? Wie könnten diese entwickelt werden, wenn man die Entwickler und Produzenten verklagt und ihnen die Existenz nimmt?
Bei manchen Forderungen habe ich Probleme, sie zu verstehen. Wieso müssen alle auf E-Autos umsteigen, wenn der Strom dafür überwiegend mit fossilen Energien erzeugt wird? Alles muss mit grünem Strom betrieben werden, aber bitte keine Wasserkraftwerke, keine Windräder und keine Photovoltaikfarmen! Wie soll das denn bitte funktionieren?
Frägt einer, der sein Haus gedämmt hat, der mit keinerlei fossilen Brennstoffen heizt oder Warmwasser erzeugt (Erdwärmepumpe), der seinen Strom überwiegend mittels Photovoltaik erzeugt und der einen Hybrid und kein E-Auto (siehe Stromerzeugung) fährt.
@Charly: Wir können einfach nicht so weitermachen wie bisher. Seit mehreren Jahrzehnten steht fest, was nun kommt. Die globale Wirtschaft hatte inzwischen aureichend Zeit. Die Automobilindustrie war und ist besonders starr. Und der Rechtsweg ist aktuell am vielversprechendsten, um Veränderungen zu erreichen.
@Franz Jurek: Leider sind wir noch nicht so weit. Aber es führt aus meiner Sicht kein Weg an 100%fossilfrei vorbei. Das haben inzwischen auch die allermeisten begriffen. Die „große Transformation“ dauert aber eben. Und man wird sich an mehr Windräder und PVs etc. gewöhnen.