Wie Dieselgate so Phonegate
Die Automobilhersteller hatten bei den Abgaswerten Ihrer Dieselmotoren mit Softwaretricks (Testmodous contra Alltagsbetrieb) betrogen => Dieselgate!
Genau so haben Hersteller von Smartphones, Tablets & Co durch messtechnische Tricks die SAR-Werte (Abstrahlung) ihrer Geräte nach unten manipuliert. In der Praxis treten so beim Nutzer 3-4 fach höhere Werte auf, als die Hersteller angeben => Phonegate!
Die französische Regierungsagentur Agence nationale des fréquences (ANFR) hat die Strahlungswerte Hunderter Handymodelle selber nach gemessen mit dem Ergebnis:
Neun von zehn Modellen, die seit 2012 getestet worden waren, überschritten die ausgewiesenen SAR-Werte teilweise deutlich und überstiegen damit zum Teil sogar die eh schon sehr hohen gesetzlichen Grenzwerte!
Der Clou: Die ANFR hat die Strahlungsintensität direkt am Gerät gemessen. So wie die handys in der Praxis von den meisten Leuten genutzt werden, also Telefonieren direkt am Ohr und Tragen am Körper.
Die Hersteller wiesen demgegenüber SAR-Werte aus, die in einem Geräteabstand von 25 bis 40 Millimetern vom Körper erhoben worden waren. Weil die elektromagnetische Strahlung quadratisch zum Abstand der Quelle abnimmt, sinken die ausgewiesenen Werte schnell deutlich ab. So konnten die Hersteller Telefone verkaufen, die eigentlich stärker strahlen als angegeben und die die Grenzwerte mit diesem Trick trotzdem einhalten…
In Frankreich hat dieser Skandal bereits Wellen geschlagen und es kam daher schon zu Rückrufaktionen. Viele Hersteller mussten Soft- und Hardware-Updates durchführen…
Dr. Marc Arazi von phonegatealert.org hat hierzu im Oktober 2019 sehr ausführlich auf dem internationalen Symposium „Biologische Wirkungen des Mobilfunks“ der Kompetenzinitiative in Mainz referiert:
International Phonegate scandal
Augenwischerei SAR-Wert
Hier muss man sich vergegegenwärtigen, die was mit SAR Wert (Spezifischer Absorptions- Rate) eigentlich gemeint ist und wie dieser Wert ermittelt wird.
Unter Spezifischer Absorptions- Rate stellt man sich eigentlich vor, wie viel Strahlung aufgenommen wird. Handys & Smartphones nehmen aber keine Strahlung auf, sie geben welche ab!
Ermittelt wird dieser Wert, indem ein physikalischer Körper, ein mit einer Kochsalzlösung gefülltes Messphantom, der Strahlung des jeweiligen Geräts mit desssen maximaler Sendeleistung in einem Abstand von 5 mm ausgesetzt wird. Aus der dadurch entstehenden Wärmewirkung im Phantom wird ermittelt, wieviel Strahlungswärme (Watt) pro kg Gewicht aufgenommen, also absorbiert wird – daher Absorptionsrate.
In der Praxis können die Werte geringer sein, da je nach Empfangssituation das Gerät eben nicht mit maximaler Sendeleistung arbeitet. Der aktuelle Grenzwert hier liegt bei 2 W/kg.
Allerdings ist die Messung in Watt / Kilogramm grob vereinfachend, auf individuelle Unterschiede im Körperbau und der Empfindlichkleit wird hierbei nicht eingegangen , ebenso wird nur die kurzfristige Wärmewirkung beachtet, langfristige biologische Wirkungen werden nicht berücksichtigt – ja sogar bewußt ignoriert.
Wobei man hier aber durchaus sagen kann – sofern reell gemessen wurde – je niedriger der SAR-Wert, umso weniger strahlt das Gerät. Allerdings muß man hier immer die jeweilige Empfangssituation sehen, bei schlechtem Empfang strahlen die Geräte dann „FullPower“, um überhaupt eine Verbindung aufbauen zu können. es empfiehlt sich, wenn überhaupt, die Geräte nur kurzfristig bei einigermassem gutem Empfang zu nutzen…
Parallelen Dieselgate – Phonegate:
So wie die Automobilhersteller krampfhaft an alter, überholter und erwiesenermassen umweltschädlicher Technik (Verbrennungsmotoren) festhalten, da sie diese Technik eben sehr weit entwickelt haben und Investitionen in neue Technologien wegen finanzieller Risiken scheuen, macht es die Mobilfunkindustrie genau so, in dem sie krampfhaft an der Technik der Datenübertragung via gepulster Mikrowelle fest hält und da mit allen, auch unsauberen Tricks arbeitet…
Von „Dieselgate“ zu „Phonegate“
Sammelklage in den USA gegen Apple und Samsung
Die Chicago Tribune testete mehrere Smartphones auf die abgegebene Strahlung hin. Dabei kam man zu dem Schluss, dass einige Geräte mehr Strahlung abgeben, als erlaubt ist, ja die gültigen Grenzwerte wurden sogar um bis zu 500% überschritten.
Die Anwaltskanzlei Fegan Scott LLC aus Atlanta ließ am 25.08.2019 verlauten, eine Sammelklage gegen Apple und Samsung eingereicht zu haben. Sie werfen den Konzernen vor, durch die vermeintlich (die Ergebnisse einer neuen Untersuchung durch die amerikanische Behörde FCC stehen noch aus) erhöhten Strahlenwerte werde die Gesundheit der Gerätenutzer zu gefährden. Außerdem sei die Werbung zu den Produkten irreführend und spiele die Gefahren von Strahlung, die durch Smartphones abgegeben wird, herunter, ignoriere sie sogar komplett. So wird Apple und Samsung vorgeworfen, mit Slogans wie „Studio in your pocket“ zu suggerieren, dass Smartphones risikofrei in der Hosentasche getragen werden können.
Die Klageschrift bezieht sich auf die Chicago Tribune sowie etliche Studien zur Schädlichkeit der Strahlung. Keiner der Kläger behauptet, tatsächlich eine Krankheit oder gesundheitliche Probleme erlitten zu haben. Stattdessen verklagen sie Apple und Samsung – zwei der drei größten Smartphone-Hersteller der Welt – „wegen Irreführung beim Kauf potenziell gefährlicher Geräte“.
Aufgrund dieser Entwicklung warnt Apple beim Iphone 7 davor, das Gerät direkt am Kopf zu benutzen…
Wegen starker Strahlung: Apple warnt vor iPhone 7
Apple und Samsung in USA wegen zu hoher Strahlenwerte verklagt
Fazit
Prinzipiell ist es am allerbesten, auf Drahtlos-Technik zu verzichten, also für Telefonate ein Schnurtelefon und für das Internet einen verkabelten Computer zu nutzen.
Wenn man allerdings ein Mobile nutzen muss (berufliche Gründe), so empfiehlt es sich, die integrierte Freisprechfunktion zu nutzen, und das Phone beim Telefonieren vom Körper weg zu halten. Eine Freisprecheinrichtung via bluetooth ist wegen der Funkbelastung abzulehnen und bei ener schnurgebundenen Freisprecheinrichtung kann das Kabel als Antenne fungieren…
Ebenso sollte das Mobile nicht körpernah (z.B. Hosentasche) getragen werden.
Bildquelle:
Phonegate: phonegatealert.org
Dieser Beitrag wurde von der Option-Community erstellt. Mach mit und poste Deine Meldung!
Vielen Dank für den (und vorangehende) Betrag. Leider ist vieles nach wie vor ungeklärt. Laut Handystrahlung.ch müsste zudem seit 2016 im Anstand von 0,5 cm gemessen werden. https://handystrahlung.ch/index.php
Tatsache aus eigener Erfahrung: Aktuell ist kein Top-Handy unter 1W/kg erhältlich. Alle Werte nach Handymodell (aber wohl Herstellerangaben!) https://handystrahlung.ch/sar.php
Hier der Link zum Tribune Artikel: https://www.chicagotribune.com/investigations/ct-cell-phone-radiation-testing-20190821-72qgu4nzlfda5kyuhteiieh4da-story.html
Und ein weiterer interessanter Artikel: https://www.20min.ch/story/niemand-kontrolliert-in-der-schweiz-die-handystrahlung-826787780469
Hallo Herr Melzer
Vielen Dank für die Zusatz-Infos!
Habe den Referenz-Artikel in meinem Blog (http://www.elektro-sensibel.de/news.php) entprechend aktualisiert.
Der von Ihnen erwähnte Abstand von 0,5 cm enstpricht den 5 mm, die ich erwähnt habe (10mm = 1cm) http://www.elektro-sensibel.de/downl_count.php?ID=2