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Smart Home: “Hallo Susi, ist noch Milch da?”

Das ganze Haus mit smarter Technologie und neuen Geräten aufrüsten oder Roboter die mühsame Haushaltsarbeit erledigen lassen? Im Haushalt der Zukunft haben wir die Qual der Wahl.

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Wie steht es um den IQ Ihres Kühlschrankes? Schreibt er schon Ihre Einkaufsliste, besorgt fehlende Produkte, macht Sie auf das abgelaufene Joghurt aufmerksam und liefert Ihnen auf Knopfdruck Rezepte zu vorhandenen Zutaten? Nein? Wäre ich ein Markenhersteller, würde ich Ihnen jetzt versichern, dass Sie künftig auf keinen Fall ohne einen solchen „Familienmanager“ auskommen werden. Tatsächlich taucht er schon heute an vorderster Front auf, wann immer es um Smart Home oder Internet der Dinge geht: der intelligente Kühlschrank. Doch was kann so ein Wunderwerk anno 2017 wirklich? Den Kalender der ganzen Familie anhand individueller Nutzerprofile synchronisieren zum Beispiel, ToDo Listen austauschen oder Nachrichten schicken. Die Wettervorhersage, Notizen oder Einkaufslisten nach Sprachanweisung auf den Screen holen und Bilder des – bisweilen trostlosen – Inneren via App ans Handy schicken. Um die willigen Käufer matchen sich derzeit vorrangig Samsung und LG. Wobei die Südkoreaner Amazons cloudbasierten Sprachdienst Alexa mit ins kühlschränkische Rennen schicken. Das ist jene persönliche Assistentin, die, wie Apples Siri, quasi eh alles weiß und kann. In diesem Fall Rezepte suchen, Musik abspielen, Artikel auf die Einkaufsliste setzen, Taxis bestellen.

Smart home: Vernetzung ist der Schlüssel

„Alexas und Siris Kinder, also sprachgesteuerte Assistenten, werden selbstverständlich“, sagt Christoph Kucklick, Saugroboterbesitzer, Soziologe und Autor des Buches „Die granulare Gesellschaft“. „Nicht-vernetzte Hausgeräte, Kühlschränke oder Reinigungsroboter, wird man in zehn Jahren nur noch im Museum finden.“ Beim Schweizer Think Tank GDI sieht man das ähnlich: „Schon heute sind mehr Dinge als Menschen im Internet vernetzt – miteinander und mit uns. Sie werden sinnlich und selbständig, lernfähig und vielleicht auch ein bisschen unheimlich.“, sagt Forscherin Karin Frick.

In Zahlen werden bereits 2020 weltweit über fünfzig Milliarden Gegenstände vernetzt sein – sechsmal mehr als es dann Menschen auf der Welt geben wird. „Autos (und ihre Bauteile), Brillen, Kleider, Kühlschränke, BHs, Heizungssysteme und Parkplätze denken dann mit und organisieren sich selbst.“ Das entscheidende, das neue Element am Internet der Dinge ist dabei nicht das Ding an sich, nicht einmal, was und wie die Dinge fühlen, hören oder sprechen können. „Entscheidend ist, dass sie vernetzt sind; mit uns, mit anderen Dingen. Aus isolierten Produkten werden vernetzte Dienstleistungen“, so Frick. Recht weit ist man damit, was den Haushalt betrifft derzeit allerdings noch nicht. Laut Webdesigner und Frontend-Entwickler Andreas Dantz steckt die Smarthome-Technologie noch in den Kinderschuhen. Es gäbe ein paar ausgereifte Insellösungen, aber die Vernetzung verschiedener Systeme stehe noch ganz am Anfang. „Jeder, der in diese Technik investiert, muss sich bewusst sein, dass wir noch vor einigen Umwälzungen stehen, die erfordern können, dass Hardware wieder getauscht werden muss.“ Namen haben die Inseln übrigens auch: Da gibt es Nest, die Heizungssteuerung von Google, das deutsche Gegenstück Tado, oder Hue, die vernetzten Lampen von Philips. Ein Zukunftsszenario? „Aktuell wird meine Wohnung nur beheizt, wenn ich zuhause bin, oder mich der Wohnung nähere“, erläutert Dantz, „In Zukunft können alle Systeme zusammenarbeiten. Dank Rollläden, automatischer Lüftung, intelligenterer Aufbereitung von Warmwasser usw. wird sich der Energieverbrauch unserer Häuser optimieren – bei gleichzeitigem Komfortgewinn.“

Smart home: Roboter haben die Nase vorn

Forscherin Frick ist allerdings sicher, bevor sich unsere Häuser in Smart-Homes verwandeln, ziehen erst einmal Roboter ein. „Ihr Einsatz ist einfacher und billiger als das ganze Haus mit smarter Technologie und neuen Geräten aufzurüsten und wird sich darum schneller durchsetzen.“
Zudem hätten Roboter den Vorteil, dass sie in jeder Wohnung eingesetzt werden können, unabhängig davon, wie vernetzt oder smart diese sei. „Sie werden in den Haushalten von morgen so normal sein wie heute Waschmaschinen und PCs. Der universal einsetzbare Roboter verrichtet Hausarbeiten ähnlich wie ein Mensch, er putzt, wäscht und kocht mit den Geräten, die vorhanden sind.“ Über die Frage, ob sie sich selbst einen zulegen werde, denkt sie nicht lange nach: „Sobald sie marktreif sind, werde ich mir einen kaufen“. Und tatsächlich könnte das mit der Marktreife bald soweit sein. Moley aus London, Roboterkoch, oder praktisch ausgedrückt ein Herd mit zwei beweglichen Armen, soll noch heuer auf den Markt kommen. Er schneidet Tomaten, brät Fleisch und hackt Zwiebel. Je nach Bedarf werkt er allein oder assistiert. 15.000 US-Dollar soll Moley kosten, 2.000 Rezepte beherrschen und lernfähig sein.

The Moley Robotic Kitchen – Mission & Goals

„My goal is to make people’s lives better, healthier, and happier,“ Moley founder and CEO Mark Oleynik. Visit http://www.moley.com/ to find out more about our project. Subscribe to the channel and follow us on social media: Facebook: https://www.facebook.com/moleyrobotics/ Twitter: https://twitter.com/MoleyRobotics LinkedIn: https://www.linkedin.com/company/moley-robotics Newsletter: http://eepurl.com/b2BXiH Are you ready to own the robotic kitchen?

Sein Erfinder Mark Oleynik ist guten Mutes: „Ich glaube, dass er irgendwann automatisch die richtigen Zutaten im Internet bestellen kann oder Rezeptvorschläge auf der Basis des Kühlschrankinhalts macht“. Auch von Soziologen Kucklick kommt ein klares Ja zu Robotern. „Saugroboter haben sich ja schon in vielen Wohnzimmern bewährt, in meinem jedenfalls, weitere Automaten rücken nach: um zu kochen, den Rasen zu mähen, Dachrinnen und Fenster zu reinigen, um Katzenklos zu leeren. Und wir werden die weitere Entlastung von Pflichten freudig annehmen.“

Smart home und die Gefahren?

„Die Angst vor Cyber-Eindringlingen wird die Furcht vor Dieben überschatten“, prophezeit Kucklick. Derzeit würden täglich Sicherheitslücken entdeckt, vom WLAN bis zu Lampen, sie ließen die neuen Technologien suspekt erscheinen. „Die Hersteller täten gut daran, sorgfältiger zu arbeiten, das eigene Heim wird als besonders verletzlich wahrgenommen, als Verlängerung des Selbst.“
Datenschutz, also die Respektierung der Privatsphäre, lässt sich das einbauen? Im Prinzip und mit entsprechendem Aufwand schon, so Kucklick: „Durch Anonymisierung, privacy by design und andere Technologien.“ Hier gelte es allerdings, sehr unterschiedliche Nutzerwünsche zu erfüllen: „Manche haben wenig Probleme, ihre Daten für Anwendungen freizugeben, andere sind sehr wählerisch. Diese Vielfalt zu ermöglichen und zu managen, ist eine große Herausforderung.“


Smart Home 2030

Der Schweizer Think-Tank GDI macht einen Blick in die Zukunft unserer Haushalte und stellt sechs Thesen auf:
1. Statt Hardware bestimmt die Software – 2030 werden Computer-Programme definieren, wie wir Wohnungen steuern, überwachen, organisieren. Statt komplexen Nachrüstungen braucht es für digitale Plug-and-play-Geräte nur noch einen Internetanschluss.
2. Tradition trifft auf Convenience – das digitale Wohnen wird gemütlicher – Unsere Wohnung wird wie ein Smartphone funktionieren, aber kein Science-Fiction-Haushalt sein. Denn je digitaler die Welt, desto stärker die Sehnsucht nach dem „Authentischen“. Technologische Innovation läuft unaufdringlich im Hintergrund.
3. Mehr Transparenz bringt Sicherheit – und neue Abhängigkeiten – Digitales Wohnen erzeugt enorme Datenmengen. Bewohner werden transparent und machen sich angreifbarer. Zugleich gibt es mehr Sicherheit: das Zuhause lässt sich jederzeit kontrollieren. Und es merkt, wenn mit Bewohnern etwas nicht stimmt.
4. Wohnen wird nachhaltiger und preiswerter – Infrastruktur, Geräte und Ressourcenverbrauch lassen sich im Smart Home von morgen effizienter steuern.
5. Rundum-Komfort wird wichtiger als die Immobilie – Je mehr Dienstleistungen rund ums Haus übers Netz abgewickelt werden, desto attraktiver wird das intelligente Heim. Der Einkauf wird automatisiert und vereinfacht; intelligente Kaffeemaschinen z.B. ersetzen die Kapseln bei Bedarf gleich selbst.
6. Vernetzung ist der Schlüssel zum Erfolg – Verschiedene Branchen vernetzen sich miteinander und mit Software-Playern. Der Enduser will nicht unzählige Apps, sondern nur eine zentrale Alleskönner-Plattform. Die hat sich bis jetzt aber noch nicht durchgesetzt.


Robo-Butler

Der Markt für Personal-Service-Roboter entwickelt sich rasant. Laut IFR (International Federation of Robotics) erreicht der Umsatz mit Robotern für häusliche Aufgaben aller Art in naher Zukunft einen geschätzten Wert von rund 11 Mrd. US-Dollar (2018-2020). Schon 2018 sollen 36 Millionen Haushaltsroboter verkauft werden – allem voran Staubsauger, Bodenwischer, Rasenmäher und Fensterputzer. Rund 290 der 700 registrierten Anbieter kommen aus Europa.

Der nächste logische Schritt ist der Einsatz von Robo-Butlern. Bereits 2010 stellte der koreanische Forscher You Bum Jae den 1,30 Meter großen Mahru-Z vor. Der konnte damals schon putzen, Wäsche waschen, Essen in die Mikrowelle stellen, einen Toaster bedienen, Essen servieren und Tassen abräumen. Allerdings war die Urmutter der Robo-Butler extrem langsam und feinmotorisch schlecht. Das mit der Feinmotorik funktioniert mittlerweile, Türen öffnen und Kühlschrank ausräumen ist kein Problem mehr für die Robo-Butler. Im Fokus steht daher momentan die Vielseitigkeit. Das europäische Forschungsprojekt CloPeMa etwa brachte einem Roboter bei, Wäsche zusammenzulegen und nach T-Shirt, Pullover oder Jeans zu ordnen. Mark Oleynik führte Robo-Koch Moley (Bild oben) zur Marktreife. Und dann gibt es noch den Baxter (Bild unten), den Robo-Butler des US-Robotikforschers Rodney Brooks, der den Markt neu aufmischen könnte. Bei ihm entfällt nämlich die aufwändige Programmierung neuer Aufgaben. Baxter bzw. seine Software schaut sich die Bewegungen einfach vom Nutzer ab und passt sie mit der Zeit immer besser an.


Butler-Systeme mit Sprachsteuerung für das smart home

Amazon Echo
Der Vorreiter mit hohem Marktanteil (ca. 70 Prozent) holt aktuell viele Drittanbieter an Bord, die Skills für Echo bzw. die Sprachassistentin Alexa bereitstellen, u.a. Spotify und Uber. Echo lässt sich bereits an andere System koppeln und die damit steuern, etwa Samsungs „Smart Things“ oder Philips „Hue-Lampen. Sprachassistentin Alexa wird als „virtuelles Familienmitglied“ positioniert.

Google Home
Der Suchmaschinenriese war nicht Erster auf dem Gebiet, besticht aber mit einigen Vorteilen: im Verständnis der natürlichen menschlichen Sprache ist Googles Assistant besser als Amazons Alexa, er kann zwei Stimmen unterscheiden und einem Nutzer zuordnen. Chromecast und Chromecast Audio lassen sich koppeln; integriert werden hauptsächlich eigene Angebote: zB. Maps, Translate oder der Kalender.

Microsoft Ivoke
Microsofts Ivoke für wird von Harman/Kardon gefertigt, was sich in der Soundqualität niederschlägt (drei Hochtöner und ein 360° Sound). Der sprachgesteuerte Butler hinter Ivoke heißt Cortana, die Einbindung von Drittanbietern gelingt Microsoft aber aktuell ebenso wenig wie Google, auch da koppelt man lieber eigene Dienste, wie Skype oder Office365.

Apple Home Pod
Apple setzt wie Microsoft auf die Audioqualität und will „die Musik zuhause neu erfinden.“ Die Sprachassistentin Siri unterliegt Googles Assistent wie auch Amazons Alexa. Bisher klappt es weder mit der Erkennung natürlicher Sprache, noch mit der logischen Verknüpfung verschiedener Suchanfragen. Siri dient im HomePod aktuell hauptsächlich zur komfortablen Sprachsteuerung, z.B. von Apple Music.

Foto/Video: Shutterstock.

Geschrieben von Alexandra Binder

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