Seit einiger Zeit steht die Befürchtung im Raum, dass die Digitalisierung Auswirkungen auf Beziehungen und die Sexualität der Menschen haben könnte. Diesen Zusammenhang untersuchte die Psychologin Heike Melzer 2019 durch ihre klinischen Beobachtungen aus ihrer Paar – und Sexualtherapie. Es lässt sich feststellen, dass es eine Zunahme an sexuellen Funktionsstörungen (vor allem unter jüngeren Männern), Zwängen, Süchten und sexuellen Abweichungen erkennbar sind.
Durch die Digitalisierung und oftmals sehr frühen Zugang zu pornografischen Inhalten bei Kindern und Jugendlichen entwickeln sich neue Störungsbilder, für die es noch nicht genügend Forschung gibt. Mittlerweile gibt es jedoch viele weitere Formen der Pornografie: von virtual Reality Technologien, zu 3D selbsterschaffenen Avataren, bis hin zu Dating Portalen, die zu jeder Zeit abrufbar sind.
Laut Melzer konnte sie vier Trends beobachten:
1. Sexuelle Funktionsstörung
Durch starke Reize von pornografischen Inhalten werden Zuschauer häufig konditioniert. Aus diesem Grund können sie auf die Realität nicht reagieren, wie sie es normalerweise tun würden. Der Nachlass der Leistung führt darüber hinaus zu Verunsicherungen auch bezüglich des Aussehens.
2. Quantitative Veränderungen sexueller Verhaltensweisen
Vor allem in Japan konnte eine Zunahme in Partnerschaften ohne Berührungen festgestellt werden. Dafür nahmen Süchte und Zwänge zu, vor allem durch Dating-Apps wie Tinder, auf der allein in Deutschland fünf Millionen Menschen unverbindlichen Sex suchen.
3. Qualitative Veränderungen sexueller Vorlieben
Die Gesellschaft wandelt sich und somit auch die Vorlieben der Menschen: Extreme Vorlieben und auch eine sinkende Zufriedenheit in der Partnerschaft nehmen scheinbar durch die Digitalisierung zu. Auch die Gewalt gegenüber Frauen wird durch das Schauen pornografischer Inhalte indirekt unterstützt.
4. Veränderungen von Paarbeziehungen
Die Paarbeziehungen verändern sich: die Scheidungsraten steigen und die Zufriedenheit in vielen Partnerschaften sinkt. Trotzdem gibt es durch Dating Apps auch einige neue Optionen und Freiheiten: offene Beziehungen und sexuelle Orientierungen werden heutzutage viel mehr toleriert.
Kann man etwas dagegen tun?
Auf jeden Fall. Obwohl die Beobachtungen der Psychologin erstmals beunruhigend sind, konnte sie ebenfalls einige positive Aspekte erkennen. Die sexuellen Funktionsstörungen der oftmals jungen Männer beispielsweise schienen sich nach einer pornografischen Abstinenz deutlich zu verbessern. Das heißt, dass das Verhalten das erlernt wurde, auch wieder verlernt werden kann. Zum Glück ist auch die Häufigkeit der digitalen Nutzung die eigene Entscheidung – dennoch ist weitere Forschung in diesem Bereich zukünftig von großer Bedeutung. Bis dahin gilt hin und wieder: Finger vom Handy!
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