Abseits des Wunsches nach mehr Ökologie: Längst haben Klima-Maßnahmen auch einen rechtlich verpflichtenden Aspekt, der sich in den kommenden Jahren verstärkt auswirken wird. In Hinblick auf den Klimawandel und vereinbarte EU-Klimaziele ist die Bedeutung von nachhaltigem Bauen und Sanieren noch weiter gestiegen. Aus diesem Grund wurde 2012 der „Nationale Plan“ ins Leben gerufen, der bis 2020 stufenweise die Mindeststandards bei Energieeffizienz von neuerrichteten Gebäuden und größeren Sanierungen vorgibt. Damit gilt: Nachhaltiges Bauen ist rechtlich vorgeschrieben. In Hinblick auf Werterhalt des geplanten Hauses sollte dem Mindeststandard aber noch etwas daraufgesetzt werden.
Faktor Wirtschaftlichkeit
Tatsache ist: Das Argument, nachhaltige Gebäude würden sich nicht rechnen, stimmt nicht. (Option hat berichtet). Ein nachhaltiges, energieeffizientes Haus kostet im Idealfall nicht mehr als sein konventionelles Pendant. Wie bei allen Produkten gilt es vielmehr das richtige Unternehmen zu finden, das entsprechendes Know-how zu einem guten Preis anbietet. Doch auch Mehrkosten rechnen sich, denn angesichts künftig hoher Energiepreise sparen die nachhaltigen Gebäude über den Nutzungszyklus laufende Kosten gehörig ein. Unterm Strich steigt man finanziell günstiger oder zumindest gleich gut aus – mit einem guten Gewissen und weit größerem Wohnkomfort. Wer das nicht glauben will, kann sich umfassend informieren: Die Medienstelle für Nachhaltiges Bauen etwa (www.nachhaltiges-bauen.jetzt) liefert dazu zahlreiche Studien und Berechnungen sowie Analysen von bereits bewohnten Gebäuden.
Faktor Ökologie
Dass sich Nachhaltigkeit ökologisch auszahlt, sollte im Jahre 2016 eigentlich unumstritten sein. Doch auch hier macht sich immer wieder Skepsis breit, etwa was die ökologische Sinnhaftigkeit von Wärmedämmung, ganz speziell Polystyrol, betrifft. Auch hier liegen längst die Fakten auf dem Tisch: Zwar sind Wärmedämmverbundsysteme wie EPS-Platten tatsächlich Erdölprodukte, allerdings bestehen sie zu 98 Prozent aus Luft und nur zu zwei Prozent aus Polystyrol. Der Öleinsatz in Dämmungen amortisiert sich daher binnen kurzer Zeit deutlich, da ein Vielfaches an Heizöl oder dessen Äquivalent eingespart wird. Das Fazit: Nicht zu dämmen ist umweltschädlich. Abseits davon stehen zahlreiche alternative Dämmstoffe zur Auswahl, auch aus erneuerbaren Rohstoffen.
Faktor Versorgungssicherheit Energie
Und noch ein großes Plus bringen zahlreiche nachhaltige Gebäudekonzepte: Durch den Einsatz von Photovoltaik, Solarenergie, Geothermie und Co. Ist auch energetisch für die Zukunft gesorgt. Dabei muss man nicht komplett auf Energieautarkie setzen. Das vielversprechende Kredo lautet Energieeffizienz in Kombination mit ein wenig eigener Energieversorgung. Das lässt sich bis zum aktuellen Ideal Plus-Energie-Gebäude treiben: ein Haus, das mehr Energie erzeugt, als es verbraucht.
Nationaler Plan
Im Rahmen eines „Nationalen Plans“ wurden vom Österreichischen Institut für Bautechnik (OIB) für die Jahre 2014 bis 2020 steigende Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz bei Neubau und Sanierung erstellt. Die OIB-Richtlinie 6 definiert so schrittweise im Zwei-Jahres-Takt die baurechtlichen Standards, bis im Jahr 2020 die Werte eines Niedrigstenergie-Gebäudes erreicht und somit baurechtlich gültig sind. Die Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz können entweder über eine bessere thermische Qualität der Gebäudehülle oder über den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energieträgern erreicht werden.
Alle neuen Gebäude müssen daher ab 2020 „nahezu energieautark“ (Fast-Nullenergie-Häuser) sein, öffentliche Gebäude sogar schon 2018. Für größere Sanierungen, die über 25 Prozent der Gebäudehülle betreffen, sind thermische Mindeststandards zwingend vorgeschrieben. Zur besseren Abbildung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden sind zusätzliche Energiekennzahlen notwendig, die über den Heizwärmebedarf (HWB) hinausgehen. Bei Verkauf und Vermietung sind Energieeffizienz-Indikatoren anzugeben, in Österreich seit 2012 die Werte des Energieausweises.
Nachhaltige Gebäudekonzepte
Darüber hinaus stehen mehrere Gebäude-Konzepte zur Wahl, die alle viele, teils unterschiedliche Vorteile für Mensch und Umwelt bringen. Dabei kann man sich für ein Konzept entscheiden, oder technische Elemente und Funktionen frei kombinieren. Schlussendlich zählt aber das technische Know-how der beauftragten Fachleute, um die Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Denn: Ein modernes Gebäude ist heutzutage ein HighTech-Produkt.
Wertigkeit
Zum Verständnis beim Vergleich der Gebäudekonzepte gilt folgende Wertigkeit: Niedrigstenergiegebäude markiert den Mindeststandard des nachhaltigen Bauens. Danach folgen Passivhaus und Sonnenhaus, deren Konzepte „Energieeffizienz vs. Sonnenenergie“ recht unterschiedlich sind. Das Plus-Energie-Haus, das mehr Energie erzeugt als verbraucht, gilt aktuell als weitreichendste Lösung.
Gebäudekonzepte: Das Niedrigstenergiehaus
Das Niedrigstenergiehaus, das dem künftigen Baustandard entspricht, zeichnet sich durch eine ausgezeichnete thermische Gebäudehülle aus. Es kommt dem Passivhaus in Sachen Energieeffizienz und Luftdichtheit recht nahe. Nicht zwingend erforderlich, aber empfohlen sind der zusätzliche Einsatz von erneuerbarer Energie wie Photovoltaik oder Solarenergie sowie eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung.
Ebenfalls Teil des Konzeptes sind eine kompakte Bauweise, um Wärmeverluste zu reduzieren, die Ausrichtung zur Sonne sowie die Vermeidung von Wärmebrücken.
Nach der EU-Gebäuderichtlinie muss ab 2018 jedes öffentliche Gebäude und ab 2020 alle Gebäude „nahezu energieautark“, eben Niedrigstenergiehäuser oder „NearlyZeroEnergy Buildings“ sein.
Gebäudekonzepte: Das Passivhaus
Die Ansprüche an das Passivhaus sind schon wesentlich höher: Um den Wärmebedarf von unter 15 kWh/m².a (nach PHPP) zu erreichen, sind bei Bauteilen die jeweiligen Passivhaus-Standards zu erfüllen, etwa bei Fenstern ein Wärmedurchgangskoeffizienten U-Wert von mindestens 0,80 W/(m²K)) und bei der Wärmedämmung ein U-Wert von 0,15 W/(m²K). Aufgrund der besonderen Luftdichtheit (Test mit Unter-/ Überdruck von 50 Pascal kleiner als 0,6 Hausvolumen pro Stunde) ist eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung erforderlich. Im Passivhaus werden mindestens 75 Prozent der Wärme aus der Abluft über einen Wärmeübertrager der Frischluft wieder zugeführt, wodurch ein behagliches Innenklima ohne separates Heizsystem und ohne Klimaanlage erreichbar ist. Lüften darf man trotzdem.
Die Passivhaus-Technologie gibt es seit mehr als 20 Jahren. 1991 wurde das erste Projekt in Deutschland umgesetzt. In Österreich entstand das erste Passivhaus im Jahr 1996 in Vorarlberg (Sonnenplatz, 2006). Bis dato (Stand: 2010) gibt es in Österreich rund 760 dokumentierte Passivhäuser. Da nicht alle Objekte dokumentiert werden, liegt die „Dunkelziffer“ der bestehenden Passivhäuser deutlich höher. So wird die Anzahl der existierenden Passivhäuser auf 6.850 geschätzt, Tendenz steigend.
Gebäudekonzepte: Das Sonnenhaus
Das Konzept des Sonnenhauses unterscheidet sich stark von dem der anderen. Hier steht nicht Energieeffizienz im Vordergrund, sondern die starke Nutzung von kostenloser Sonnenenergie. Durch die Speicherung der Wärme mittels gedämmter Wassertanks kann die Sonnenenergie ganzjährig für Warmwasser und Raumwärme genutzt werden. Im Winter unterstützen kleine Kamin- oder Pelletsöfen. Rahmenkriterien für das Sonnenhaus sind eine gute Wärmedämmung, mehr als 50 Prozent solare Deckung von Heizwärme und Warmwasser sowie Zuheizung nur durch regenerative Energiequellen wie Holz.
Der Begriff wurde vom Sonnenhaus-Institut in Straubing (D) geprägt. Das erste vollumfänglich mit Sonnenenergie beheizte Wohnhaus Europas wurde 1989 in Oberburg in der Schweiz errichtet.
Gebäudekonzepte: Das Plus-Energie-Haus
Das Konzept des Plusenergiehauses entspricht im Wesentlichen dem des Passivhauses. Durch die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Solarthermie oder Geothermie wird jedoch insgesamt eine positive Energiebilanz erreicht, sprich ein Überschuss an Energie erzeugt. Die benötigte Energie für Heizung und Warmwasser wird im oder am Haus selbst gewonnen.
Ist die Bilanz ausgeglichen spricht man von einem Nullenergiehaus. Gebäude die keinerlei externe Energie benötigen gelten als energieautark.
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Hallo!
Bin fast gegen Dämmung mit Styropor. Dadurch wird das Haus nur luftundurchlässig, wird ja auch noch getestet. Ist schlecht für die Mauern. Es gibt genug andere Dämmarten, Schafwolle, Mineral, Hanf, Flachs, … die eine Atmung der Mauern erlauben.
Durch die sonst zwingende Lüftung/Wärmerückgewinnung gibt es nur Probleme mit Bakterien/usw. in der Lüftungsanlage.
Und außerdem ist das Recycling unproblematisch.