Es begab sich eines Tages, als ein Junge hoch gen Himmel flog. Er war gebunden an Flügel, Flügel aus Wachs, gemacht, um ihn hoch und höher zu tragen. Man hörte bloß ein Klatschen, als ein Körper, schwer wie Stein, auf dem Wasser zerbarst und unterging. „Habt ihr das gesehen?“ „Oh Gott wie schad‘, er war doch so ein Charismat.“ „Das hat man dann davon, wenn man mit Teufeln singt.“ Das Volk war schockiert und belustigt zugleich. Hatte man ihm doch gesagt, dass seine Flügel nicht zum Fliegen taugten. Doch der widerspenstige Bursch wollte halt nicht hören, und so kam’s, dass seine Einzelteile nun die Fische stören. Welch weltfremder Junggeselle, welch komische Figur. Geglaubt hatte er recht viel, doch nicht daran, was lag in seiner Natur. Hochgewachsen und athletisch, jung und stramm und gut aussehend. Ach was hätte aus ihm werden können, hätte er doch nicht gehabt, solch abstruse Ideen. Er hätte Sportler werden können, Olympionik vielleicht. Stattdessen beschloss er zu fliegen, über den großen Teich. „Das schaffst du nie, du Wicht. Dieses Wachs hält doch kein Gewicht. Hier nimm diese Maschine, dann fressen dich keine Delfine.“ Doch der Junge wollte nicht hören, auf die Kleingeister und Nischenhocker. Er wollte hoch und immer höher, dummer Junge halt. Also begab man sich auf den Dorfplatz, gerade so zur Mittagszeit, um dem Jungen zuzusehen. Begeisterung und Adrenalin waren förmlich zu sehen, als der Bursch sich anschickte zu gehen. Wenn er das könne, kann ich das auch. Doch welche Schande, er hat es nicht geschafft, wie zu erwarten auch. Wie kam er denn auf die Idee? Nun, denn zurück zum altbekannten Leben.

Jetzt habt ihr gehört was für euch ist wahr, doch was jedoch wirklich geschah, das wissen bloß wir.

Denn du, mein lieber Ikarus, hast deinen Höhenflug genossen, hast die Sonne scheinen sehn, wie keiner vor dir es je tat. Doch deinen Mut kannte man auf dieser Welt noch nicht, also schmolzen deine Flügel unter der Hitze des Wortgefechts. Sie wurden schwer und du mit ihnen. Deine Schreie hallten bis nach Vallhall wo all die mutigen Gestalten saßen. Doch auch ihre Gefährte wurden zu Blei und nahmen sie mit in eine Welt, fernab der unsren, ein Rätsel gar. So weiß ich doch sehr wohl, dass du mein Lieber keiner der ihren bist, doch eines verbindet euch gewiss. Wie Hummeln es nicht wissen, dass sie eigentlich nicht geboren sind zum Fliegen, so wisst auch ihr es nicht, dass ihr nicht alles können könnt. Oh, Ikarus was hast du nur getan, dein Leben fing doch gerade so erst an. Doch wie gut kann ich verstehen, was du hast gesehen, in der Welt so grau und starr. So hebt nun die Gläser, ihr weltfremden Träumer und Geträumten, hoch zum Himmel, wo mein Ikarus nun gen Sonne fliegt und lasset ein Prosit mich hören. Ein Prosit auf all die Mutigen, die keine Angst vorm Leben haben, und fragen was zu fragen sich sonst niemand traut. Hussa denen, die noch wahrlich leben und nicht untergehen im Strom der Gleichgesinnten. Mein lieber Ikarus so fliege hoch und immer höher bis nur die Mesosphäre deine Grenze ist und denk an mich und all die Taten, die wir zusammen vollbringen hätten können, wäre ich doch bloß ein kleines bisschen so wie du gewesen.

Doch ich war und bin nicht so wie du, und sitze nun an unsrem Tresen. Vor mir eine Flasche kühles Wasser, denn meine Sinne sind betäubt genug.

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Geschrieben von Julia Gaiswinkler

Darf ich mich vorstellen?
Ich wurde 2001 geboren und stamme aus dem Ausseerland. Aber der wohl wichtigste Fakt ist der folgende: Ich bin. Und das ist schön so. In meinen Geschichten und Erzählungen, Hirngespinsten und Funken von Wahrheit versuche ich, das Leben und dessen Magie festzuhalten. Wie ich dazu gekommen bin? Nun ja, schon im Schoße meines Großvaters, beim gemeinsamen Tippen auf seinen Schreibmaschinen, stellte ich fest, dass mein Herz dafür schlägt. Vom und fürs Schreiben leben zu können, das ist mein Traum. Und wer weiß, vielleicht geht dieser ja auch in Erfüllung...

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