Ein Künstler erzählt die Geschichten von Reisen, die tödlich enden
München. „Mann, gefunden nahe El Sarchal, Ceuta“, steht in schwarzer Schrift auf einem der Steine, die vor Peter Weismann auf dem Tisch liegen, „Ahmed“ auf einem anderen oder nur „N.N.“, Zeichen für eine*n der vielen Unbekannten, die im Mittelmeer auf der Flucht ertrunken sind.
Der Münchner Künstler Peter Weismann graviert die Namen der im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge auf Kieselsteine, die er an der Isar gesammelt hat.
Todesursache: Flucht
35.000 Opfer listete im Sommer 2019 das Buch „Todesursache Flucht“ auf. Menschen, die auf der Flucht über das Mittelmeer umgekommen sind, die meisten ertrunken, weil ihre überladenen Boote gesunken sind. Peter Weismann will, dass wir sie nicht vergessen.
Immer wieder geht der 76jährige an die Isar, sammelt die vom Fluss glatt geschliffenen Steine, bringt sie in seine Werkstatt unter freiem Himmel und graviert sie mit weiteren Namen oder den beiden Buchstaben N.N..
Migration ist kein Verbrechen
„Alle acht Meter“ legt er einen der beschrifteten Steine an die Isar zurück , von der Quelle des Flusses in den Alpen bis zur Mündung in die Donau.
„Migration ist Menschsein – kein Verbrechen“, sagt Peter Weismann. Sie sei „Teil der Menschheitsgeschichte seit Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden.“ Der Mensch wandere über die Erde auf der Suche nach Bedingungen, die sein Leben sichern. Verlagsbuchhändler Politologe und Theater-Regisseur Weismann will die Poesie und Ästhetik zeigen, die in der Geschichte dieser Menschen steckt und vor allem will er, dass wir nicht wegsehen, wenn Flüchtende im Mittelmeer ertrinken. „Mare Nostrum“, nennt er sein Landschaftskunst-Projekt. Es ist unser Meer.
Heuer arbeitet Weismann in Landshut weiter an seinem Projekt – wegen Corona „unter Ausschluss der Öffentlichkeit“