Framing ist ein Begriff aus der Sozial- und Kommunikationswissenschaft. Frames werden in Deutsch auch als „Deutungsrahmen“ bezeichnet. Es sind Frames in der Sprache, die uns suggerieren, wie die Inhalte zu interpretieren sind. Sie geben den Rahmen vor, wie wir Aussagen oder Fakten wahrnehmen.
So schreibt etwa Elisabeth Wehling in ihrem Buch „Politisches Framing – Wie eine Nation sich ihr Denken einredet und daraus Politik macht“, Folgendes: „Frames haben einen ideologisch selektiven Charakter. Sie bewerten und interpretieren gesellschaftliche und politische Gegebenheiten aus einer bestimmten Weltsicht heraus. Und sind sie erst einmal in unseren Köpfen aktiviert, leiten sie unser Denken und Handeln an.“
Dass sich Frames auf unser Handeln auswirken, wurde bereits wissenschaftlich bewiesen: Die Wissenschaftler Thibodeau und Boroditsky haben an der Stanford University ein Experiment durchgeführt, das den direkten Zusammenhang von Framing und Entscheidung nachweisen konnte. Dabei bekamen zwei Versuchsgruppen zwei verschiedene Texte vorgelegt. Die inhaltlichen Fakten waren in beiden Texten ident. Der Unterschied lag in den Metaphern, die für die ansteigende Kriminalität in einer fiktiven Stadt verwendet wurden, dem Framing. Ein Text handelte vom „Kriminalitätsvirus“, der andere behandelte das „Kriminalitätsraubtier“, das durch die Stadt zieht. Dieser Unterschied wirkte sich deutlich auf die Reaktionen der Probanden aus. Jene, die vom Virus gelesen hatten, entschieden sich vorwiegend für sozialpräventive Maßnahmen, während die Rezipienten des Textes über das Raubtier zu härteren Strafen und mehr Polizei zur Lösung des Problems tendierten.
Framing in der Praxis
Frames werden in der politischen Debatte gerne gezielt angewendet. Wenn zum Beispiel von der „Flüchtlingswelle“ die Rede ist, dann wird damit die Assoziation an eine Naturgewalt ausgelöst. Vor einer Flutwelle muss man sich schützen. Man muss Dämme und Barrieren bauen. Die Flüchtlingswelle wird gerne von politisch Rechtsstehenden verwendet, denn die Metapher entmenschlicht das Thema. Nur zu gerne werden Frames auch bewusst oder unbewusst von Medien übernommen. So wurde etwa das „Abebben des Flüchtlingsstroms“ in zahlreichen Schlagzeilen aufgenommen.
Ein weiteres Beispiel für Framing bietet auch das Thema Klimawandel. Der Begriff „Wandel“ beschönigt die Klimakrise als etwas, das sich ins Positive und Negative verändern kann. Der Wandel wirkt naturgegeben und nicht vom Menschen hausgemacht. Erst kürzlich postete die Klimaaktivistin Greta Thunberg deutliche Worte: “It’s 2019. Can we all now please stop saying “climate change” and instead call it what it is: climate breakdown, climate crisis, climate emergency, ecological breakdown, ecological crisis and ecological emergency?”
Worte sind also mehr als bloße Inhalte. Beim Framing geben sie auch Interpretationsrahmen vor und implizieren Handlungsvorschläge. Und das wird von verschiedensten Gruppierungen und Parteien gezielt genutzt. Deshalb schadet es nicht, Worte, Metaphern und Begriffe auf ihre Frames hingehend zu hinterfragen – egal von wem sie kommen. KB
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