Immer mehr Österreicher nehmen ihre Energiezukunft selbst in die Hand. Weitgehende Unterstützung finden sie dabei auf den Seiten der E-Control (www.e-control.at) Das Unternehmen ist seit der Liberalisierung der Energie-Märkte im Jahr 2001 als Regulierungsbehörde für die Aufstellung und Einhaltung von Regelungen für alle Marktteilnehmer in Sachen Energie verantwortlich.
Bei Strom hat sich die Wechselrate im vergangenen Jahr beinahe verdoppelt von 1,8 Prozent auf nunmehr 3,5 Prozent. Die Wechselrate bei Gas stieg 2014 auf 4,6 Prozent, im Jahr zuvor waren es 2,5 Prozent. Insgesamt suchten sich im vergangenen Jahr 206.206 Stromkunden – darunter 159.476 Haushalte – einen neuen Stromlieferanten. Ihren Gasanbieter wechselten 61.633 Kunden, darunter 58.514 Haushalte.
„Gewechselt wird ja nur der Lieferant. Der Netzbetreiber, also jenes Unternehmen, das für den sichern Betrieb des Netzes zuständig ist, bleibt gleich. Ganz egal, von wem man seinen Strom bezieht. An der sicheren Versorgung mit Strom oder Gas ändert sich durch einen Lieferantenwechsel nichts.“
Martin Graf, E-Control
Strom-Wechsler nehmen stark zu
„Das entspricht einem Plus von knapp 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Wirtschafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner zur neuen Marktstatistik der Regulierungsbehörde E-Control. „Damit wurden die höchsten Wechselzahlen seit der Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes erreicht, was auch den Wettbewerb am heimischen Energiemarkt verstärkt hat. Trotzdem haben wir bei den Wechselraten im internationalen Vergleich noch Luft nach oben“, sieht Mitterlehner weiteres Potenzial, das es zu nützen gelte.
Ein wesentlicher Grund für die positive Entwicklung bei den Wechselzahlen ist für Martin Graf, Vorstand des Strom- und Gasregulators E-Control, das hohe Einsparpotenzial. „Bis zu 510 Euro kann sich ein durchschnittlicher Haushalt pro Jahr mit dem Wechsel vom angestammten Versorger zum günstigsten Strom- und Gaslieferanten derzeit sparen. Das sind die höchsten Einsparungen seit der Liberalisierung“, betont Graf.
Immer mehr Anbieter
Auch die Zahl der Ökostrom-Anbieter hat sich in Österreich deutlich erhöht. 2013 haben insgesamt 81 Lieferanten Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien angeboten. Im Jahr 2012 waren es noch 56. Grünstrom boomt. Noch nie gab es so viele Ökostrom-Lieferanten wie heuer.
Die Gesamtabgabemenge aller Ökostrom-Anbieter (inklusive Landesenergieversorger, die reine Grünstromanbieter sind) hat sich beinahe verdoppelt (plus 90 Prozent) und lag 2013 bei 17.412 Gigawattstunden, 2012 waren es 9.184 Gigawattstunden.
100 Prozent Ökostrom?
Der durchschnittliche österreichische Strommix 2013 besteht laut Stromkennzeichnungsbericht der E-Control aus 78,58 Prozent bekannter erneuerbare Energieträger, 14,35 Prozent bekannter fossile Energieträger, 6,80 Prozent Strom unbekannter Herkunft (ENTSO-E-Mix) und 0,27 Prozent bekannter sonstige Primärenergieträger. Und von diesen erneuerbaren Energieträgern sind rund 68 Prozent Wasserkraft, gut fünf Prozent Windenergie, knapp vier Prozent feste oder flüssige Biomasse und knapp 1,5 Prozent sonstiger Ökostrom – unter anderem Photovoltaik-Strom mit etwa 0,4 Prozent.
Die heimischen Stromkonzerne haben viele Töchterunternehmen und Beteiligungen. Hier zeigt Global 2000 die Verbindungen der Unternehmen auf. Dazu die Stellungnahme von Reinhard Uhrig, Global 2000:
„Strom aus erneuerbaren Energiequellen wird in Österreich in beachtlich großer Menge produziert und verkauft. Aber: Grünstrombezug fördert nicht automatisch die Energiewende. „Ökostrom“-Produkte, die einfach nur auf alter Wasserkraft oder auf dem Handel mit Stromnachweisen beruhen, bringen weder die Energiewende voran, noch leisten sie einen zusätzlichen Beitrag zum Klimaschutz. Der Wechsel zu Ökostrom bewirkt nur dann einen zusätzlichen Umweltnutzen, wenn dadurch neue regenerative Stromerzeugungsanlagen entstehen, die sonst nicht gebaut werden würden.
Viele Grünstrom-Anbieter sind Tochterfirmen von konventionellen Anbietern (oder „grüne“ Konzerne mit „Strom aus Wasserkraft“ haben Tochterfirmen, die konventionellen „Dreckstrom“ vertreiben): Die Grünstrom-Sparten dienen der Profitmaximierung der Stromkonzerne und führen StromkundInnen dann in die Irre, wenn diese glauben, dass sie mit ihrem Strombezug zum Ausbau von erneuerbaren Energieträgern beitragen – der Profit aber an den konventionellen Konzern abgeliefert wird.
Wir empfehlen daher nur zertifizierte Ökostrom-Anbieter, die völlig auf den Stromnachweishandel verzichten, nur Strom aus erneuerbaren Quellen anbieten (weil sie ja keinen „dreckigen“ Strom umettikettieren können) und keine direkten oder indirekten Tochterunternehmen von „konventionellen“ Anbietern sind. Das sind österreichweit nur die Alpen Adria Energie (www.aae-energy.com) und die Oekostrom AG (www.oekostrom.at).“
Wer wirklich hundert Prozent grünen Strom anbietet ist aber oftmals nicht so einfach zu durchschauen. Gudrun Stöger, von der oekostrom AG klärt auf: „Neben den beiden unabhängigen Ökostrom-Anbietern oekostrom AG und Alpen Adria Energie (AAE) bieten viele Töchter etablierter Versorger 100 Prozent sauberen Strom an. Aus Sicht der oekostrom AG muss jedoch immer der gesamte Konzern im Auge behalten werden – eine „saubere“ Tochter auszugliedern, um dort grünen Strom zu verkaufen und an den restlichen Konzernstrukturen nichts zu ändern, ist den Konsumenten gegenüber nicht transparent und fair und macht auch im Hinblick auf ein Erreichen der Energiewende und der Klimaschutzziele Österreichs keinen Sinn.“
Atomstrom, nein danke!
Die Kennzeichnung der E-Control gibt Aufschluss über die Zusammensetzung des heimischen Stromes des jeweiligen Anbieters.
An Haushalte darf aufgrund der Gesetzesnovelle 2013 keinerlei Graustrom mehr geliefert werden. Und die Überprüfung im Rahmen der Stromkennzeichnung hat gezeigt, dass sich daran auch alle Lieferanten gehalten haben. Graustrom wurde 2013 nur an Industriekunden geliefert. Ab Ende 2015 ist es auch damit vorbei. Ab dann darf auch für Industriebetriebe kein Strom unbekannter Herkunft mehr ausgewiesen werden.
Strom unbekannter Herkunft bestand 2013 laut sogenanntem ENTSO-E-Mix (ohne Erneuerbare Energie) in Europa und damit auch in Österreich zu 37,47 Prozent aus Atomenergie (2012: 35,7 Prozent). Rein rechnerisch lag der Anteil von Atomstrom in Österreich im vergangenen Jahr bei 2,55 Prozent, 2012 waren es 2,59 Prozent. In den vergangenen Jahren ist der Atomstromanteil in der Alpenrepublik kontinuierlich gesunken
Ökostrom: So einfach geht es
Der Wechsel selbst funktioniert sehr einfach: Alle Strom und Gaslieferanten können im Tarifkalkulator der E-Control unter www.e-control.at/tarifkalkulator gefunden werden. Um zu wechseln müssen Sie nur ein Formular auf der Seite des Anbieters ausfüllen. Den Rest erledigt dieser für Sie.
An den technischen Einrichtungen ändert sich überhaupt nichts. Sie nutzen weiter den gleichen Zähler und die gleichen Stromleitungen wie vor dem Wechsel. Diese sind und bleiben Eigentum des Netzbetreibers. Als kostenlose Serviceleistung übernehmen Anbieter oft auch die Netzkostenabrechnung – das bedeutet der Netzbetreiber stellt die Rechnung für alle Netzdienstleistungen, Steuern und Abgaben direkt an ihren neuen Vertragspartner. Der bezahlt diese Rechnungen und verrechnet anschließend an Sie weiter.
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