Autoimmunerkrankungen sind alles andere als selten und treten in unterschiedlichster Ausprägung auf. Allen gemeinsam ist der Krankheitsmechanismus, bei dem sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet und diese zerstört. Normalerweise greift die Immunabwehr bekanntermaßen Krankheitserreger oder sogar Krebszellen an, doch aus den verschiedensten Gründen kommt es bei einer Autoimmunerkrankung zu einer Art „Fehlprogrammierung“ der Abwehr. Es gibt sehr viele Erkrankungen dieser Art, deswegen fokussieren wir uns in diesem Artikel auf fünf von ihnen, die sehr häufig vorkommen und gut untersucht sind.
Es klingt wie ein schlechtes Drehbuch: Die Wächter, die normalerweise zuverlässig das eigene Anwesen gegen Eindringlinge verteidigen, fangen an, ebendieses zu plündern und zu zerstören. Exakt so funktionieren Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem plötzlich bestimmte Strukturen/Zellen des eigenen Körpers angreift. Um eine derartige Krankheit sicher zu diagnostizieren, bedienen sich Ärzte u. a. der sogenannten Autoimmunserologie, bei der bestimmte Autoantikörper sicher nachgewiesen werden können.
Diabetes mellitus Typ 1
Während der viel häufigere Typ-2-Diabetes häufig durch Ernährungsfehler und Übergewicht begünstigt wird, handelt es sich beim Typ 1 um eine klassische Autoimmunerkrankung. Normalerweise produzieren die sogenannten Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse das blutzuckersenkende Hormon Insulin. Beim Diabetes mellitus Typ 1 werden diese Zellen vom Immunsystem angegriffen und zerstört, sodass der Betroffene kein Insulin mehr produzieren kann und dies lebenslang durch Spritzen zuführen muss.
Schuppenflechte (Psoriasis)
Die Schuppenflechte ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung. Genau genommen greifen Immunzellen hier die Hornzellen (Keratinozyten) der oberen Haut an. Allerdings werden diese Hornzellen nicht etwas zerstört, sondern durch das Immunsystem zu einem unkontrollierten Wachstum angeregt. Dadurch entstehen die auffälligen Rötungen und Schuppungen. Verschiedene Salben, Lotionen und Kortison können die Erkrankung abmildern. In schweren Fällen kommt auch eine sogenannte Lichttherapie zur Anwendung.
Kreisrunder Haarausfall
Bei Haarausfall denkt man zunächst an ein sehr lästiges Phänomen, das im Alter zunehmen kann. Dass es sich dabei aber auch um eine Autoimmunerkrankung handeln kann, wissen längst nicht alle. Beim kreisrunden Haarausfall ist aber genau dies der Fall. Die kreisrunden kahlen Stellen am Kopf fallen optische natürlich stark ins Gewicht, weswegen diese auch als Alopecia areata genannte Erkrankung durchaus sehr belastend für Betroffene sein kann. Ursächlich ist eine Attacke des Immunsystems auf die Haarfollikel, wodurch die Haare schließlich ausfallen. Bis heute ist nicht klar, wie es zu diesem Phänomen kommt, gegen das aktuell nur Immunsuppressiva zur Verfügung stehen. Diese Medikamente unterdrücken das Immunsystem und lindern dadurch die Beschwerden.
Zöliakie
Auch die Zöliakie ist nach derzeitigem Wissensstand eine Autoimmunerkrankung. Es handelt sich um eine Lebensmittelunverträglichkeit, von denen es bekanntermaßen eine ganze Reihe gibt. Im konkreten Fall vertragen die Patienten kein Gluten. Eine Besonderheit hat die Zöliakie unter allen Autoimmunerkrankungen: Sobald auf glutenhaltige Speisen verzichtet wird, verschwinden auch die Beschwerden, die sich u. a. durch Blähungen, Durchfall und Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Schwäche und Gewichtsverlust zeigen.
Rheumatoide Arthritis
Ebenfalls zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen gehört die rheumatoide Arthritis, die besser unter dem Namen Rheuma bekannt ist. Die schmerzenden und zunehmend steifen Gelenke entstehen, indem sich das Immunsystem gegen die Gelenkinnenhaut richtet und dort für eine Entzündung sorgt. Therapeutisch wird oft auf eine Kombination aus Medikamenten, Physio- und Schmerztherapie zurückgegriffen. Damit lassen sich die Beschwerden meist wirkungsvoll lindern. Eine wichtige Bedeutung hat Kortison, um die Entzündungsschübe in den Gelenken einzudämmen.