Rote Rosen sind vor allem zum Valentinstag ein heißbegehrtes Produkt, das schon vor dem 14. Februar in allen Blumengeschäften ausverkauft ist. Viele meinen, die Blumen kommen aus den Niederlanden. Zum Teil tun sie das auch, jedoch wird ein großer Anteil der Blumen aus afrikanischen Ländern, wie beispielsweise Kenia importiert. In einer 2010 veröffentlichten Studie von Katrin Merhof wird das kenianische Arbeitsrecht und seine Umsetzung auf den Blumenplantagen untersucht.
Da Hilfsgelder für die ländliche Entwicklung gekürzt wurden, setzte Kenia seit den 1980ern auf die Blumenindustrie. So stiegen die Zahlen von 14.000 Tonnen Schnittblumen im Jahr 1990 zu 93.000 Tonnen die im Jahre 2008 exportiert wurden – vor allem nach Deutschland. Angestellte in der Blumenindustrie sind rund 500.000 Kenianer –vorwiegend Frauen arbeiten jedoch auf den Blumenplantagen, da sie meist eine schlechtere Schulbildung als Männer haben und eine billige Arbeitskraft darstellen. Ein günstiger Blumenstrauß freut zwar den europäischen Käufer, jedoch leidet die Umwelt unter langen Transportwegen und dem Einsatz von Pestiziden. Die größte Last tragen aber vor allem die Arbeitskräfte, dessen Arbeitsrechte oftmals verletzt werden.
Einige rechtliche Probleme der kenianischen Arbeitskräfte in der Blumenindustrie:
- Sprachverständnisschwierigkeiten im Arbeitsvertrag für die Arbeitsaufnahme: viele Kenianer die nur Swahili oder andere Stammessprachen kennen, verstehen die oft mündlich besprochenen Arbeitsverträge auf Englisch nicht.
- Der zwar meist eingehaltene Mindestlohn reicht für die Existenz vieler Familien nicht, vor allem weil die Arbeitnehmer Unterkünfte am Arbeitsplatz selbst von ihrem Lohn bezahlen müssen.
- Gesundheitliche Probleme (vor allem Rückenschmerzen, Erbrechen und geschwollene Beine) lassen sich auf die Nutzung der Pestizide, über die die Arbeitnehmer nicht aufgeklärt werden und gegen die sie meist keine Schutzkleidung bekommen zurückführen. Auch die monotone, belastende Beanspruchung des Körpers während der Arbeit verursacht Probleme – medizinische Unterstützung durch ihren Arbeitgeber erhalten die betroffenen meist nicht.
- Diskriminierung: diese kann aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer Meinung, Nationalität, Abstammung, Behinderung, Schwangerschaft, geistigem Zustand oder HIV Erkrankung auftreten. Insbesondere Frauen spüren die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Sie verdienen im Durchschnitt weniger als Männer und auch sexuelle Belästigung stellt ein großes Problem dar. Erforderlich wären eine bessere Ausbildung von Frauen und eine Aufklärung über ihre Rechte, um die Rolle der Frau in der kenianischen Gesellschaft dauerhaft zu verbessern – da hier jedoch, wie auch in Europa, die ganze Gesellschaft mitwirken muss, ist dies ein langwieriger Prozess.
Es gibt auch noch viele weitere Punkte, wie beispielsweise die massive Verschmutzung von Wasser durch die Blumenindustrie, wodurch Fischer und Anwohner ihre Lebensgrundlagen verlieren. Doch selbst wenn es Gesetzte gibt, werden diese oftmals nicht implementiert, aufgrund von Korruption oder mangelnder Kenntnis von Rechten. Solange europäische Blumenhändler von afrikanischen Handelspartnern niedrige Preise und eine hohe Flexibilität erwarten, ist eine Besserung laut Merhof nicht in Sicht. Der bevorstehende Valentinstag regt zum Denken an – wo kommen die Blumen her? Warum kosten sie so wenig?
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