Aus Gras hergestelltes Papier ist zwar nicht überall gang und gäbe, aber dennoch vielerorts bekannt, zumindest vom Hörensagen, sowie oftmals gepriesen, insbesondere in der Verpackungsindustrie und „Packaging-Design-Szene“, in der wir uns als spezialisierte Agentur seit über 23 Jahren bewegen. Folgerichtig sind wir da immer recht neugierig und beschäftigen uns als Team laufend und interessiert mit alternativen Verpackungsmaterialien. Vor allem mit den wirklich nachhaltigen Materialien, auch hinsichtlich der Rohstoffgewinnung, der Produktionsverfahren und der Wiederverwertung bzw. Wiederverwendung durch Mehrwertschaffung. Graspapier kann hier durchaus mithalten und einige prägnante „Pluspunkte“ vorweisen. Welche diese sind, habe ich hier beschrieben.
Der Rohstoff Gras: nachhaltig und „easy going“
Ja. Holzfasern bilden nach wie vor die Grundlage für die Produktion von Papier. Es kann aber auch aus Fasern anderer Pflanzen hergestellt und etwa zu einem Anteil durch Grasfasern ersetzt werden, was beachtliche Vorteile hat – nicht nur für Umwelt und Natur. Denn Gras wächst schnell, gedeiht ohne viel Aufwand prächtig und kann mehrmals im Jahr abgemäht werden. Außerdem wird dieser Rohstoff für die Papierproduktion ausschließlich von Ausgleichsflächen bezogen, also von jenen Grünflächen, die als Ausgleich für den Bau von Straßen und Gebäuden geschaffen werden. Wichtige landwirtschaftliche Flächen für die Tierhaltung oder zur Futterversorgung bleiben davon unberührt; es müssen kaum zusätzliche Flächen erschlossen werden. Im Vergleich zu Holzfasern setzt der Gärprozess von frisch gemähtem Gras rascher ein. Das mag auf den ersten Blick wie ein Nachteil dieser Alternative aussehen. Bei genauerer Betrachtung bedeutet dies lediglich, dass die Trocknung und Verarbeitung des Grases zu Pellets nur regional optimal erfolgen kann. In der Praxis heißt das: kurze Transportwege und eine Unterstützung der Regionalwirtschaft, im Optimalfall auf mehreren Ebenen, sofern der Prozess klug und sorgfältig durchdacht ist. Aber das ist noch nicht alles. Noch ein Bestandteil spielt in der herkömmlichen Papierherstellung eine wesentliche, aber nicht ganz so offensichtliche Rolle: Lignin.
And the winner is…wer möglichst wenig Lignin enthält!
Lignin ist eine Art Kleber, ein Stabilisator für den Baumstamm, um Witterungen standzuhalten und kräftig wachsen zu können. Für die Holzfaser-Papiererzeugung muss dieses Lignin allerdings durch einen chemischen Prozess, verbunden mit hohem Wasserverbrauch und viel Energieaufwand, aus den Holzfasern herausgelöst werden. Gras hingegen enthält so gut wie kein Lignin und somit entfällt dieser aufwändige, ressourcen-intensive Herstellungsschritt.
Noch steht es 50/50 – Holz zu Gras
Ein Stück des Weges muss noch gegangen werden. Zurzeit ist die Papierindustrie in der Lage bis zu 50 % der Holzfasern durch Grasfasern zu ersetzen, damit auch die Papierstabilität weiterhin gewährleistet bleibt – bis dato. Die Entwickler*innen sind dran. Holzfasern werden also weiterhin für diese Stabilität und auch nötige Reißfestigkeit benötigt. Und gerade im Packaging-Design bedarf es, je nach Produkt, einer adäquaten Materialstabilität. Andererseits: Bei der Verpackung von frischen Lebensmitteln punktet wiederum Graspapier durch seine verbesserte Absorbierung von Feuchtigkeit gegenüber konventionellem Papier. Keinesfalls zu vergessen: die Bedruckbarkeit, insbesondere für die Wirkung des Farbkonzepts oder von Design-Elementen. Auch da hat sich Graspapier von 2015 bis heute wesentlich weiterentwickelt und erfüllt die notwendigen Materialeigenschaften für verschiedene Farben und Druckverfahren. Beim Druck neigen Printgrafiker*innen ja (bekanntlich, wie berechtigt) zu großer Farb-Penibilität. Das ist gar kein persönlicher Spleen (von mir), sondern ein wichtiges optisches Kriterium, um für unsere langjährig bestehenden und künftigen Kooperationspartner*innen bei neuen Projekten, die Designs in gewohnter Qualität zu liefern und sie ggf. auch beim Umstieg auf dieses nachhaltige Verpackungsmaterial in der(Markt-)Kommunikation professionell zu repräsentieren.
FAZIT
Also, ich bin total dafür und halte Graspapier für ein nachhaltiges Multitalent mit Zukunft. Durch ein aktives Anbieten dieser vielversprechenden, nachhaltigen Alternative im Packaging Design können wir sowohl unserem qualitativen Anspruch gegenüber dem Kund*innen als auch unseren Agenturzielen, den 4CU2.GOALS, gerecht werden.
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