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„AKW Mochovce-Inbetriebnahme riskant und unzuverlässig“ | Global 2000

Anlässlich der unmittelbar bevorstehenden Versuche, Reaktor 3 in Mochovce hochzufahren, macht die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 mit einer nächtlichen Beamer-Aktion auf den riskanten Zustand des Reaktors aufmerksam: Am Samstag jährt sich zum zwölften Mal die Fukushima-Katastrophe – ausgelöst durch das Kontroll-Versagen der japanischen Atomaufsicht. „Spätestens seit Tschernobyl und Fukushima wissen wir: Atomkatastrophen haben internationale Konsequenzen – es braucht einheitliche und strikte Überprüfungen durch unabhängige internationale Kontrollorgane“, sagt Reinhard Uhrig, Anti-Atom-Sprecher bei GLOBAL 2000

Besorgte Ingenieure – Whistleblower aus dem Bauprojekt AKW Mochovce – berichten weitere Sabotage und Schäden am Reaktor.  
Nach hastigen Teil-Reparaturen und Freigabe durch die slowakische Atomaufsicht soll der Reaktor bis Ende April auf volle Leistung gebracht werden – mit unberechenbaren Auswirkungen auf das ungetestete Equipment.

„Die slowakische Kriminalpolizei ermittelt wegen Pfusch in krimineller Absicht auf der Baustelle – Anfang 2020 rückte bei einer Razzia die Kripo mit einer Hundertschaft von Beamt:innen in den laufenden Reaktor ein und nahm mehrere Manager fest“, berichtet Reinhard Uhrig weiter. „Auch aufgrund von zwei Anzeigen von GLOBAL 2000 ermittelt die Kripo-Sondereinheit ‚Elektro‘ – besorgte Ingenieure aus dem AKW haben sich mit brisanten Informationen an uns gewandt, die wir der Kriminalpolizei übermittelten.“

Riskant und unzuverlässig

Der Mochovce-Reaktor mit Baubeginn 1985 ist und bleibt besonders riskant, da das Reaktorkonzept aus den 1970er-Jahren völlig veraltet ist und z.B. dem Absturz eines Flugzeugs nicht standhält, wie die statische Analyse eines Ingenieurbüros auf Basis von geleakten Bauplänen bestätigt. Die Reaktoren sind außerdem völlig von Atombrennstoff aus Russland abhängig und es kommt zu ungeplanten Abschaltungen, wie letztes Jahr in über der Hälfte der AKWs in Frankreich, wo wegen unvorhergesehener Rostfälle Risse in Notkühl-Leitungen repariert werden müssen.

Reform der Atomaufsicht nötig

Die kriminellen Machenschaften und der Pfusch am Bau in Mochovce wurde durch die slowakische Atomaufsicht nur stichprobenhaft überprüft – das ist aus einer Ingenieurs-Perspektive unverantwortlich, insbesondere für die Hochrisko-Technologie Atomkraft. Aktuell werden weitere beschädigte Signalkabeln des Reaktors repariert. Dies ist besorgniserregend, da der Reaktor bereits mit niedriger Leistung betrieben wird und Fehlfunktionen der Steuerleitungen zu schweren Zwischenfällen führen können. Zusätzlich wurden an weiteren Kühlwasserrohren der höchsten Sicherheitsklasse rostanfällige Verbindungen entdeckt, die aus krimineller Absicht geldsparend mit minderwertigem Material geschweißt wurden. Es gibt aber kein Durchgriffsrecht für lückenlose internationale Kontrolle der Verdachtsfälle – die nationale Aufsicht entscheidet allein über Inbetriebnahme oder Abschaltung des Reaktors. 

„Wir fordern Bundeskanzler Nehammer und Energieministerin Gewessler auf, das Problem-AKW Mochovce zur Chefsache zu machen, wie im aktuellen Regierungsprogramm angekündigt“, sagt Uhrig abschließend.

GLOBAL 2000 wird weiterhin die immer wieder auftretenden Vorfälle in Mochovce ans Tageslicht bringen und bei der slowakischen Kripo anzeigen – um damit für Kontrolle und Sicherheits-Upgrades zu sorgen, auch bei den ebenfalls schwerwiegenden Problemen beim Weiterbau von Reaktor 4.

Bereits nach der umfassenden Zensur von technischen Dokumentationen im Dezember 2017 hatte GLOBAL 2000 beim slowakischen Gericht Klage gegen die slowakische Atomaufsicht eingelegt, unterstützt von der slowakischen Rechtsanwalts-NGO Via Juris und Windkraft Simonsfeld – dieses Verfahren ist immer noch nicht abgeschlossen.

Ein Making-Off-Video der Aktion finden Sie hier.

Geschrieben von Option

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