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eFuel: Farce für bisherige Profiteure der fossilen Industrie

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Die wissenschaftlichen Meinungen zu eFuels sind eindeutig, doch die Öl- und Gas-Lobby soll weiter im Geschäft gehalten werden. Die ÖVP und andere neoliberale Institutionen wie die WKO setzen auf Klientelpolitik und weitere Umweltzerstörung.

Hier die Meinungen diverser NGOs:

Scientists4Future Österreich

Nach wie vor werden E-Fuels als vermeintliche Lösung für den motorisierten Individualverkehr angepriesen. In den letzten Wochen haben auch Bundeskanzler Karl Nehammer, die Kanzlerpartei ÖVP, sowie die Wirtschaftskammer für E-Fuel-betriebene PKW als Lösung in der Klimakrise geworben. Dabei ist seit langem bekannt, dass E-Fuels eine katastrophale Energiebilanz aufweisen.

Bereits bei der Herstellung von E-Fuels geht mehr als die Hälfte der eingesetzten Energie (Strom aus erneuerbaren Quellen) verloren. Hinzu kommt, dass Verbrennungsmotoren mit einer Energieausbeute von 20-40% höchst ineffizient sind. Da die Technologie bereits äußerst ausgereift ist und der Energieausbeute auch physikalische Grenzen gesetzt sind, sind hier auch keine großen Verbesserungen zu erwarten. Mit E-Fuels betriebe Verbrennungsmotoren machen somit kaum mehr als 16% der eingesetzten Energie nutzbar.

Deutlich effizienter und einfacher ist es, den erneuerbaren Strom ohne Umwege direkt in ein E-Auto zu laden. Hierbei entstehen selbst unter realen Bedingungen nur geringe Verluste und 70%-80% der Energie werden zur Fortbewegung verwendet. Je nach betrachtetem Beispiel sind E-Motoren somit 5-7 mal effizienter als Verbrennungsmotoren mit E-Fuels. Im Umkehrschluss würde der Betrieb der PKW-Flotte mit E-Fuels die 5-7-fache installierte Leistung von Photovoltaikanlagen und Windrädern erfordern. Zudem verursachen Elektromotoren im Betrieb auch keine gesundheitsschädlichen Abgase. E-Fuels werden in Zukunft dringend in Anwendungen und Prozessen (chemische Industrie,  Schiffe, Flugzeuge) gebraucht, welche sich nicht einfach elektrifizieren lassen und sollten keinesfalls für den motorisierten Individualverkehr verschwendet werden, wo sie gegenüber dem E-Motor ohnehin nicht konkurrenzfähig sind.  

Ein Festhalten am Verbrennungsmotor für den motorisierten Individualverkehr ist somit ein hoffnungsloses Unterfangen, verschleppt die dringend erforderliche Transformation der heimischen Autozulieferindustrie und bedroht damit den Wirtschaftsstandort Österreich. Da sich die Autoindustrie bereits auf die Erzeugung von Elektromobilen umstellt, muss auch die österreichische Zulieferindustrie dringend reagieren, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Factsheet zu E-Fuels: https://at.scientists4future.org/wp-content/uploads/sites/21/2021/05/wiss.-Begleitbrief-final-Layout.pdf
Stellungnahme zu E-Fuels: https://at.scientists4future.org/wp-content/uploads/sites/21/2021/05/Stellungnahme-synthetische-Kraftstoffe-Layout.pdf
Status der weltweiten Klimaforschung, Prognosen, Folgenabschätzungen, und Mitigationsmaßnahmen: IPCC AR6 https://www.ipcc.ch/assessment-report/ar6/
Diskussionspapier des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung:
https://www.isi.fraunhofer.de/de/presse/2023/presseinfo-05-efuels-nicht-sinnvoll-fuer-pkw-und-lkw.html


Global 2000:

  GLOBAL 2000 an Kanzler Nehammer: eFuels sind keine Lösung!
Kritik an Auto-Gipfel – Österreich soll stattdessen in umfassende Mobilitätswende investieren.  Wien, 19.4.2023 – Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 steht heute gemeinsam mit Fridays For Future anlässlich des von Bundeskanzler Karl Nehammer einberufenen „Auto-Gipfels“ vor dem Bundeskanzleramt und fordert ein Ende der Märchen.

„Es scheint so, als hätte die Porsche-Lobby E-Fuels als Rettung der Verbrennermotoren an Bundeskanzler Karl Nehammer verkauft. Doch der Einzige, der das Märchen noch nicht durchschaut hat, ist der Kanzler selbst. Die Bevölkerung, die heimische Wirtschaft und selbst der Großteil der Autoindustrie haben erkannt, dass unser Bundeskanzler planlos ist. Er hält mit aller Kraft am Status-Quo fest und verhindert so eine zukunftsfähige Transformation der österreichischen Wirtschaft und eine dringend notwendige Verkehrswende“, so Viktoria Auer, Klima- und Energiesprecherin von GLOBAL 2000.

Mit einer Aktion vor dem Bundeskanzleramt machen GLOBAL 2000 und Fridays For Future darauf aufmerksam, wie unsinnig der heutige Auto-Gipfel ist. Die Umweltschützer:innen sitzen in Anzügen auf kleinen Bobby-Cars und symbolisieren damit den Bundeskanzler und die Teilnehmer:innen der Auto-Lobby, die fanatisch an ihren E-Fuels festhalten und von „Grünen Verbrennern“ träumen.

Die Stimmen aus der Wirtschaft und Wissenschaft sind jedoch eindeutig: E-Fuels haben keine Zukunft für die breite Masse. Möchte man PKWs mit E-Fuels antreiben, so bräuchte man dafür 9-Mal so viele Windräder wie für E-Autos. Die Energieerzeugung könnte Österreich alleine nicht aufbringen. E-Fuels sind extrem energieintensiv und dadurch auch sehr teuer. Angesichts der aktuellen Teuerung ist das Verhalten des Kanzlers völlig unverständlich.

Gerade jetzt sollte Österreich auf Systeme und Technologien bauen, die zukunftsfähig sind und die sich die Menschen leisten können. Die Energiekrise hat uns gezeigt, dass wir unsere Energieversorgung unabhängiger gestalten und nicht neue Abhängigkeiten schaffen sollten. Das bedeutet auch ein Umdenken bei unserer Mobilität. Je effizienter wir uns fortbewegen, desto weniger Energie müssen wir erzeugen oder importieren. Daher heißt die Devise: Öffentlicher Verkehr, Rad- und Fußwege müssen ausgebaut und gefördert werden. Und die Autos, die weiterhin auf den Straßen bleiben, sollen möglichst effizient unterwegs sein – daher Elektroautos und keine energieintensiven E-Fuels.

GLOBAL 2000 kritisiert den Auto-Gipfel des Bundeskanzlers scharf: Schon bei der „Rede zur Zukunft der Nation“ von Nehammer war klar, dass er die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht erkannt hat. Infolgedessen gab es eine gemeinsame Forderung der Allianz Neustart-Klima nach einem Klima-Gipfel. Doch trotz Gesprächszusage des Kanzlers an die heimische Klimawissenschaft, gab es bis dato keine Einladung. Stattdessen lädt Bundeskanzler Nehammer heute zu einem Auto-Gipfel ein.

Greenpeace:

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert die Absage des von Bundeskanzler Karl Nehammer für kommenden Mittwoch angekündigten „Auto-Gipfels” und die sofortige Einberufung eines „Klimaschutz-Gipfels”. „Mit der Einladung zum ‘Auto-Gipfel’ offenbart Klimakrisen-Leugner Nehammer einmal mehr, dass er sich auf industrie- und klimapolitischen Irrwegen befindet. Statt einer rückwärtsgewandten Verbrenner-Verherrlichung brauchen wir eine radikale Mobilitätswende. Dafür braucht es einen Klima-Gipfel, bei dem kluge Köpfe an echten Innovationen arbeiten, statt technologischen Luftschlössern wie dem grünen Verbrenner hinterher zu jagen”, so Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit.

Auch das Vorhaben Nehammers, Forschungsgelder aus dem Transformationsfonds in die künstliche Lebenserhaltung von Verbrenner-Motoren durch E-fuels zu stecken, kritisiert Greenpeace scharf. „E-Fuels sind um mindestens das fünffache ökologisch ineffizienter als Elektrofahrzeuge, dazu besteht wissenschaftlicher Konsens. Sogenannte „grüne Verbrenner“ existieren nicht. Deshalb wäre jede weitere Investition in E-Fuels eine gravierende industriepolitische und ökologische Fehlentscheidung“, so Egit.

Alleine der Verkehrsbereich verursacht in Österreich ein Drittel der klimaschädlichen Emissionen. Die Regierung muss daher eine umfassende Mobilitätswende einleiten, das Verbrenner-Verbot ab 2035 kann dafür erst der Start gewesen sein. Greenpeace fordert darum die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen, die jährlich rund 5,7 Milliarden Euro Steuergeld umfassen. Auch das Dieselprivileg und die Kerosinsteuerbefreiung muss beendet werden. Zudem ist die Regierung gefordert, besonders ungerechten und klimaschädlichen Formen der Mobilität endgültig einen Riegel vorzuschieben, durch ein Privatjet-Verbot und das Ende von Ultra-Kurzstreckenflüge.

Foto/Video: Shutterstock.

Geschrieben von Option

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