Ein Obstsalat aus Kiwi und Banane, ein Kornspitz mit Schinken und Käse, dazu noch ein Glas Orangensaft. Ein Frühstück, das nicht nur Energie und Vitamine beinhaltet, sondern auch eine eine weite Reise hinter sich hat. Wussten Sie, dass diese Zutaten eines solchen „Langstreckenfrühstücks“ insgesamt bis zu 30.000 Kilometer transportiert wurden, um bei Ihnen am Teller zu landen? Die größten Weltenbummler sind dabei mit je 11.000 Kilometer der Saft aus brasilianischen Orangen und die Banane Costa Rica. Gefolgt vom Kakao aus Afrika (6.000 km), spanischem Putenschicken (2.200 km).
Wer lieber Mahlzeiten mit weniger Meilen am Buckel hat, der kann der Umwelt eine große Last abnehmen. Am Beispiel des Frühstücks ist dies ganz einfach: Obst vorwiegend aus Österreich, Orangen aus Italien (ca. 1.000 Kilometer) und Wurstwaren sowie Käse gibt es hierzulande in Hülle und Fülle. Die Abteilung Umweltschutz der Oberösterreichischen Landesregierung hat errechnet, dass ein solches „Kurzstreckenfrühstück“ im Schnitt nur ein Zehntel des eingangs Aufgetischten an Weg hinter sich hat.
Stromverbrauch Haushalt
Laut Statistik Austria ist zwischen 2003 und 2012 der durchschnittliche Stromverbrauch eines österreichischen Haushalts um neun Prozent gesunken, und zwar von 5.000 auf knapp 4.600 Kilowattstunden. Der größte Rückgang ist bei Klimageräten und Umwälzpumpen mit 45 Prozent zu verzeichnen, was auf eine immer höhere Effizienz zurückzuführen ist, gefolgt von Standby mit minus 30 Prozent, Großgeräten mit minus 23 Prozent, Raumheizung minus 18 Prozent, Warmwasser minus 13 Prozent. Gestiegen ist hingegen der Stromverbrauch am stärksten bei Beleuchtung und Kleingeräten um je 16 Prozent, beim Kühlen und Gefrieren um vier Prozent sowie beim Kochen um drei ProzentGraue Energie pro Werkstoff
Aluminium: 58 kWh/kg
Kupfer: 26 kWh/kg
Mauerziegel (700 kg/m3) 701 kWh/m3
Stahlbeton: (2.400 kg/m3)1.463 kWh/m3
Mineralwolle: 387 kWh/m3
Zellulose: 65 kWh/m3
(Quelle: Amt der Oö. Landesregierung, Abteilung Umweltschutz)Energiesparen für Faule
• Händisches Geschirrspülen benötigt rund 50 Prozent mehr Energie aufgrund des höheren Warmwasserverbrauchs verglichen mit Geschirrspülern.
• Mit Deckel kochen spart bis zu 30 Prozent. Bringt man beispielsweise 1,5 Liter Wasser ohne Deckel zum Kochen, braucht das dreimal so viel Energie.
• Für Kühl- und Gefrierschrank gilt: nicht lange offen lassen, Dichtungen tauschen, keine heißen Speisen reinstellen, genügend Abstand zur Wand halten und nicht neben Heizkörpern aufstellen.
Unsichtbare Energie
Lebensmittel mit weiten Transportwegen sind eines von vielen Beispielen für graue Energie. Unter diesem Begriff versteht man jene Energie, die bei Herstellung, Transport, Lagerung und Entsorgung von Gütern verbraucht wird, und nicht direkt vom Kunden eingekauft wird oder von einem Gerät im laufenden Betrieb anfällt. Es ist der indirekte Energiebedarf, den man nicht in Form von Strom oder Gas im Haushalt bezieht.
Graue Energie scheint auf keiner Stromrechnung beim Konsumenten auf, doch ist sie aus dem Leben nicht wegzudenken. Viele Produkte haben bereits eine große Menge an Energieverbrauch am Buckel, bevor wir sie überhaupt in Betrieb nehmen. Als Faustregel hat das Statistische Bundesamt Deutschland errechnet: Pro ausgegebenem Euro für Konsumgüter, verursacht man etwa eine Kilowattstunde an grauer Energie.
Gierig nach grauer Energie
Ein sehr großer Anteil an grauer Energie versteckt sich in Gebäuden. Der Bau eines Hauses verschlingt etwa so viel Energie, wie das Gebäude später in 30 bis 50 Jahren verbraucht. Grund für den immer größer werdenden Anteil grauer Energie ist die Errichtung von Streusiedlungen, da auf Straßenbau und Infrastruktur mehr als zwei Drittel der versteckten Energie entfallen.
Ebenfalls energiehungrig ist die Herstellung eines Autos. Sie beansprucht mit rund 30.000 Kilowattstunden ungefähr den Stromverbrauch eines Familienhaushalts im Laufe von zehn Jahren.
Doch auch im Haushalt lauern Geräte, die bei Herstellung und Transport besonders gierig nach Energie waren. Kühlschrank und Waschmaschinen benötigen bei ihrer Herstellung in etwa genau so viel Energie, wie sie innerhalb von acht Jahren im Betrieb verbrauchen.
Noch wesentlich größer ist die Kluft zwischen tatsächlichem Energieverbrauch und grauer Energie bei elektronischen High-Tech-Geräten. Bei ihrer Produktion fällt schon das Vielfache an Energie an, das sie im Laufe ihrer Nutzungsperiode insgesamt verbrauchen. Ein Computer schluckt im Betrieb nur etwa ein Siebentel der Energie, die für seine Herstellung (ca. 1.000 kWh) verbraucht wurde, ein Smartphone etwa ein Zehntel. Anders ausgedrückt: Die Herstellung eines Smartphones benötigt rund zehnmal so viel Energie, wie das Gerät während seiner gesamten Benützungsdauer verbraucht.
Beängstigend hoch ist der Energiebedarf hinter Printprodukten. Eine Zeitung benötigt ungefähr fünf Kilowattstunden und entspricht in etwa dem gleichen Stromverbrauch wie fünf Stunden Staubsaugen, wird aber im Schnitt nur eine halbe Stunde pro Tag gelesen.
Das Märchen vom „effizienten Kühlschrank“
Folgendes Beispiel zeigt, dass die Energieeffizienzklasse eine untergeordnete Rolle spielt, wenn man den höheren Preis eines Neugeräts der damit möglichen Energieeinsparung gegenüber stellt:
Eine freistehende Kühl-Gefrier-Kombination (rund 300 Liter Nutzinhalt) verbraucht in der Klasse A+++ in zehn Jahren 1.700 kWh (Kilowattstunden). Ein vergleichbares Gerät der Klasse A++ verbraucht 2.000 kWh. Zum Vergleich: Ein über zehn Jahre altes Gerät (Energieeffizienzklassen von früher sind mit heute nicht vergleichbar) frisst etwa 2.700 kWh. Die Stromkosten liegen nach zehn Jahren Betrieb bei mehr als 500 Euro. Das Gerät der Klasse A+++ verschlingt gute 300 Euro an Strom. Das ergibt eine Ersparnis von knapp 200 Euro auf zehn Jahre. Angesichts der erheblichen Mehrkosten (meist mehr als das Doppelte) eines A+++ Geräts gegenüber A++ geht diese Rechnung nicht auf, sondern rangiert als Märchen.
Graue Energie: Wege zur Vermeidung?
Graue Energie steckt in beinahe allen materiellen und immateriellen Gütern, die wir konsumieren – daher ist sie weitestgehend auch fast nicht zu vermeiden. Die Industrie versucht den Konsumenten mit dem Schlagwort „Energieeffizienz“ beim Kauf ein gutes Gewissen zu machen. Doch für eine aussagekräftige Energiebilanz eines Geräts muss man die bei der Herstellung und beim Transport verbrauchte grauen Energie, sowie den Energieverbrauch im laufenden Betrieb samt Lebensdauer in einen Topf werfen. Und angesichts des bei vielen Geräten sehr hohen Anteils grauer Energie, ist der Stromverbrauch aus der Steckdose häufig ein verschwindend geringer Faktor.
Das ist besonders beim Neukauf von Elektrogeräten zu bedenken. In vielen Fällen – vor allem wenn man sie nicht oft benötigt – kann es sinnvoller sein, alte Haushaltsgeräte weiterzuverwenden, um so graue Energie und Rohstoffe einzusparen. Die Schweizer Agentur für Energieeffizienz (SAFE) gib dazu eine Entscheidungshilfe: Der Austausch eines fünf bis sieben Jahre alten Geräts ist nur dann sinnvoll, wenn eine Reparatur mehr als 35 Prozent des Kaufpreises für ein Neugerät kostet. Bei zehn Jahren sind es 30 Prozent und ab zehn Jahren sollte man zehn Prozent als Schmerzgrenze heranziehen. Auch aus finanzieller Sicht bringt der Neukauf von Haushaltsgeräten, nur wegen einer höheren Energieeffizienzklasse, keine Vorteile (siehe Infokasten „Das Märchen vom effizienten Kühlschrank“)
Fazit: Der Dreh- und Angelpunkt zur Vermeidung von grauer Energie ist also der Konsum. Wer Produkte länger behält, für den muss die Industrie seltener neue Produkte herstellen und das senkt wiederum den damit verbundenen Energieverbrauch. Nur durch den Einsatz energiesparender Produkte ist man noch lange kein großer Energiesparer, man muss sein Konsumverhalten grundlegend ändern. Dazu gehört unter anderem das Vermeiden von Einweg- und Wegwerfprodukten.
Ein Kraftwerk für den Standby-Modus
Einem durchschnittlicher Haushalt rinnen pro Jahr 170 Kilowattstunden lediglich über Geräte, die im Standby-Modus schlummern, davon. Nimmt man sie tatsächlich vom Netz – zum Beispiel durch schaltbare Steckerleisten – könnte man so jährlich immerhin 34 Euro einsparen. Alle Haushalte in Österreich verbraten über Standby rund 123 Millionen Euro, also 615 Gigawattstunden. Das entspricht übrigens der jährlichen Stromproduktion des Kraftwerks Kaunertal, dem Speicherkraftwerk mit der höchsten Regeljahreserzeugung Österreichs.
Beispiele für Kosten im Standby-Modus:
• Kaffeevollautomat: drei Watt (macht jährlich 26 kWh bzw. fünf Euro pro Jahr)
• LCD Fernseher: ein Watt (8,7 kWh bzw. 1,7 Euro pro Jahr)
• Modem+Router: fünf Watt (44 kWh bzw. 8,7 Euro pro Jahr)
Die Beispiele sind ungefähre Angaben, der Verbrauch kann je nach Hersteller und Modell stark variieren.
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So gesehen sind Second Hand Geräte teuren, neuen Geräten vorzuziehen, auch wenn die Energieeffizienzklasse nicht die aktuellste ist…