Zuerst die gute Nachricht: Insbesondere ein bewusster Konsum von Bio-Lebensmittel steigt stetig an – ganz im Sinne von Tier- und Naturschutz. Rund zwanzig Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Österreichs werden biologisch bewirtschaftet, berichtet die Agrarmarkt Austria (AMA). Rund sieben Prozent aller Frischeprodukte im österreichischen Lebensmittelhandel werden in Bio-Qualität gekauft. Sowohl mengen- als auch wertmäßig legen Bioprodukte im langfristigen Trend zu. Der höchste Bio-Anteil im österreichischen Lebensmittelhandel entfällt auf Eier mit 17,4 Prozent, gefolgt von Milch (14,7) und Erdäpfeln (13,8). Bei Joghurt, Butter, Obst und Gemüse wird eines von zehn Produkten in Bio-Qualität gekauft. Käse liegt mit einem Bio-Anteil von rund acht Prozent im Durchschnitt aller Warengruppen, Fleisch und Wurst halten bei drei bzw. knapp zwei Prozent.
Bio-Landwirtschaft
Jeder sechste österreichische Landwirt ist Bio-Bauer. Rund 21.000 Bio-Bauern in Österreich sorgen dafür, dass Bio und bewusster Konsum einen Platz in der Mitte der Gesellschaft eingenommen hat. Die biologische Landwirtschaft hat in Österreich eine besonders lange Tradition. 1927 wurde der erste Bio-Landwirt offiziell registriert, rund 400 „Bioniere“ sorgten in den Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts dafür, dass die ersten Naturkostläden bestückt werden konnten. Die große Bio-Umstiegswelle folgte in den 1990er Jahren. Mit Österreichs EU-Beitritt 1995 veränderten sich die Rahmenbedingungen für die biologische Landwirtschaft, bundesweite Förderungen ergänzten die bis dahin regionalen Zuschüsse.
Bewusster Konsum in allen Bereichen
Ebenfalls erfreuliche Zahlen belegen Naturkosmetik, Öko-Haushaltsprodukte oder der Fairtrade-Bereich, wenngleich der Erfolg der Bio-Lebensmittel seinesgleichen sucht. „Grund dafür ist unter anderem eine stetige Ausweitung des Angebotes. Beim bewussten Konsum gibt eine überwiegende Mehrzahl an, dass sie mehr Produkte kaufen, weil sich die Auswahl sukzessive vergrößert“, bestätigt Rudolf Vierbauch, Obmann von Bio Austria.
Doch die Befragungen bewusster Konsumenten zeigen noch weit mehr: Jeder zweite Österreicher ist bereit mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen, allerdings werden Forderungen gestellt: Kinderarbeit, Zusatzstoffe, Gentechnik, Tierversuche und umweltschädliche Chemikalien sind längst verpönt. Ein Fakt, dem die Wirtschaft zusehends Rechnung trägt: So berichtet etwa Hartwig Kirner von Fairtrade Austria über weitere Erfolge beim „fairen“ Kakao: „Mit unserem Kakaoprogramm, bei dem nur die einzelne Zutat des Mischproduktes – der Kakao – zertifiziert sein muss, werden Unternehmen unterstützt, ihr Angebot von Jahr zu Jahr vielfältiger zu gestalten. Den positiven Effekt dieses neuen Ansatzes kann man daran erkennen, dass seit Anfang 2015 die Schwedenbomben (Niemetz), die Mozartkugeln (Heindl) sowie die Schoko-Bananen (Casali/Manner) Fairtrade-Kakao als Zutat verwenden.“
Bewusster Konsum: Globale Haltung
55 Prozent der Befragten in einer Umfrage unter 30.000 Internet-Nutzern in 60 Ländern sagten aus, sie seien bereit Aufpreise für Produkte von Unternehmen zu zahlen, die sich sozial und umweltfreundlich engagieren. Überraschenderweise ist die geäußerte Zahlungsbereitschaft ausgerechnet in den reicheren Regionen der Welt am niedrigsten: Nur 42 Prozent der befragten Nordamerikaner und 40 Prozent der Europäer zeigten sich bereit Aufpreise in Kauf zu nehmen.
Unsicherheit und höherer Preis
Doch auch Unsicherheit zeigt sich in Sachen bewusster Konsum: Insbesondere Glaubwürdigkeit, Preis und fehlende Kennzeichnung dürften Hürden sein, die die Wirtschaft erst erfolgreich nehmen muss. Vierbauch versichert: „Bio ist das Segment der Lebensmittelproduktion, das am intensivsten und am häufigsten kontrolliert wird. Generell ist darauf zu achten, dass alle Bio-Produkte das grüne EU-Bio-Siegel mit den weißen Sternen als Blattmotiv tragen müssen.“ Und betreffend Preis meint Barbara Köcher-Schulz von AMA: „Konsumenten, die Wert auf Bio-Lebensmittel legen, setzen sich vielfach intensiv mit deren Entstehung auseinander und wissen, dass die dadurch produzierten Mehr-Werte auch mehr wert sind, also mehr kosten.“ Und Vierbauch ergänzt: „Was bei der Preisfrage meist nicht berücksichtigt wird: Intensive konventionelle Landwirtschaft belastet die Volkswirtschaft mit hohen externen Kosten, etwa durch Wasser- und Bodenbelastung aufgrund Pestizideinsatzes. Würden diese Effekte in die Preisbildung einbezogen, wären Bio-Produkte aufgrund ihrer positiven externen Effekte günstiger als konventionell produzierte Lebensmittel.“
Bewusster Konsum: Wie häufig kaufen Österreicher Nachhaltiges und warum?
Anmerkung: Selbstverständlich fallen Umfragen zu solcher Thematik generell eher positiver aus. Ebenfalls wird der Begriff „nachhaltig“ nach wie vor sehr unterschiedlich verstanden. Als Nachhaltig kann etwa auch Fairtrade oder Regionales gesehen werden. Ein Vergleich: Aktuell werden sieben Prozent aller Frische-Lebensmittel in Bio-Qualität gekauft. Grundsätzlich zeigt die Umfrage jedoch ein realistisches Bild, das nach unten korrigiert werden muss.
Bei Lebensmitteln ist bewusster Konsum in Österreich stark verbreitet, Nachzügler ist deutlich der Bereich Bekleidung. Der Anteil Jener, die ausschließlich nachhaltige Produkte kaufen, ist jedoch verhältnismäßig gering.
Bei den Hinderungsgründen ergeben sich einige wenige Unterschiede zwischen den Produktgruppen: So zeigt sich, dass die Unsicherheit und Skepsis bei Glaubwürdigkeit gegenüber nachhaltigen Lebensmittel (59,5 und 54,5 Prozent) etwas höher ist als bei Naturkosmetik (53,4 und 48,1 Prozent) oder Öko-Bekleidung (54,6 und 51,1 Prozent). Dafür werden mangelnde Kennzeichnung, geringe Verfügbarkeit und mäßiges Angebot bei Kosmetik (44,6, 42,5 und 31,3 Prozent) und insbesondere bei Bekleidung (46,9, 45,9 und 42,8 Prozent) höher kritisiert. Insgesamt hat der Öko-Bekleidungsbereich offenbar den größten Nachholbedarf. Dementsprechend ist auch die Bereitschaft zu Mehrkosten in diesen Kategorien etwas geringer.Was hält Sie davon ab nachhaltig produzierte Lebensmittel zu kaufen?
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Bereitschaft und Bedingungen zur Mehrzahlung in Österreich für Lebensmittel.
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Ich finde nach wie vor wenig nachhaltige Kleidung in den Filialen. Dabei gibt es echt spannende Projekte. Da sehe ich auch noch viel Nachholbedarf. Aber insgesamt stimmt die Statistik doch ganz positiv 🙂