Die Erklärung u. a. von Alternatiba, Greenpeace Frankreich, Friends of the Earth Frankreich, 350.org Frankreich, Attac Frankreich und vielen Persönlichkeiten wurde auf franceinfo veröffentlicht.
Übersetzung: Martin Auer
Rentenreform: „Für das Klima geht es vor allem darum, unsere Arbeitszeit zu verkürzen“, sagen Umwelt-NGOs
In einer auf franceinfo veröffentlichten Kolumne rufen die wichtigsten Umweltverbände und Persönlichkeiten wie die Aktivistin Camille Etienne zu Demonstrationen gegen die Rentenreform auf, die sie als schädlich für den Kampf gegen die Erderwärmung – mit Video.
Sie prangern die Reform als gefährlich für die Bekämpfung der Erderwärmung an. In dieser von franceinfo.fr veröffentlichten Erklärung stellen Umwelt-NGOs die Verbindung zwischen ihrem täglichen Kampf und der vom Präsidenten der Republik, Emmanuel Macron, vorgeschlagenen Rentenreform her: „Mehr arbeiten heißt mehr produzieren, mehr fördern, mehr verschmutzen“, prangern sie an. Sie glauben auch, dass die Regierung die falsche Priorität hat: „Der Bericht des Rentenaufsichtsrats( Conseil d’orientation des retraites – COR) sieht nicht die nicht Gefahr einer unbewohnbaren Welt im Jahr 2050. Der Bericht des Internationalen Klimarats (IPCC) schon.“
Sie äußern sichhier frei:
Wir sind Wissenschaftler:innen, Künstler:innen, Aktivist:innen und normale Bürger:innen und warnen seit Jahren vor den Bedrohungen für die Bewohnbarkeit unseres Planeten. An Klimamärsche, gewaltfreie Aktionen zivilen Ungehorsams oder Öffentlichkeitsarbeit gewöhnt, beschäftigt uns auch die Mobilisierung gegen die aktuelle Rentenreform.
Diese Reform widerspricht allen aktuellen Erfordernissen. Einerseits wird sie angesichts der massiven Inflation und der Energiekrise, die den französischen Männern und Frauen, insbesondere denen in den prekärsten Lebensverhältnissen, ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten bereiten, die bereits bestehenden Ungleichheiten in der Arbeitswelt vertiefen. Auf der anderen Seite, während die Klimaherausforderung eine der absoluten Prioritäten ist, wird diese Reform die Situation nur verschlimmern.
Mehr zu arbeiten bedeutet, mehr zu produzieren,mehr zu extrahieren, mehr zu verschmutzen. Aufbauend auf einem unersättlichen produktivistischen Wirtschaftsmodell, widerspricht die Rentenreform, indem sie Klima und Biodiversität zerstört, den wahren Dringlichkeiten.
In einer Zeit, in der wir das Verhältnis zur Arbeit und zur Welt überdenken müssen, verharrt die Regierung in einem Modell der alten Welt.
Die Priorität kann nicht länger die Steigerung der Produktion sein, um willkürliche Ziele des Wirtschaftswachstums zu erreichen; Unsere Gesellschaft muss konsequent auf das Wohlergehen der Menschen, aus denen sie besteht, und auf ökologische Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Statt immer mehr Ausbeutung von Menschen und natürlichen Ressourcen und immer mehr Profit für eine Handvoll Milliardäre, müssen wir die Arbeitszeitverkürzung insgesamt anstreben und die Frage nach dem Sinn der Arbeit stellen, um auf soziale Bedürfnisse und Umweltbedürfnisse zu reagieren, um besser und weniger zu arbeiten.
Die Regierung sabotiert die Umsetzung einer ehrgeizigen Klimapolitik, indem sie das internationale Klimaabkommen von Paris verhöhnt. Für sie besteht die dringende Notwendigkeit, die Renten zu reformieren, während der Rentenorientierungsrat uns sagt, dass das System nicht in Gefahr ist. Umgekehrt warnen Wissenschaftler des Internationalen Klimarats (IPCC) seit Jahrzehnten vor den Gefahren des Klimawandels, ohne dass die Regierung Maßnahmen zu ergreifen scheint, bis hin zu dem Punkt, dass seit 2018 Jahr für Jahr der französische Klimarat die Unzulänglichkeit der umgesetzten öffentlichen Politiken geißelt. Schlimmer noch, die Regierung nutzt die Fokussierung auf das Rentensystem aus, um repressive Gesetze gegen Akteure der Zivilgesellschaft zu verabschieden, wie das „Anti-Squat“ genannte Kasbarian-Bergé-Gesetz oder das Gesetz, das das Eindringen in Sportstätten kriminalisiert unter dem Vorwand der Sicherheit für die Olympischen Spiele 2024. Die Regierung versteht die Dringlichkeiten nicht und verschärft die Krisen.
Der Bericht des Rentenaufsichtsrats sieht nicht die Gefahr einer unbewohnbaren Welt im Jahr 2050. Der Bericht des Internationalen Klimarats schon.
Das Umlage–System anzugreifen heißt, eine rückschrittliche Klimapolitik zu betreiben. Mit der Reform wird die unsichere Zukunft im Alter und die Ungewissheit über die Höhe der Altersrente diejenigen, die es sich leisten können, ermutigen, zusätzliche Ersparnisse im privaten Sektor, bei Vermögensverwaltern, aufzubauen. Diese Ersparnisse werden daher von Versicherern und Banken verwaltet, die hauptsächlich fossile Brennstoffe finanzieren und so den Klimawandel beschleunigen.
Deshalb sind wir mit der Mehrheit der Bevölkerung gegen diese Rentenreform. Sie ist Teil einer Logik, die Menschen und den Planeten erschöpft, indem sie auf die nicht nachhaltigen Ziele des unendlichen Wachstums in einer endlichen Welt abzielt.
Die Richtung des Fortschritts, insbesondere in seiner sozialen Dimension, muss uns zu einer gerechten, ausgewogenen Gesellschaft führen und es uns ermöglichen, besser zu leben, Zeit für uns selbst zu haben, zu entscheiden, was wir produzieren und wie wir es produzieren. Der Mensch wird zum Hindernis für den liberalen Kapitalismus, der Maschinen bevorzugt, die nicht streiken, nicht aufhören zu arbeiten und die nicht in Rente gehen!
Die Gewerkschaften rufen auf, wenn die Regierung und die Parlamentarier taub für den Protest der Bevölkerung bleiben, die soziale Bewegung zu verstärken und Frankreich in allen Sektoren zum Stillstand zu bringen. Wir alle haben gute Gründe, uns diesem Aufruf anzuschließen und dafür zu kämpfen, gemeinsam eine wünschenswerte Zukunft auf einem lebensfähigen Planeten aufzubauen. In ganz Frankreich werden wir wieder Millionen sein, um uns der Mobilisierung anzuschließen, um diese Rentenreform zu stoppen.
Unterzeichner:innen:
Lucie Chhieng – Sprecherin von AlternatibaParis
Elodie Nace – Sprecherin von Alternatiba Paris
Charlesde Lacombe – Sprecher Alternatiba ANV Rhône
Tatiana Guille -Sprecherin Alternatiba ANV Rhône
Jean-François Julliard –Geschäftsführer von Greenpeace Frankreich
Khaled Gaiji -Präsident von Friends of the Earth Frankreich
Clémence Dubois- Kampagnenmanagerin 350.org Frankreich
Camille Etienne -Klimaaktivistin
Vincent Gay – Soziologe
Xavier Capet -Ozeanograph
Agnès Ducharne – Klimaforscherin
Maxime Combes- Ökonom
Renaud Bécot – Historiker
Geneviève Pruvost –Forschungsdirektorin am CNRS
Alice Picard – Co-Sprecherinvon Attac Frankreich
Corinne Bascove – Alternatiba ANVMontpellier
Christophe Oudelin – Alternatiba Marseille
RazmigKeucheyan, Soziologe, Universität Paris Cité
Anne Le Corre -Sprecherin des ökologischen Frühlings
Delphine Moussard -Dozentin an der Universität Aix-Marseille
Anahita Grisoni -Soziologin – Stadtplanerin Assoziierte Forscherin UMR 5600
JeanneGuien – Unabhängige Forscherin
Alexis Tantet -Ecopolian-Mitglied
Anne Marchand – Co-Direktorin GISCOP93(Wissenschaftliche Interessengruppe zu arbeitsbedingtenKrebserkrankungen)
Etienne Pauthenet – NationalesForschungsinstitut Forschungsinstitut für Entwicklung – Labor fürphysikalische und räumliche Ozeanographie
Stéphanie Boniface -IPSL-Projektmanagerin für Kohlenstoffbewertung, CNRS
ClémentSoufflet – Postdoktorand Labor für Atmosphäre undWirbelstürme
Josyane Ronchail – Forscherin Locean – IPSL
RobinRolland – LOCEAN-Doktorand – Universität Sorbonne
Louis Rouyer- Doktorand der Universität Sorbonne
COLIN Marie -Administratorin United for Climate and Biodiversity
RémiLaxenaire – Vertragsforscher Universität von Réunion
RenaudMetereau – Lehrer-Forscher, Ökonom der Universität ParisCité
Adrien Marie – Sprecherin der gewaltfreien AktionCOP21
Margot Fontaneau – Sprecherin von Alternatiba
JanineVincent – Alternatiba Annonay
Morgane Carrier – MitgliedAlternatiba ANV Toulouse
Tom Baumert – Mitglied AlternatibaStraßburg
Adrienne Pernot du Breuil – Freiwilliges Mitglied vonAlternatiba/ANV 63
Manuel Mercier – AMU-Forscher
VincentLamy – ANV-COP21 Toulouse
Pierre Guillon – Mitglied AtecopolAix-Marseille
Pablo Flye – Sprecher von Fridays For FutureFrankreich
Louise ULRICH – Vorstandsmitglied Fridays for FutureFrance
Robin Plauchu – LSCE-Labor
Pierre-Luc Bardet -Dozent und Forscher an der Universität Sorbonne
SébastienLEBONNOIS – Forscher
Laurent Fairhead – Forscher
CarolePhilippon – Forscherin
Myriam Quatrini – Forscherin
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