Wenn man mehr als 20 Jahre in der Onkologie tätig ist, sieht man so Einiges, was im System grundlegend falsch läuft. Spitäler beklagen überlaufene onkologische Ambulanzen, KrebspatientInnen beklagen anstrengende Wegzeiten ins Spital und lange Wartezeiten bzw. Verweildauer in den Tagesambulanzen. Was wir brauchen ist ein völliges Umdenken. Die Medizin sollte patientenorientierter werden und sich vermehrt zum Patienten „bewegen“. Aufbauend auf den – leider zu gering vorhandenen mobilen Palliativteams – sollte man couragiert ein Pilotprojekt starten, in dem Ärzte zu Krebspatienten nach Hause kommen (und z.B. die Blutabnahme vornehmen, die man für die Verabreichung der nächsten Chemotherapie braucht) und unter bestimmten Voraussetzungen auch Therapien zu Hause verabreichen können. So könnte man den (verständlicherweise) zunehmend frustrierten jungen ÄrztInnen eine motivierende und befriedigende Aufgabe geben und Krebspatienten sehr viel an unnötiger Warte- und Aufenthaltszeit ersparen und damit wertvolle Lebenszeit schenken, die sie besser verbringen können.
Doris Kiefhaber, Österreichische Krebshilfe