Tenside, Formaldehyd, Parabene, Silikone und hormonell wirksame Chemikalien (EDC). All das findet sich in Kosmetikprodukten, die wir täglich verwenden. Die Auswirkungen sind vielfältig. Helmut Burtscher, Global 2000: „Die Störungen, die EDC hervorrufen können, reichen von verschiedenen hormon-assoziierten Krebsarten über Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Unfruchtbarkeit bis zu Fettleibigkeit, verfrühter Pubertät und zu Lern- und Gedächtnisschwierigkeiten“.
Die ebenfalls in Shampoos enthaltenen Tenside wirken schmutzlösend, sind für die Schaumbildung zuständig und sorgen dafür, dass Wasser und Öl vermischt bleibt. Oft werden in industriell erzeugten Produkten dafür PEG‘s (Polyethylenglykole) und ihre Derivate verwendet. Diese sind meist aggressiv, können zu Reizungen der Kopfhaut führen und machen die Haut außerdem durchlässiger für Schadstoffe. Synthetische Konservierungsstoffe wie Formaldehyd oder Parabene sind notwendig, um Shampoos, die ja zum Hauptteil aus Wasser bestehen, länger haltbar zu machen. Allerdings reizt das Formaldehyd Schleimhäute und Augen, in höherer Konzentration wird ihm laut einer WHO-Studie eine krebserzeugende Wirkung zugeschrieben.
Auch der Einsatz von Parabenen in Shampoos wird immer wieder mit unerwünschten Nebenwirkungen in Verbindung gebracht. Silikone lassen das Haar geschmeidig und gesund aussehen. Ihnen konnten bisher keine gesundheitsschädlichen Effekte nachgewiesen werden, sie sind aber wiederum für die Umwelt problematisch, außerdem auch für das Haar selbst: Das Silikon legt sich beim Waschen wie ein Film über das Haar. Zu häufige Anwendung führt zu einem „Versieglungseffekt“, das Haar wird schwer und trocknet unter dem Silikonmantel unbemerkt aus.
Die Alternative
Wer seinen Kopf „chemiefrei“ waschen will, kann heute aus dem Vollem schöpfen. Naturkosmetik aus Pflanzen und Kräutern boomt. In echten Natur-Shampoos werden die chemischen Komponenten, wie der Name schon sagt, durch natürliche Stoffe ersetzt und der Einsatz von Hormonen ist verboten. Viele Hersteller verfolgen außerdem einen ganzheitlichen Ansatz, oft sind solche Produkte Bio und es werden nicht nur gesundheitliche, sondern auch ökologische und Tierschutz -Aspekte berücksichtigt.
Naturkosmetik-Expertin Elfriede Dambacher: „Pflanzen haben eine enorme Power. Sie müssen sich vor Feinden schützen oder sich ihrer natürlichen Umgebung anpassen können. Dadurch entstehen Wirkstoffe, die sich die Naturkosmetik zunutze macht. Generell verzichten die Hersteller auf mineralölbasierte Rohstoffe und verwenden natürliche Substanzen, die wieder in den Naturkreislauf zurückgeführt werden können. Statt Paraffin und Silikon werden als Grundstoffe Pflanzenöle und -wachse eingesetzt, statt synthetischer Hilfsstoffe wird ein gekonnter Mix natürlicher Substanzen verwendet, statt Hightech-Substanzen aus dem Labor werden moderne, natürliche Pflanzenwirkstoffe genutzt. Die einzelnen Inhaltsstoffe verstärken gegenseitige ihre Wirkung – so entsteht ein Produkt, das mehr ist als die Summe der einzelnen Bestandteile.“
Gründlich & schonend
Die Naturshampoos der neuen Generation haben sich seit sie auf dem Markt sind stetig verbessert was Schaumvermögen, Kämmbarkeit, Fülle und Glanz angeht. Die Hersteller setzen neben der Reinigung auch auf die Pflege und Gesunderhaltung von Haaren und Kopfhaut. Experten raten, bei der Wäsche mit einem Naturshampoo die Kopfhaut gut zu massieren. So kann gründlich aber auch schonend gereinigt werden.
Natur-Shampoos schäumen meist etwas weniger als herkömmliche Produkte, trocknen dafür die Kopfhaut aber auch nicht aus. Nach dem Absetzen der konventionellen Pflege kann das Haar zunächst stumpfer und trockener wirken. Nach einer Umgewöhnungszeit von ein bis drei Monaten sollten Haar und Kopfhaut ihr Gleichgewicht wieder gefunden haben.
Im Gespräch mit Dermatologin Dr. Barbara Konrad
Natur-Shampoos: Top oder Flop?
Konrad: Meiner Ansicht nach ist ein Natur-Shampoo besser für die Kopfhaut und auch die Haare. Vorausgesetzt man verträgt die pflanzlichen Inhaltsstoffe.Kann es durch die Chemie in herkömmlichen Shampoos zu Beeinträchtigungen oder Allergien kommen?
Konrad: In den letzten Jahren zeigt sich ein Anstieg der kontaktallergischen Reaktionen auf Lyral, ein synthetischer Duftstoff, und Methylisothiazolon, ein Konservierungsstoff. Auch Sodiumlauretsulfat, das gerne wegen seiner schäumenden Wirkung als Zusatz verwendet wird, ist hautreizend und wirkt austrocknend. Diesen Wirkstoff würde ich auf alle Fälle meiden, wenn ich zu trockener Kopfhaut, die gerne auch einmal schuppt, neige.Gibt es Wirkstoffe in herkömmlichen Shampoos die Sie bedenklich finden?
Konrad: Ja. Zum Beispiel Parabene, die als Konservierungsstoffe in vielen Kosmetikprodukten eingesetzt werden.
Shampoos-Tipps
Öle für Haut & Haar
Ätherische Öle sind optimale Partner bei der Haarpflege und ein wichtiger Bestandteil der Naturshampoos. Jedes hat einen ganz eigenen Wirkungsbereich.Teebaumöl ist antibakteriell, wirkt gegen Schuppen und reinigt verstopfte Talgdrüsen.
Kamillenöl beruhigt die Kopfhaut, bekämpft ebenfalls die Schuppenbildung und bringt blonde Haaren zum Glänzen.
Sandelholzöl ist entzündungshemmend und beruhigt trockene und gereizte Kopfhaut.
Pfefferminzöl regt die Durchblutung der Kopfhaut und den Haarwuchs an.
Rosmarinöl reinigt die Kopfhaut besonders gründlich, stärkt das Haar und ist auch ein gutes Mittel gegen trockene Kopfhaut.
Zitronenöl wirkt besonders gut bei fettigem Haar und Schuppen.Greenwashing
„Greenwashing“ ist ein weit verbreitetes Problem. Denn: Nicht überall wo „Natur“ drauf steht ist auch Natur drin. Die Konkurrenz ist groß und viele Anbieter werben mit natürlichen Inhaltsstoffen, obwohl davon nur Bruchteile im Produkt enthalten sind. Eher verwirrend als aufklärend agieren dabei die vielen verschiedenen Gütesiegel. Denn prinzipiell kann jeder Hersteller eigene Richtlinien erarbeiten und seine Produkte zertifizieren lassen. Wer genau wissen will was in seinem Shampoo enthalten ist muss sich durch die Liste der Inhaltsstoffe lesen.