Jedes Jahr landen in Österreich bis zu 790.790 Tonnen (Deutschland: 11,9 Mio. Tonnen) an vermeidbaren Essensabfällen auf dem Müll. Laut Rechnungshof tragen die Haushalte mit 206.990 Tonnen am meisten zu dieser Verschwendung bei.
Geschäftsmodelle, die gegen diese Verschwendung ankämpfen, finden aber noch wenig Beachtung, konstatiert Adrian Kirste, Partner der globalen Unternehmensberatung Kearney und Experte für Handel und Konsumgüter. Damit ist Österreich weit davon entfernt, das UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung, also eine Reduktion der Lebensmittelmittel-Verschwendung um die Hälfte, zu erreichen.
In der neuen Studie „Lebensmittelverschwendung reduzieren: Neue Geschäftsmodelle und ihre Grenzen“ hat Kearney die Aktivitäten des öffentlichen und privaten Sektors gegen Lebensmittelverschwendung untersucht und 1.000 Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Dabei wurde analysiert wie 70 Prozent der Verschwendung vermieden werden können.
Lösungen gegen Verschwendung von Lebensmitte: Nur jeder 10. kennt Dienste
Die Studie zeigt, dass die überwiegende Mehrheit des Lebensmittelabfalls aus privaten Haushalten (52 Prozent) stammt, gefolgt von der Lebensmittelverarbeitung (18 Prozent), Außer-Haus-Verpflegung (14 Prozent), der Primärproduktion (12 Prozent) und dem Handel mit vier Prozent.
Jeder Dritte der Befragten kennt Dienste zur Mahlzeitenplanung, Sharing-Plattformen und Zero-Waste-Stores. Doch nur jeder Dritte unter ihnen nutzt sie auch. Pantry-Tracking-Dienste, die einen intelligenten Einkauf ermöglichen sollen, sind im Gegensatz dazu kaum bekannt (10 Prozent der Befragten). Diese Dienste werden allerdings von denen, die sie kennen, häufig genutzt.
Bei der Frage nach der Effektivität schneiden die Modelle unterschiedlich ab: Sharing-Plattformen und Food2Food-Transformationsunternehmen gelten als besonders effektiv. Dagegen wird die Effektivität von „Ugly‑Food“-Geschäften und Zero Waste Stores als mittelmäßig eingeschätzt.
Die befragten Konsument*innen sehen bei Pantry-Tracking-Diensten und Diensten zur Mahlzeitenplanung die geringste Wirksamkeit in der Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung. Potenzial geben die Autoren von Kearney neben den Geschäftsmodellen, die auf Endkundinnen und -kunden zielen, auch den Geschäftsmodellen im B2B-Bereich, wie zum Beispiel Bioenergie- und Tierfutterunternehmen, da den relativ hohen Preisen der Endprodukte geringe Rohstoffkosten für die Produktion gegenüberstehen.
Die Befragten waren sich darin einig, keine Mehrkosten für Angebote zu akzeptieren, die die Lebensmittelverschwendung reduzieren. Die Autoren der Studie weisen daher auf die unverzichtbare Rolle des Staates hin und nennen Instrumente wie finanzielle Anreize, neue Qualitätsstandards, Bewusstseinsbildung, oder gezielte Verbote.