Pellets

Rein äußerlich sind Pellets völlig unspektakulär, doch innen drinnen verbirgt sich ihre gewaltige Kraft: Mit einer Energiedichte von rund 4,8 kWh/kg (17.000 kJ/kg) entsprechen zwei Tonnen Pellets etwa 1.000 Litern Heizöl. Nicht umsonst gelten die kleinen Sägemehl-Pressungen damit als die Hoffnungsträger der umweltfreundlichen Energiezukunft. Denn das Ziel ist spätestens seit dem Pariser Klimaabkommen 2015 klar: Während fossile Brennstoffe in den nächsten Jahrzehnten als Energieträger verbannt werden müssen und der aktuell noch steigende Energieverbrauch gebremst werden soll, gilt es die verbleibende Lücke nahezu gänzlich mit erneuerbaren Energien zu schließen. Insbesondere Biomasse nimmt dabei in Österreich traditionell eine wesentliche Rolle ein: Stolze 57,7 Prozent beträgt der Anteil der Bioenergie mit Brennholz, Hackschnitzel, Pellets & Co bei den erneuerbaren Energien – deutlich vor der Wasserkraft. Auch beim Heizen in den heimischen Wohnungen haben die biogenen Energieträger inzwischen die Nase vorne: Mit 33 Prozent Marktanteil liegen sie seit 2012 deutlich vor Erdgas (24 Prozent), Heizöl (23 Prozent), Fernwärme (12,5 Prozent), Strom (3,9 Prozent) sowie Solarwärme und Wärmepumpen (zusammen 3,4 Prozent).

Pellets in Zahlen

Noch 1997 lag Österreichs Pellet-Produktionskapazität bei 5.000 Tonnen, seitdem sind Produktion und auch Nutzung stark gestiegen: 2015 wurden hierzulande bereits eine Million Tonnen Pellets produziert, 850.000 Tonnen verbraucht. Im gleichen Jahr verbrauchte damit jeder Österreicher im Schnitt rund 100 Kilogramm Pellets für Heizzwecke und liegt dabei gleichauf mit Dänemark, knapp hinter Schweden (120 kg). Doch die Bilanz ist nicht ganz so einfach: Österreich ist seit jeher Pellets-Netto-Exporteur: 2015 gingen 555.000 Tonnen ins Ausland, 369.000 Tonnen wurden v.a. aus Rumänien, Deutschland und Tschechien importiert.

Pellets entstehen in Österreich als Nebenprodukt der Holzindustrie und sind das Ergebnis der Verwertung von Sägemehl und Hobelspänen, die auf diese Weise zu einem hochwertigen Energieträger veredelt werden. Sägemehl und Hobelspäne fallen beim Schneiden/bei der Verarbeitung von Holz automatisch in großen Mengen an.

Der Erfolg von Biomasse in den letzten Jahre lässt sich abseits des ökologischen Gedankens vereinfacht so erklären: Insbesondere Pellets stellen eine saubere, zukunftssichere und vor allem günstige, preisstabile Alternative zu Heizöl und Gas dar. Nutzten 1997 nur 425 Österreicher Pellets zum Heizen, konnten 2014 bereits 117.841 Pelletskessel gezählt werden.
Die Nutzung der umweltfreundlichen Heiz-Alternative könnte auch noch rascher wachsen, aber: „Die Pelletproduktion dürfte sich in Zukunft wie in der Vergangenheit in etwa parallel zum inländischen Verbrauch entwickeln. Dieser ist unter anderem eine Funktion davon, wie ernst die Energiewende genommen wird, mit welcher Geschwindigkeit beispielsweise die derzeit noch rund 700.000 Ölheizungen in Österreich ersetzt werden“, meint dazu Christian Rakos, Geschäftsführer der Interessensgemeinschaft proPellets Austria.

Strom aus Pellets

Doch die kleinen Pellets haben auch noch größeres Potential: Aktuell wird an technischen Lösungen gefeilt, um Strom aus Nebenprodukten der Sägewerke zu erzeugen. Gemeint ist dabei die Kraft-Wärme-Kopplung im kleinen Leistungsbereich, die eine gleichzeitige Strom- und Wärmeproduktion ermöglicht. Hier herrscht noch Forschungs- und Entwicklungsbedarf, erste Heizungsmodelle sind jedoch schon am Markt. Und bieten in Zukunft vor allem eines: mehr Energie-Autonomie für die heimischen Haushalte. Erst kürzlich hat die Firma ÖkoFen die erste „große“ Strom erzeugende Pelletsheizung „Pellematic e-max“ bei einem Kunden in Betrieb genommen.

Vorurteile widerlegt

Alles schön und gut also – wenn da nicht zwei Vorurteile die grüne Zukunft trüben würden. Vorurteil eins: Übermäßige Nutzung von Holz sei kontraproduktiv, ja sogar umweltschädlich. „Nicht die Waldnutzung ist die Bedrohung für den Wald. Die wirkliche Gefahr für die heimischen Wälder ist der Klimawandel. Wir müssen die Ressource Wald nachhaltig energetisch nutzen, um den Bestand der Wälder langfristig zu gewährleisten“, kontert Rakos. Und: „Seit fünfzig Jahren erhebt die österreichische Waldinventur (ÖWI) den Zustand und die Veränderungen des österreichischen Waldes, ihre Daten geben Auskunft über dessen Stabilität und werden als Grundlage für Entscheidungen in der Wald- und Umweltpolitik herangezogen. Der Holzvorrat, das belegen Studien, steigt seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts stetig an. Naturschutz und die vermehrte Nutzung von Holz als Rohstoff und Energiequelle müssen sich nicht widersprechen.“ Und tatsächlich zeigen die Daten der ÖWI ein deutliches Bild: Österreich hält mit rund vier Millionen Hektar Wald einen Flächenanteil von 47,6 Prozent – samt jährlichem Zuwachs von 3.040 Hektar. Rakos: „In Österreich werden Pellets ausschließlich aus Sägemehl und Hobelspänen hergestellt. Für Pellets wird kein einziger Baum gefällt. In Europa werden nur etwa 2/3 des jährlich nachwachsenden Holzes geerntet – der Holzbestand im Wald wächst beständig an.“

Schlüssel Regionalität

Vorurteil zwei: Durch Importe von Pellets über lange Wege wird der ökologische Sinn konterkariert. Skeptiker meinen, dass Pellets zwar ein nachwachsender Rohstoff seien, dass aber bei der Bearbeitung und beim Transport auch CO2 emittiert wird. Das Beispiel des Welser Pelletherstellers Sturmberger widerlegt das für heimischen Pellets ganz klar: Dadurch, dass ausschließlich regional hergestellt und geliefert, Wärme zur Sägespäne-Trocknung von einer Müllverbrennungsanlage bezogen und energieeffizient produziert wird, kann eine 98,9-prozentige CO2-Reduktion gegenüber Ölheizungen erreicht werden. Fazit: Das Schlüsselwort bei der Pelletnutzung lautet Regionalität.

Wirtschaftsfaktor Pellets

Und diese Regionalität zeigt auch einen weiteren, großen volkswirtschaftlichen Vorteil: Der dezentrale Ausbau der erneuerbaren Energien generiert Steuereinnahmen in den Kommunen, schafft Arbeitsplätze und verbessert somit die Kaufkraft in der Region. In Deutschland hat Wärme aus regenerativen Quellen im Jahr 2012 rund eine Milliarde Euro generiert. Für Österreich gibt es eine Studie der Österreichischen Energieagentur, die die direkte regionale Beschäftigung durch die Energienutzung aus Biomasse quantifiziert. Im Vergleich zu anderen Heizsystemen, insbesondere solcher auf Basis Erdöl und Erdgas, ergibt sich mit den Zahlen für Pellets – 123 bzw. 217 Arbeitskräftestunden pro TJ, wenn das Pelletierwerk ebenfalls in der Region steht – ein eindrucksvolles Bild an regionaler Beschäftigungsintensität.

Vor- und Nachteile

  • Pellets sind der erneuerbare Energieträger, der die Wärmenachfrage des Haushaltes deckt. Für die Stromproduktion im kleinen Maßstab fehlen noch die wettbewerbsfähigen Technologien.
  • Pelletheizungen bieten höchsten Heizkomfort und Zuverlässigkeit.
  • Pellets sind ein genormtes, heimisches Naturprodukt mit hohem Heizwert und sauberer Verbrennung.
  • Pellets brauchen wenig Platz und können im adaptierten alten Öllagerraum gelagert werden.
  • Pelletfeuerungen können auch im Wohnraum platziert werden (Pelletkaminöfen oder Pelletzentralheizungskaminöfen) und schaffen durch den Feuerschein Wohnatmosphäre.
  • Pellets sind nicht nur wesentlich kostengünstiger als Heizöl und Gas, sondern auch preisstabiler.
  • Pelletheizungen werden in den meisten Bundesländern sowie vom Klima- und Energiefonds gefördert.
  • Pellets sind ein klimafreundlicher Brennstoff, weil sie nur so viel CO2 abgeben, wie Bäume beim Wachsen aus der Luft aufgenommen haben.
  • Holzpellets stehen für heimische Wertschöpfung und Arbeitsplätze und schaffen damit ein gutes soziales und Umweltgewissen.
  • Im Vergleich zu Öl- und Gasheizungen höhere Investitionskosten in die Anlage.

BruttoInlandsverbrauch Energie, Erneuerbare Energie & Biomasse

(Statistik Austria, Energiebilanz 2013)

BruttoInlandsverbrauch Energie
BruttoInlandsverbrauch Erneuerbare Energie
BruttoInlandsverbrauch Biomasse

 

Foto/Video: Shutterstock.

Geschrieben von Helmut Melzer

Als langjähriger Journalist habe ich mir die Frage gestellt, was denn aus journalistischer Sicht tatsächlich Sinn machen würde. Meine Antwort darauf siehst Du hier: Option. Auf idealistische Weise Alternativen aufzeigen – für positive Entwicklungen unserer Gesellschaft.
www.option.news/ueber-option-faq/

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